USA - Go west!

Aktualisiert am: 16. Januar 2020

 

Die einzige Micky Maus in Orlando, die wir zu sehen bekommen: Ein Flyer im Mietauto...
Die einzige Micky Maus in Orlando, die wir zu sehen bekommen: Ein Flyer im Mietauto...

 

Mittwoch, 02.10.2019: Nach 1 1/2 jährigen Vorbereitungen, zig to-do-Listen parallel im Kopf über Monate und auch bis zum Schluss noch einigem Organisationskram ist es tatsächlich soweit: Wir gehen auf Weltreise! Ganz unwirklich irgendwie, kommt mir so vor, als würden wir einfach nur in den Urlaub fahren, obwohl die ganzen Vorbereitungen dem in keinster Weise entsprechen. Wie will man sowas auch in den Kopf bekommen….?

 

Wir haben unsere Familien verabschiedet, unsere Hamburger Wohnung und mein Auto verkauft, unsere Sachen untergebracht und sitzen nun im Flieger nach ORLANDO, FLORIDA.

 

Schon im Landeanflug, als ich das lange Straßenband sehe, dass sich durch die floridianische Landschaft zieht und auf dem die Autos aus der Entfernung nur sehr langsam voran kommen, kommen mir kurze Momente, in denen ich mir denke „Sind wir denn wahnsinnig? Mit dem Auto um die Welt fahren, bekloppt eigentlich…“.

 

In Orlando angekommen, verspreche ich mir davon, bereits am Flughafen von lauter Micky Mäusen umringt zu werden, schließlich ist hier Disney World zu Hause mit riesigen Arealen quietschig bunter Funparks. Aber nee, ist mehr ein nüchternes 90er Jahre-Exemplar, der Fliegerhorst. Dafür werden wir mit lauschig warmer, nach Süden duftender Luft empfangen - es ist mittlerweile dunkel geworden.

 

Auf der Strecke bis zu unserem Hotel ist schon einiges los. Wirkt wie beim Hamburger Dom auf eine ganze lange Straße verteilt. Überall Fahrgeschäfte. Und das Dollste: lauter von unten angeleuchtete Palmen und Bäume, Lamellenjalousien und diese tolle Temperatur. Wirkt wie in Los Angeles. Da bin ich schonmal begeistert!

 

Und es wird jetzt schon deutlich, sie sind wieder einmal unfassbar freundlich, die Amerikaner. Ist auch vollkommen egal, was sie für einen Job machen, sie sind offen, hilfsbereit und immer nett!

 

In der Hotelbar stoßen wir erstmal auf unsere große Tour an. Auf eine wunderschöne Reise! Prost!

 

Unser erster Morgen in Florida beginnt früh. Der Nebel wabert noch um die Bäume. Um für den Tag gewappnet zu sein, gehen wir erstmal Torbens Lieblingsfrühstück verputzen: Pancakes!

 

 

Der restliche Tag verspricht aufregend zu werden, und er wird’s leider auch. Wir fahren nach BRUNSWICK, GEORGIA, um unseren Weltreisecamper aus dem Hafen abzuholen. Aber jemand von der Verschiffungs-Agentur hat ein Papier verschusselt, zu spät nachgereicht und damit sind wir im Auslieferprozess wieder nach hinten gerückt. Leider sind wir davon nicht informiert worden und es heißt, vielleicht können wir das Auto heute rausholen oder vielleicht auch erst in zwei Wochen. Echt jetzt!?! Wie lange also den Mietwagen verlängern, wie lange ein Hotel währenddessen buchen??? Nach diversen Telefonaten (über die deutsche SIM-Karte…) und Gezeter bekommen wir die ominöse EPA dann doch noch heute, aber jetzt fehlt daraufhin wiederum eine Freigabe von irgendeiner Behörde. Soll eine Stunde dauern, tatsächlich braucht es aber einen ganzen Tag.

 

 

Bis dahin lassen wir irgendwann Behörden Behörden sein und fahren solange auf die GOLDEN ISLES vor Brunswick. ST. SIMEONS ISLAND hat einen wunderschönen Park (Frederica) mit ganz vielen von Spanish Moss (so sagen sie hier) überwachsenen Lebenseichen. Ich muss hier ständig daran denken, dass hier der perfekte Ort ist, um Halloween zu feiern. Total toll! Selbst auf den Klos hier riecht es nach Zimt und Pumpkin Spice. Es ist ganz friedlich hier, das überträgt sich sogar auf mich und irgendwann ist mir der Hafenpapierkram auch egal. Kaum gedacht, bimmelt das Telefon und das letzte Stück Papier ist da. Wir können unser Auto holen! Im Hafenbüro hat uns die Büroangestellte - eine echte Südstaatenlady - schon vermisst. Die ist klasse, hat mit ner super Art ihre Leute echt gut im Griff. Müsste sie am Wochenende nicht arbeiten, hätte sie uns mitgenommen und uns erstmal bekocht. Hätten ja nix auf den Rippen. Da müsste ja was drauf…

 

 

Endlich können wir Jolly Jumper wieder in Empfang nehmen. Dafür, dass das hier angeblich ganz einfach gehen sollte nach dem Motto, hinfahren, Papiere zeigen, rausfahren, war es dann doch ganz schön mühselig. Ist ja schließlich keine Bananenrepublik und Autoimporte hier die Regel. Aber hat ja dann doch geklappt. Weiß man ja nur vorher alles nicht… Und wenn ich dann den vor zwei Wochen gesunkenen Autotransporter sehe, der immer noch zur Seite gekippt in der Flussmündung liegt, denke ich „Och, haben ja ganz schön Glück gehabt“!

 

Wir fahren nun nach JEKYLL ISLAND auf nen Campingplatz, erstmal alles zurechtrödeln und mal ankommen. Wir werden auch gleich von Kanadiern und Amerikanern umringt, die alle das Auto bewundern. Sowas kennen sie hier nicht. Meist geht hier nur groß, richtig groß. Ständige Daumen hoch und Fragen über die Reise und das Fahrzeug. Manche kriegen sich gar nicht wieder ein. Ist echt ein Phänomen. Und so geht’s täglich weiter, wo wir stehen oder auch fahren. Schön, wenn sich hier alle so mit einem freuen.

 

Gleichzeitig erzählen wir dadurch häufig von der geplanten Route und was wir so vorhaben, aber im Kopf ist es immer noch nicht angekommen. Es ist ein ganz merkwürdiges Gefühl, dass wir jetzt für so lange Zeit unterwegs sein wollen und dieses Großprojekt tatsächlich gestartet haben. Braucht wohl noch ein bisschen, das zu realisieren… Was wir allerdings auch erstmal realisieren müssen, ist, dass wir jetzt plötzlich nur noch auf einer einstelligen Quadratmeterzahl wohnen mit ziemlich niedriger Deckenhöhe bei geschlossenem Dach. Das gibt in der ersten Zeit ein paar Beulen am Kopf…

 

@ Ralf & Team: wenn die Amerikaner könnten und die Importkosten (wie man uns erzählt) nicht so hoch wären, die Leute würden Euch die Bude einrennen!

 

 

Einen fantastischen Strand haben die hier - Driftwood Beach. Einige umgestürzte, kahle Bäume liegen am Strand. Ein paar trotzen noch den Wellen. Da ich noch im Jetlag-Modus bin, wache ich sowieso gegen 6:00 h morgens auf und nutze die Chance, bei Sonnenaufgang dort Fotos zu machen. Fantastisch! Die Stimmung dort ist toll, weil alle Fotografen, die sich dafür so früh aufgemacht haben, ganz ruhig und andächtig sind, alle ganz respektvoll umeinanderher gehen, um ja keinem ins Bild zu laufen. Ist ja andernorts fast nicht mehr möglich, ohne dass sich andere direkt vor einen schieben, um ein Selfie zu machen. Sind auch schöne Gespräche hier, macht Spaß. Der Sonnenaufgang selbst ist großartig, die Bäume malen ihre schwarzen Umrisse vor den gelb-rot-blauen Himmel mit schönen Wolken. Am nächsten Tag wiederum setzt die Flut die Bäume unter Wasser, die jetzt wirken, als würden sie gegen Wind und Wellen ankämpfen.

 

 

Ein weiteres herausforderndes Experiment ist es, eine amerikanische SIM-Karte zu bekommen. Insgesamt sieben Läden müssen wir abklappern, bis wir die Infos haben, wie das hier läuft und v.a. bis auch endlich mal eine dieser dusseligen SIM-Karten funktioniert.

 

Nach Brunswick geht’s wieder südlich Richtung FLORIDA. Kommen doch nicht so weit wie gedacht, die amerikanischen Entfernungsdimensionen sind ja doch andere. Im Norden ist es - wie in Georgia - noch sehr feucht und warm. Die Mücken und anderes beißwütiges Fliegezeug mit putzigen Spitznamen wie „Noseeums“ mögen uns. Wir testen uns entsprechend durch die Produktpalette an Insektenschutzmitteln, bis wir was gefunden haben, das uns das meiste vom Hals hält (sofern er eingesprüht ist). Die Vegetation ist aber trotzdem faszinierend, weil es genau diese Dauerfeuchte widerspiegelt mit dem überall von den Bäumen hängenden Moos, oder was es auch immer ist. 

 

ST. AUGUSTINE sei schön, weil es das älteste Städtchen der USA sei. Ist auch irgendwie schön, aber es wirkt gleichzeitig wie eine touristische Hollywoodkulisse, bei der man nicht weiß, was nun eigentlich alt ist und was nur nachgebaut. Die Wohnviertel um das Zentrum herum und auch das College machen dagegen tatsächlich den Eindruck von historischen Bauzeiten. 

 

 

Im Inland hat Florida viele natürliche Quellen mit türkisfarbenen Seen und drumherum jede Menge Sumpflandschaft. Sieht toll aus! Das Wasser wirkt karibisch warm, ist aber arschkalt! Lohnt sich aber. Da die Quellen oft in State Park-Gegenden liegen, kombinieren wir gleich Türkis gucken und baden mit übernachten. Frei irgendwo stehen ist in Florida nicht wirklich angesagt. Auf Walmart Supermarktparkplätzen ist es oft möglich, aber in dem Modus sind wir noch nicht, das als Stellplatz anzuerkennen.

 

 

Dementsprechend stehen wir eines Nachmittags in einem Park in LAKELAND und beratschlagen über den nächsten Übernachtungsstandort, da werden wir wieder von einem Herrn angesprochen. Er ist mit seiner deutschen Frau und deren Freundin hier. Er war selbst auch jahrelang beruflich in Deutschland. Wir kommen ins Gespräch und erhalten die Gelegenheit, bei einer der beiden Mädels vor dem Haus zu stehen und dort zu übernachten. Den Rest eines Wagenrads Pizza bekommen wir noch obendrauf. Wir brauchen also nicht mal mehr was kochen. Wahnsinn, das passt ja alles heute! Und einen netten Abend gibt’s auch noch dazu.

 

@ Melanie: vielen Dank nochmal und viel Glück, Du weißt schon…!

 

 

Übrigens: hier ist Bärengebiet!!! Das zeigen zumindest die Hinweisschilder am Straßenrand und die Plakate sowie Anti-Bären-Mülltonnen etc. in den Parks. Glauben kann ich das nicht. Die verbinde ich mit den nördlichen US-Staaten und Kanada, aber noch nicht mit dem schwül-warmen Florida. Und wenn, dann können die mit dem dicken Fell bei der Hitze ja wohl kaum geschwindigkeitsmäßig in Wallung kommen, oder? Wenn die nen Touri sehen, dann denken die doch bestimmt nur „Bloß nicht zu viel bewegen“. Nach Sonnenuntergang hat man jedenfalls im Auto zu sein, bekommen wir zu hören. Auch wegen der Alligatoren, die dann gerne aus dem Wasser kriechen. Wegen der Mücken will man sowieso nichts anderes. Schade eigentlich. Da ist es abends laaaange warm und man verkriecht sich doch ins Auto. Ganz schön viel bissiges Getier hier….

 

 

Der Weg zur Westküste Floridas Richtung Clearwater und HONEYMOON BEACH (Namenskreationen können sie ja) zieht sich durch endlose Wiederholungen von Geschäften, Autohändlern, Supermärkten, etc. Endlich auf dem Inselchen und dem entsprechenden Flitterwochenstrand angekommen, freuen wir uns dann über türkisfarbenes, badewannenwarmes Wasser, das einiges vom Ufer entfernt immer noch kaum bis über die Hüfte reicht. Herrlich! Der Sonnenuntergang ist dann kaum zu toppen. Eigentlich war kein Wölkchen am Himmel und dementsprechend war zwar ein schöner, aber auch unspektakulärer Sonnenuntergang zu erwarten. Und dann fängt der Himmel auf einmal an, sich in unglaubliche Farben zu verwandeln und die Sonne, die eigentlich schon im Meer versunken ist, wirft noch Strahlen an den Himmel, bei denen ich mich frage, wie das denn gehen kann. Egal. Sieht unfassbar toll aus! Und davor als schwarze Umrisse noch ein paar Angler und Pelikane, die den Jungs versuchen, mit der Beute zuvorzukommen.

 

 

Noch ganz bedüselt von dem Anblick machen wir uns wieder auf zum Festland und versuchen es heute mal mit nem Walmart-Parkplatz für eine Gratis-Übernachtung. Mit den Kosten, die Amerika aufruft, das wird auf Dauer sonst ganz schön teuer. Und wir fangen unsere Weltreise ja erst an und bleiben noch insgesamt 3 Monate in den USA… Im Gegensatz zu allen anderen Gegenden wollen hier diverse Countys aber nicht, dass man hier nachts steht und schicken uns zum jeweils nächsten, die dasselbe erzählen. Irgendwann ist es halb elf nachts, es ist zu spät für was anderes und wir stellen uns dann doch bei einem ganz versteckt auf den Parkplatz. Das macht ein komisches Gefühl, aber es kommt keiner, der uns verscheucht oder sogar hätte abschleppen lassen wollen, wie es hieß. Wir machen ja auch nix außer parken...

 

Die Supermarktprodukte hier haben Vor- und Nachteile: es gibt leckere Guacamole, tolle Saucen, bei den meisten Produkten eine unendliche Auswahl bei manchmal leider auch unendlichen Listen an Inhaltsstoffen. Und zu meinem Leidwesen auch viel zu wenig Käseauswahl. Oder wenn, dann kostet ein normales Stück Manchego umgerechnet 15 €. Und über das Brot ist wohl schon alles gesagt worden...

 

@ Toddy: Bei jeder Scheibe Käse, die an Scheibletten erinnert, müssen wir an Dich denken ;-)

 

Ab jetzt geht unser Weg wieder nördlich aus Florida raus, um dann wirklich Richtung Westen zu fahren. Unterwegs machen wir noch einen Stopp bei einem Manatee-Flussgebiet. Wir sehen auch was großes Graues im Wasser, muss wohl einer gewesen sein. Aber eine Schnorchel-Tour machen wir nicht mit. Die Tiere kommen hierher, um im anstehenden Winter vor dem kalten Meereswasser Schutz zu suchen. Ich glaub nicht, dass ich sie in den teilweise engen Flussarmen dann auch noch bedrängen muss. Ein Foto vom Foto muss hier reichen.

 

 

Über endlos gerade Straßen, die eine Schneise durch den hiesigen Nadelwald schlagen, gelangen wir zum östlichen „Panhandle“ des Staates und deren Stränden. MEXICO BEACH soll schön sein, haben wir gehört. Was wir aber sehen, sind viele zerstörte Häuser und Wälder. Genau vor einem Jahr ist hier ein Hurricane drübergefegt und hat hier etwas verweilt. So sieht es auch immer noch aus. Einiges ist schon wieder aufgebaut, anderes liegt noch in Schutt und Asche. Wir halten an einer Stelle und machen Pause. Genau da kommt ein älteres Paar aus Georgia angefahren und erzählt uns, dass ausgerechnet das Haus, vor dem wir stehen, den Sturm komplett unbeschadet überstanden hat, während alles andere total oder zumindest teilweise verwüstet wurde. Das war in ganz USA in den Nachrichten. Das Geheimrezept war wohl Beton…. Aber auch nicht mal das Dach war beschädigt. Auf jeden Fall wurde es komplett auf Hurricane-Resistenz hin gebaut und hat dann auch nicht allzu lange warten müssen, bis es den Beweis antreten konnte. 

 

Auch wenn mir das wie Katastrophen-Tourismus vorkommt, mache ich ein paar Bilder. Gehört eben auch zu diesem Gebiet hier, so traurig das auch ist... In einigen Häusern hängen noch die Bilder an den Innenwänden, während die Hauswände komplett weggerissen sind. Während ich noch am Fotografieren bin, läuft im Hintergrund bei Handwerkern "What doesn't kill you makes you stronger" von Kelly Clarkson im Radio. Absurd! Es riecht auch alles ein bisschen nach Pipi. Der Sturm hat eben auch um die Toiletten keinen Bogen gemacht. So erklär ich's mir jedenfalls...

 

 

Das Kontrastprogramm folgt dann ein paar Kilometer später: SEASIDE mit pastellfarbenen, schönen (heilen) Strandhäusern, netten kleinen Geschäften und Restaurants und einem fantastischen Strand mit wiedermal türkisem Wasser. Es regnet auch ordentlich, aber es ist alles ganz warm.

 

 

GRAYTON BEACH nebenan hat Dünen, die an Nordseestrände erinnern in Kombination mit karibischem Drumherum. Im Statepark dort fragen wir nach einem Plätzchen. Glück gehabt, wir bekommen den letzten freien Platz, obwohl auch schon jemand per Telefon angefragt hatte, aber hier geht’s nach dem Prinzip „first come, first serve“. Neulich hatten wir auch schon so viel Dusel.

 

@ Matthias: Weißt Du noch: „Pourquoi est-ce que les Floridiens ne portent pas de shorts?“ Doch, definitiv, tragen sie. Wär ja sonst auch Mumpitz bei dem Wetter!

 

 

ALABAMA und MISSISSIPPI durchqueren wir relativ schnell, weil die Staaten ganz im Süden so schmal sind, dass man schon wieder raus ist, bevor man realisiert, dass man drin war. Eine Übernachtung in MOBILE beschert uns den Einstieg in die Cajun-Küche, die für diese Gegend hier typisch ist. Sie ist geprägt von Meeresfrüchten, Gumbo, Crawfish Étouffé, Jambalaya, frittiertem Krokodil, Boudin Balls und einigem mehr. Auf jeden Fall alles mit ordentlich Bums!

 

 

Weiter geht’s nach LOUISIANA, in die verrückte Stadt NEW ORLEANS. Ich hab schon viel darüber gehört und gelesen, mal sehen, wie’s wirklich wird. Es ist gerade Wochenende und viel los. Heute Abend starten sie eine Halloween-Parade (juhu, ich hatte mir noch in Deutschland gedacht, dass es doch toll wäre, das absurde Halloween hier in dieser Stadt mitzubekommen), was für ein Zufall!!! Da noch nicht der 31.10. ist, habe ich nicht damit gerechnet. Dementsprechend sind die Straßen schon am Nachmittag voll mit bereits kostümierten Leuten, die Stimmung ist super. Das historische French Quarter ist ebenso voll mit absurdem Zeug: Voodoo-Allerlei, Weihnachtsmännern an der Tiki-Bar, Halloween-Deko mit Spinnen, Totenköpfen und Kürbissen, dazwischen Hochzeitsgesellschaften (z.T. auch schon mit Totenkopf-Schminke) mit Marchin’ Bands, die durch die Straßen laufen und noch mehr Stimmung in die Bude bringen. Wir probieren einen Voodoo-Daiquiri in einer Bar, die angeblich von dem berühmten Piraten Jean Lafitte geführt wurde. Mehr als uns die Zunge lila färben und düselig macht er aber nicht, oder doch…?

 

Kaum wird es dunkel, geht die Parade los. Ist ein bisschen wie ein Karnevalsumzug. Geschmückte Wagen mit verkleideten Leuten obendrauf, die „Kamelle“ und anderes Zeug dem Publikum zuwerfen. Die meisten sind im gruseligen Sinn verkleidet, aber es geht auch alles andere als Kostüm durch, entweder in schön oder schön bekloppt. Ich mag das ja!!! 

 

Auf dem Weg zurück zum Campingplatz kommt der Bus zur anderen Flussseite ewig nicht, und das ist schon der Ersatz für die normalerweise für die Strecke eingesetzte Fähre. Wir lernen ein amerikanisches Paar kennen, das auch auf die andere Seite will und nehmen gemeinsam ein Taxi. Sie fragen uns nach unserer Weltreise aus, das würden sie auch gern mal machen, sagen sie und kriegen sich nicht wieder ein. Sie hatten unseren Camper schon mittags am Anleger gesehen und möchten am liebsten ihre Tour auch mit so einem Fahrzeug machen. Was für ein Zufall, dass sie jetzt die Besitzer kennenlernen. Sie laden uns sogar noch auf nen Drink in eine Bar ein. Da werden wir von einem Mann (Typ Biker) zigmal in Louisiana willkommen geheißen. „Welcome home“ wiederholt er, drückt uns immer wieder und wünscht uns nur das Beste. Unglaublich! Und das in einer Gegend, wo man uns mittags noch geraten hat, dass wir doch um 21 h wieder hier vom Fähranleger wegfahren sollten, weil dann alles nicht mehr so sicher sei. Und dann sowas (übrigens um Mitternacht)! Dazu bekommen wir von Colette und Rick noch die Einladung, dass wir gern bei ihnen in der Auffahrt eine Nacht stehen könnten. Für sie macht es irgendwie keinen Sinn, dafür zu bezahlen, dass man ein Auto parkt. Wir nehmen gern an für die Zeit nach New Orleans, was wir am nächsten Tag noch weiter ansehen wollen. 

 

 

Es findet gerade ein Blues- und BBQ-Festival statt. Wir futtern uns durch fantastisch geräucherte Rippchen, Pulled Pork und Ähnliches, lauschen dabei ein paar Blues-Bands und genießen die Sonne. Später in einem Café spielt ein Mann entspannt Gitarre. Live-Musik im Café, warum gibt es das bei uns eigentlich nicht??? Es ist ein ziemlich gemütlicher Sonntag, die Stadt ist auch nicht mehr so wild und wuselig wie gestern. Auf dem Weg wieder auf die andere Seite des Flusses sitzt im Bus schon wieder dieselbe Frau, die wir auf den bisherigen beiden Bustouren in die Stadt auch schon getroffen haben. Wie lustig, ich meine, wie wahrscheinlich ist es wohl bei einer Stadt, die mit Drumherum ca. 1,4 Mio Einwohner hat, dass man innerhalb von zwei Tagen drei Mal dieselbe Person trifft??? Sie erzählt uns, dass sie eine Schwester hat, die ausgerechnet in Hamburg wohnt. Sie selbst war auch schonmal während des Hafengeburtstags da. Vielleicht hat sie ja Torben dabei beobachtet, wie er gerade ein Schiff dort gefahren ist. Witzig, oder? Die Welt ist manchmal klein. Ein ebensolcher Zufall ist, dass ich - was wir erst bei Fotodurchsicht feststellen - ein deutsches Ehepaar bei der Halloween-Parade mitfotografiert habe, die wir vom Campingplatz her kennen. Sie standen 3 Meter von uns entfernt. Ich hätte an dem Abend tausende von Leuten auf dem Bild haben können, aber genau die beiden sind's nun….

 

 

Wir ziehen für die nächste Nacht um auf die Auffahrt bei Colette und Rick. Wir sind nicht ganz sicher, ob sie das heute auch noch so ernst meinen wie in Bierlaune, aber diese Sorge ist völlig unbegründet. Sie freuen sich total, dass wir auf ihre Einladung eingehen. Sie wohnen direkt an einem Bajou, einem Flussarm des Mississippi, an dem lauter Shrimp- und Krebsfischer wohnen. Sehr schön dort. Die beiden weigern sich strikt, dass wir sie zum Abendessen einladen und machen es statt dessen andersrum. Wir sollen auch bitte unbedingt zum Frühstück wieder reinkommen und auf gar keinen Fall werden wir mit leerem Magen wieder auf die Straße gelassen. Wäsche waschen und duschen können wir dort auch, wir sollen schließlich mal wieder eine Dusche mit viel Platz ausnutzen. So viel Gastfreundschaft auf einmal haut uns um. Sie kennen uns doch überhaupt nicht, aber wir werden aufgenommen, als wären wir die allerbesten Freunde. Sie hätten selbst auf Reisen auch so viele tolle Erfahrungen gemacht, das wollten sie gern weitergeben. Ich mache vor lauter Begeisterung und Verwunderung leider gar kein Foto von den beiden.

Gut, dass der Bus neulich Abend nicht fuhr. Sonst hätten wir die beiden wohl nie kennen gelernt!

 

@ Colette and Rick: If you'll ever read this: Thank you so much for your welcoming hospitality! And as you wanted to give something back from the great experience you had on your journeys, we will do this as well when we get the occasion!! 

 

Auf der „Plantation Route“ westlich von New Orleans stehen noch viele toll restaurierte historische Villen der früheren Plantagenbesitzer inmitten von Zuckerrohrfeldern entlang des legendären Mississippi. Man fühlt sich hier in eine andere Zeit zurückversetzt, die man vielleicht aus Filmen kennt. Sie beschönigen aber auch nichts und machen die ganze Sklavengeschichte ebenfalls deutlich.

 

 

Die Straße führt uns nach LAFAYETTE, wo wir eigentlich gar nicht viel erwarten, aber ein bisschen an diesem Blog arbeiten und ein bisschen Cajun-Musik live kennen lernen wollen. Kaum stehen wir kurz mit dem Wagen am Straßenrand, werden wir wieder von einem Paar auf das Auto angesprochen und noch im selben Satz eingeladen, auch in deren Auffahrt zu übernachten. Wir sind geflasht und kommen mit. Die beiden wären zwar den Rest des Tages weg, aber wir sollen doch bitte das ganze Haus nutzen, den Kühlschrankinhalt mitfuttern, wir bekommen den Türcode und dürfen so lange bleiben, wie wir möchten. Einen Tag, mehrere Wochen, wir sind eingeladen! Hä? Sie kennen uns wörtlich nicht mehr als zwei Minuten und dann sowas! Sie würden das ständig machen und ihre mittlerweile schon alle ausgeflogenen Kinder kennen es nicht anders, immer wieder fremde Leute im Haus zu haben. Crazy! Was für eine umhauende Gastfreundschaft! Und was uns unser Auto so alles für Zugänge zu den Menschen hier verschafft, auch unglaublich! Wir werden von der Familie quasi adoptiert. Sie fahren mit uns quer durch die Stadt, um deren lokale Live-Musik zu sehen (eine Art Country-Musik mit 2-Step-Tanz dazu, gern auch mit Cowboyhut), uns quer durch die Cajun-Küche inklusive Alligator futtern zu lassen und die Gegend zu sehen. Kaum braucht man irgendwas, sie sehen zu, dass wir das irgendwie bekommen, selbst wenn wir nur aus Interesse was nachfragen. Und all dies tun die für quasi Fremde! Und sie bauen grade ein eigenes Unternehmen auf und haben doch gerade definitiv andere Dinge um die Ohren. In Hamburg fand ich es recht mühselig, Anschluss an neue Leute zu finden, aber hier geht’s ganz von selbst. Das mag ich jedes Mal hier an den Amerikanern. Sie lassen einen ganz selbstverständlich teilhaben an ihrem Leben. Und damit meine ich nicht, ständig eingeladen zu werden, sondern sie sind wirklich interessiert, schließen einen schnell in ihren Freundes- und Familienkreis und nehmen einen, wie man ist. Toll!!!!

 

Ich hatte noch vor der Reise gehofft, ab Louisiana mehr Zeit zu haben, um die Gegenden und die Leute hier besser kennen zu lernen. Und so stellt es sich auch tatsächlich ein.

 

 

@ Rachel, Mike & the Berrybunch: We are very thankful for your overwhelming hospitality and for all you did for us! You made us part of your family and we really appreciate it! Hope you get your business started successfully and that you’ll find the time to travel again in the future. I’m looking forward to Catherines album and your paperback books ;-) We’ll meet somewhere one day and then we’ll invite you instead!

 

Wir wollten nur ein, zwei Tage in Lafayette bleiben und bleiben fast eine Woche. Aber irgendwann müssen wir ja auch mal weiter. „Later Gator“, Louisiana! Es war großartig hier! 

 

Yee haw! Auf geht’s nach TEXAS, den "Lone Star State"! Kaum über die Staatsgrenze gefahren, schon merkt man, dass hier nicht gleich alle vom Stuhl kippen, nur weil sie unser Auto sehen. Ist ja aber auch ok, so brauchen wir nicht 4 Mal am Tag erzählen, was es damit so auf sich hat. Der Texaner an sich ist eben auch sonst nicht so wahnsinnig schnell zu beeindrucken. Wer es beim Rodeo auf einem wild buckelnden Pferd oder wahlweise Stier aushält und im Sommer bis zu 50 Grad ertragen muss, der flippt eben auch nicht so schnell aus. Auch insgesamt ist der Ton ein bisschen rauher hier, alles ist irgendwie „badass“, wer ungefragt ein Grundstück betritt, kann tatsächlich über den Haufen geschossen werden. Alles ganz legal! Man muss nur entsprechend Schilder aufstellen oder sein Grundstück mit lila Markierungen versehen, dann „Feuer frei“. "Don't mess with Texas...!" sag ich da nur… Hier wohnen lokale Drogenbarone neben Sozialarbeitern und Leuten, die wohl tatsächlich alles abknallen, was ihnen nicht passt. Aber sobald man die Leute näher kennen lernt, sind sie wieder sehr herzlich. Wir haben’s gut, wir wurden durch unsere neuen Freunde in Lafayette in der Familie weitergereicht und dürfen in Austin auf dem Grundstück des Cousins stehen. 

 

Bis wir dort ankommen, müssen wir uns vorher noch durch einen dicken Regenschauer und wiedermal entlang endloser Ladenzeilen kämpfen. HOUSTON, wir haben hier echt ein Problem! Die Scheibenwischer schaffen die Regenmengen kaum, schnell sind (durch mangelnde Gullis, oder was?) die Straßen so voll mit Wasser, dass sie an manchen Stellen regelrecht überschwemmt sind. Und diese Geschäftsmeilen!!! Da kamen wir uns so schlau vor, Houston über vermeintliche Landstraßen zu umfahren, um nicht im Stau zu stecken, da stehen wir nun vor jeder erdenklichen Ampel trotz eindeutiger Hauptstraße und sich immer wiederholende Läden reihen sich in scheinbar unendlicher Länge aneinander… Ich krieg hier echt schlechte Laune! Da denkt man bei Texas an unendliche Weiten, Brüllhitze und Staub und dann sowas… Das genaue Gegenteil! Nachts im State Park sind es dann nur 5 °C, ich frier mir oben im Dachzelt fast die Rübe ab. Heizung in Texas anstellen? Echt jetzt?! Dafür dürfen wir in AUSTIN beim Cousin Joe und Partnerin Jena nicht nur auf dem Gelände parken, sondern wir werden gleich ins Haus geholt und bekommen für die nächsten Nächte ein warmes Bett angeboten! Herrlich! Langsam gewöhnen wir uns fast daran, dass wir bei Menschen zu Hause sein dürfen, die uns gar nicht kennen...

 

 

Austin selbst haut weniger um als gedacht. Das, was die Stadt mal cool und ungewöhnlich gemacht hat, wurde hier wohl massiv durch zu hohe Preise, Abrisse alter Gebäude, zig Neubauten und zuviel Geld verdrängt. An der Barmeile und auch ansonsten wird man blöd angequatscht, es gibt sehr viele Obdachlose und so richtig Charme hat das Ganze irgendwie nicht. Zum Sonnenuntergang warten wir noch bei einer Brücke auf die ca. 1,5 Mio Fledermäuse, die dann normaler Weise darunter hervor kommen, um sich ihr Abendessen zu organisieren. Aber die zeigen uns nen Vogel. Bei der Kälte fliegt heute kein kleiner Batman vors Haus. Kann ich verstehen, wir sind mit Winterklamotte unterwegs und trotzdem am Schlottern. Wir wärmen uns noch bei etwas Live-Musik im wohl legendären Continental Club auf. Hier in der Gegend der South Congress Avenue ist es wohl noch ein bisschen wie im alten Austin. Viele Bars mit Live-Musik sind hier und auch vom Stil her ist noch etwas vom alten Flair zu spüren. Aber „Keep Austin weird“ ist insgesamt wohl eher nur noch ein Marketing-Spruch.

  

 

Dafür genießen wir das Zusammensein mit unseren neuen Gastgebern. Wir essen gemeinsam (und dürfen diesmal auch mal einladen), gehen zusammen mit deren Katze auf dem hauseigenen Trail spazieren und erfahren so einiges über ihre Jobs. Und ich stelle mit Begeisterung fest: Hier geht man in Cowboyboots zu einer Hochzeit! Und das ist keine Mottoparty, das meinen die so! Fantastisch!

 

Am Wochenende hätten wir noch die Gelegenheit, die Feierlichkeiten zum „Dia de los Muertos“ (Tag der Toten) mitzubekommen, ein eigentlich mexikanisches Fest (hier gibt es ja so nah an der Grenze viele Mexikaner), an dem zu Allerheiligen und Allerseelen den Toten gedacht wird. Aber nicht in Trauerstimmung, sondern so bunt und fröhlich wie möglich. Daher werden auch die vielen Totenköpfe in allen Farben verziert, um Angst und Schrecken vor dem Tod zu nehmen. Und alle Verstorbenen werden eingeladen, mitzufeiern. Es wird also eigentlich eher das Leben zelebriert. Das ist aber leider das, woran es mir heute fehlt, dem Leben. Ich bin zu groggy, um mich nach Austin oder - noch viel besser, da noch viel mexikanischer geprägt - San Antonio aufzumachen. Statt dessen sehe ich zu, diesen Blog und Website zum Laufen zu bringen und wir lassen es sonst ruhig angehen. Ist aber auch ganz schön, da es wieder warm geworden ist und so ein Tag in der Sonne am Teich hat ja auch was.

 

@Jena & Joe: You’re such good souls! I hope you keep your energy to do your important jobs! Thanks so much for letting us stay at your place and take part of your life! How are the otters…..? Still alive…? 

 

 

 

Es wird jetzt mal langsam Zeit, ein bisschen ländlicheres Texas zu erkunden. Deswegen düsen wir - von Countrymusik im Radio begleitet (es ist auch gar nichts anderes reinzubekommen) - weiter Richtung FREDERICKSBURG im HILL COUNTRYwo sich früher viele Deutsche niedergelassen haben. In der Umgebung gibt es viele Weingüter, auch wenn kaum Weinreben zu sehen sind. Wo haben sie die denn versteckt? Im Städtchen selbst finden wir viele kleine Läden, Cafés und Galerien in historischen Gebäuden vor, die ein bisschen was von einer Westernstadt haben. Wir bummeln gemütlich durch die Geschäfte, darunter auch in ein Cowboybootsparadies. Ich bin ja sonst nicht so sehr für Schuhe kaufen, aber diese Dinger find ich klasse. Müsste ich mir hier was aussuchen, ich könne mich nicht entscheiden… Schade, dass wir noch weiter müssen, sonst könnten wir hier noch schön ein Weinchen trinken, aber da es dem Abend zugeht, wollen wir ja auch noch einen Übernachtungsplatz finden. Etwas außerhalb sehen wir zufällig eine uralte Westernbar, wo wir nebenan in der Botanik stehen können. 

 

Am Folgetag wandern wir um den rosa Granitberg „Enchanted Rock“, es ist auch endlich wieder puschelig warm. 

 

 

Noch etwas weiter „deep in the heart of Texas“ liegt BANDERA, das sich als „Cowboyhauptstadt der Welt“ bezeichnet. Puh! Immer diese Superlative für etwas, was dann am Ende doch gar nicht diese Dimensionen hat… Egal, wir wollen dem ganzen ein wenig auf den Grund gehen und suchen uns die Silver Spur Ranch aus, um dort zwei Tage zu bleiben. Wir dürfen auf dem riesigen Gelände in der Nähe der Longhorn-Rinderherde stehen. Es sind nur zwei weitere Gäste hier, sie kommen auch aus Deutschland und leben derzeit für 2 Jahre in Alabama. Es ist ganz interessant zu hören, was sie für Langzeiterfahrungen mit dem doch eher unbekannten Teil von Amerika gemacht haben. Abends sitzen wir mit einem echten Cowboy der Ranch, Rusty, am Lagerfeuer mit Smores (am Feuer geröstete Marshmallows mit Schoki zwischen zwei Keksen) und Geschichten. Toll! Früher wurden wohl die kleinen Jungen der frühen Siedler, die hier auf dem kargen Boden kaum etwas anbauen konnten, von einem Typen mitgenommen, um beim Vietrieb nach Dallas mitzuhelfen und Geld zu verdienen. Daher auch „Cowboy“ und nicht „Cowman“ o.ä. Von daher kommt die ursprüngliche Bezeichnung angeblich genau aus dieser Gegend.

 

Nachts ist es ganz friedlich hier, mal zur Abwechslung kein Zug, der in der Nähe irgendwo durchfährt. Wir haben schon mehrere Nächte das zweifelhafte Vergnügen gehabt, die amerikanische Hupregel kennen zu lernen. An jedem Bahnübergang (in Städten ja nicht wenige) müssen die Lokführer per Gesetz 3 Mal hupen, auch wenn es Schranken und Warnlichter gibt. Und die hupen gerne! Und laut! Und ausführlich! Je nach Größe der Stadt kann das mal eine Viertelstunde Dauergehupe werden, bei dem man senkrecht im Bett sitzt. Ohne Witz!!! Aber hier ist endlich Ruhe!!! Wie schön!

 

 

Am nächsten Morgen werden wir zum Frühstück oben auf der Ranch eingeladen, obwohl wir gar nichts gebucht hatten. Die Gastgeber gesellen sich zu uns mit an den Tisch. Kaum dass ich erwähne, dass ich es toll finde, dass es in Amerika überall so viele Live-Bands in Bars gibt, setzt sich Jim ans Piano und haut in die Tasten. Elvis, Johnny Cash, alles dabei. Ein kleines Privatkonzert zum Start in den Tag. Wenn die Ranch voll gebucht gewesen wäre, hätten sie sich bestimmt nicht so viel Zeit für uns genommen. Sie bieten uns sogar noch an, in einem der Gästezimmer zu duschen. Sehr gastfreundlich hier alles! 

 

Eine Menge Trails auf dem Gelände haben sie auch und wir machen uns den Hügel hinauf, wo noch alte Comanchengräber liegen. Es ist alles ganz friedlich und ruhig und duftet ganz herrlich nach den Zedern, die hier überall wachsen. Zurück am Auto beim Versuch, einen Mittagsnack zu essen, wird’s weniger gemächlich. Die beiden Haus- und Hofesel hören das Tütengeraschel und lassen uns keine Ruhe mehr. Sind aber auch drollig, die beiden, aber irgendwann ist auch mal gut und ich scheuche sie auf Distanz.

 

 

Abends ist in Bandera „Steak Night“ angesagt, d.h. es gibt Grills vor Ort und man bringt sein eigenes Steak mit. Das Ganze findet ganz stilecht in einer Open-Air-Cowboybar mit Saloontür vorneweg statt. Eine Band spielt Country und das Publikum, gerne mit Stetson, tanzt bereitwillig dazu. Wir haben uns ordentliche T-Bone-Steaks organisiert und freuen uns, dass die Wettervorhersage mit Kälte und Regen falsch lag. Macht Spaß der Abend und auch, dass wir danach nochmal ohne Zuglärm schlafen können.

 

 

Das Wetter holt die Kälte und den Regen dafür am nächsten Tag nach, als wir Richtung SAN ANTONIO weiterfahren. Dort angekommen, sind wir beim Stadtbummel zu dünn angezogen. An der alten Mission/ Festung "Alamo" verschwinde ich erstmal im Souvenirladen und erstehe eine Mütze (meine liegt im Auto, das zu weit weg geparkt ist). Eine Wintermütze, auf der „San Antonio, Texas“ steht! Finde den Fehler!!! Eine Kältewelle nach der nächsten, da stimmt doch was nicht….! Wir hangeln uns dementsprechend von einem geheizten Geschäft zum nächsten. Eigentlich hat die Stadt durchaus Charme mit ihrer Mischung zwischen alten Backsteingebäuden, modernen Fassaden, mexikanischen Farben und den Resten des „Dia de los Muertos“. Überall noch bunte Skelette und Totenschädel. Und dazwischen der Riverwalk, einem Flüsschen in der Innenstadt, an dem sich rechts und links diverse Läden und v.a. Restaurants reihen und auf dem kleine bunte Boote entlangschippern. Heute bei dem Wetter ist das alles wenig belebt, daher beschließen wir, uns vor den Toren der Stadt für zwei Nächte einzuquartieren, um bei besserem Wetter nochmal reinzukommen.

 

@ Jena & Joe: At the Alamo, where actually is the basement??? We couldn't find it. No place to put the bikes... ;-)

 

 

Nach einem Wurschtel- und Orga-Tag fahren wir abends nochmal nach San Antonio rein. Ein BBQ-Restaurant lockt mit fantastisch geräucherten Rippchen und super zartem Brisket. Torben bestellt zum Nachtisch noch warmen Apfelkuchen mit Eis und ich nehme nochmal ne Runde Rippchen. Mann, ist das lecker! Und eine fantastische Margarita haben die auch! Ich frage die gut gelaunte Bedienung Chris nach einer netten Bar in der Gegend und werde auf das Haus gegenüber verwiesen. Sieht gar nicht nach Bar aus, sondern nach einem normalen kleinen Haus. Man muss einmal ganz rum und dann kommt man in eine wohnzimmerartige, loungige Bar mit 70er Jahre-Atmosphäre und passender Musik im Hintergrund. Es gibt auch keine Cocktailkarte, sondern man sagt, was man so grob haben möchte und die Barkeeper mixen einem dann was Ungewöhnliches, was man sonst wohl nie wieder bekommt, weil man nie wissen wird, wie das Zeug heißt, was man da trinkt. Ganz toll! Kann mich gar nicht losreißen.

 

Am nächsten Tag ist die Sonne wieder gnädig mit uns und wir können uns die Stadt wie auch ein paar alte Missionen nochmal mit bunten Farben und angenehmen Temperaturen ansehen. Ist auch alles richtig belebt heute. 

 

 

Noch am Nachmittag fahren wir weiter Richtung Big Bend Nationalpark. Da die Strecke zu weit ist, ist Zwischenstopp in DEL RIO angesagt. Der Campingplatz am See hat dicht gemacht, also bleibt wieder nur ein Walmart. Nützt ja nix. Auch der State Park in der Nähe hat zu und so bleibt uns für den nächsten Tag nichts anderes übrig, als die ganze Strecke bis zum Big Bend durchzufahren, da auch sonst nirgendwo was ist, wo wir stehen könnten. Alles privat. Aber wenigstens ist die Landschaft so, wie ich mir das für Texas vorstelle. Ewig weites Land mit ein bisschen Buschwerk überall und langen graden Straßen zwischendrin. Ein paar Leute wohnen auch vereinzelt hier und da, Stunden von der nächsten Ortschaft entfernt. Warum macht man das, frage ich mich… Und wieder kommt nichts anderes als Countrymusik übers Radio. Wer hier wohnt, muss das echt mögen oder eine lange Playlist haben, um dem zu entgehen. Aber Netz ist hier draußen nicht existent, runterladen kann man sich also auch nix….

 

 

Am BIG BEND NP kommen wir zur Dämmerung an. Endlich sitzen wir abends mal wieder draußen und gucken in den milchigen Mondschein! Die Coyoten heulen entsprechend dazu und ein paar Roadrunner sind auch schon über die Straße geflitzt. Wie im Comic hier! Unser Übernachtungsplatz liegt nur ein paar Meter vom Rio Grande entfernt oder Rio Bravo, wie die Mexikaner ihn nennen. Beides legendäre Namen, wie man sie aus Western kennt. Der Fluss bildet die Grenze zwischen den USA und Mexiko. Ich frage mich, wie Trump hier eine Mauer bauen möchte. Hoffentlich kommt es nie dazu! 

 

Uns kommen zwei Schweizer besuchen, sie haben unser Auto entdeckt und wollen wissen, was wir damit so vorhaben. Sie sind selbst schon seit drei Jahren unterwegs und in Südamerika gestartet. Wir bekommen noch tolle Tipps mit auf den Weg und werden beruhigt, was die Behörden in den ganzen Ländern ab Mexico angeht.

 

@ Alice & Jakob: Die Forststraßen waren ein super Tipp, vielen Dank dafür und für die Karten! Und für Eure tollen Geschichten! Euch noch eine wunderschöne Reise!

 

 

Das Wetter wird wieder garstig, erst regnerisch und stürmisch, dann erneut richtig kalt. Wir klettern nochmal einen Trail rauf, um einen Überblick über den Rio Grande zu bekommen. Danach sind wir erstmal schockgefrostet. Ich bemerke ein Krankheitsgefühl und schon am Nachmittag geht bei mir nur noch Liegendtransport hinten im Wagen. Oben in den höher gelegenen Regionen kommen uns Autos mit Eiszapfen entgegen und die Pflanzen haben auch eine Eisschicht... Und wir hatten eigentlich vor, einfach ein paar Tage im sonnig warmen Nationalpark zu stehen, ein paar Trails zu laufen, aber ansonsten nicht viel zu machen, außer die Wärme zu genießen. Blöd gelaufen! Mal so als Idee: Fürs südliche Texas haben Klimatabellen im Durchschnitt 28 °C als Maximum und 15 °C als Minimum für diese Jahreszeit gezeigt. Und jetzt friert's. Sogar in Hamburg ist es grade 5 °C wärmer... Was soll's. Et is wie et is. Wir organisieren noch eine Backcountry Permit, damit wir ganz abseits in der Pampa stehen dürfen. Auch wenn alles verdammt kalt draußen ist, sieht das hier aber trotzdem ganz toll aus!

Am nächsten Tag habe ich sogar etwas Fieber und es geht gar nichts mehr. Und das bei der Kälte in so einem kleinen Auto! Torben räumt ständig um mich herum. Was für ein Gewurschtel...

 

 

Dann ist zumindest fürs Erste der Frost überstanden, ich kann auch wieder ein bisschen rumlaufen und wir erkunden weiter den Park, sehen uns den Fluss nochmal von nahem an und cruisen durch die Berge. Sieht alles ganz anders aus bei Sonne.

 

In Terlingua Ghost Town außerhalb des Big Bend frage ich mich, wo denn eigentlich die normalen Wohnhäuser aufhören und die Geisterstadt anfängt. Wir wir dann feststellen, ist das alles ein und dasselbe. Da hier auch überhaupt nichts los ist, sitzen die Einwohner auch schon nachmittags auf der Barveranda und schickern sich einen an. Wir können mit dem Ort nichts anfangen, bekommen aber noch nen tollen Tipp zum Übernachten ein paar Kilometer weiter. Dort ist dann endlich mal die Atmosphäre gegeben, dass wir unser Auto auch offiziell und mit der schon seit Wochen herumtransportierten Sektflasche auf den Namen "Jolly Jumper" taufen. Wasser aus einer angeblichen Heilquelle vom Rio Grande bekommt er auch draufgespritzt, in der Hoffnung, dass das Geknarze im vorderen oberen Bereich endlich mal aufhört. Leider Wunschdenken!

 

 

Unsere Route führt uns weiter durch den BIG BEND STATE PARK, dem gleichnamigen Bruder des Nationalparks. Ist fast noch schöner hier. Ich bin heute aber wieder kränker, werde daher die nächsten Tage vom Fahren suspendiert und statt dessen durch die Gegend geschaukelt, bis ich mal wieder etwas Power in den Beinchen habe. Meine Stimme ist auch nicht mehr existent. Routenangaben und sonstige Unterhaltungen muss ich Torben als Scharade vorführen, bis er rät, was ich meine. In der Landschaft staune ich immer wieder. Man kann noch weiter sehen, unendliche Kilometer weit. Überall nur strauchbewachsene Flächen. Überall könnte man theoretisch in der Wildnis campen, aber nee. Alles voller Zäune, alles gehört irgendwem und nirgends darf man rein. Man möchte weinen...  

 

In MARFA soll es unerklärliche Lichter geben, die übers Jahr hinweg immer wieder zu sehen seien. Meine Theorie ist ja der Wetterballon, der westlich der Stadt hoch am Himmel steht. Den schicken sie bestimmt nachts in den Osten und starten die Lichtershow... Wir sehen jedenfalls nix. Die Wahrheit ist wohl irgendwo dort draußen! Die Attraktion der Stadt ist das alte Hotel "El Paisano", wo die Crew für den Film "Giant" untergebracht wurde. Da machen sie heute noch - zig Jahre später - ein großes Bohei drum. Gibt ja auch sonst nichts. Ist aber ganz schön dort, wir wärmen uns abends am Kamin auf, übernachten aber auf nem Campingplatz außerhalb. Eine Mauer schickt mir noch eine Botschaft: "You'll be fine" steht da. Ich denk mir "Ja, bitte!" und krächze weiter vor mich hin...

 

 

Nächste Station ist EL PASO. Im Norden der Stadt haben sie einen State Park in den Bergen, den wir erst in der Dunkelheit erreichen. Wir sehen von oben gerade noch den unwirklich knallroten Sonnenuntergang über der schon erleuchteten Stadt. Sieht toll aus! Was nicht so toll ist, ist die Tatsache, dass der Park schon dicht hat. 20 Min zu spät! Da sehen wir ein Schild, dass man im Notfall noch jemanden anrufen könnte. Ist Verspätung nun ein Notfall? Der Anruf bringt uns die gut gelaunte Antwort (wir hatten schon ein schlechtes Gewissen und dann soviel Freundlichkeit!), dass wir mit einem bestimmten Code einfach das Tor öffnen und uns einen Platz suchen sollen. Glück gehabt! Es ist stockduster und wir stochern im Dunkeln, bis wir eine gute Stelle gefunden haben.

 

Wir wachen morgens in einem Meer von Yuccas in einer wüstigen Berglandschaft auf. Heute ist nur Tüddel-, Ausruh- und Aufräumtag. Wir fallen wiedermal auf. Von der Parkstraße aus werden wir von anderen Autofahrern entdeckt und viele fahren extra die Schleife um Jumpy herum, machen ein Bild und fahren weiter. Wenn wir für jedes Foto, das andere davon machen, 2 $ nehmen würden, könnten wir schon gut Sprit dafür tanken. Am nächsten Morgen geht dieses Spektakel weiter. Einer aber hält an, fragt uns nach unseren Plänen. Destination White Sands! Erst fährt er nach einem Plausch weiter, dreht dann aber nochmal um und erzählt uns von einer Abkürzung durchs Militärgebiet. Fährt wieder weg. Steigt dann aber erneut aus und sagt, er fährt uns einfach voraus und zeigt uns den Weg. Wir hinterher, begeistert von soviel Hilfsbereitschaft. Nach einer Abzweigung klettert er wieder aus dem Wagen. Er begleite uns bis zur Militärkontrolle, er sei Veteran und bringe uns da durch. Da kommt heutzutage nicht mehr jeder einfach so vorbei. Nicht, dass die Soldaten uns dann die ganze Strecke wieder zurückschicken und wir dann noch den Umweg zusätzlich fahren müssten. Wir denken, vielleicht hat er ja sonst Langeweile und ist froh, so ein bisschen Abwechslung zu haben. Nachdem er dann eine ganze Stunde (!) vorweg gefahren ist und uns tatsächlich durch die Kontrolle gebracht hat - und wir mussten nichtmal unsere Pässe zeigen - erzählt er uns, dass seine Frau zwischenzeitlich angerufen hätte. Essen wär fertig, wo er denn bliebe. Upps! Und er muss die ganze Stunde noch wieder zurück fahren! Aber er hat super Laune und freut sich, dass er uns diese Abkürzung zeigen konnte. Er hätte ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn das Militär uns nicht durchgelassen hätte. Unfassbar!

 

Wir stehen nun also vor einem Open Air Raketenmuseum, wo - wie Mikadostäbe - alles an Raketen in den Himmel piekst, was die Amerikaner jemals irgendwo in der Weltgeschichte abgeschossen oder getestet haben. Sieht total absurd aus! Sogar die Atombombenversion, die über Japan losgelassen wurde... Das Modell "Fliegende Untertasse" ist auch dabei. War eigentlich ein Testbau für Marsmissionen. Ufosichtungen in Marfa, Roswell und Area 51 lassen grüßen.

 

Ich bin auch heute wieder fitter, es ist recht warm, die Sonne scheint, die Playlist spielt Wüstenmusik. Reisen macht wieder Spaß! Jetzt fehlt nur noch einer dieser trockenen Büsche, die eben über die Straße wehen...  

 

 

WHITE SANDS - wir sind jetzt übrigens schon in NEW MEXICO - ist der Knaller! Heißt wie Sand, sieht aus wie Sand, ist aber Gips. Und hier gibt's viel Gips! Weiße Dünenberge mit Wellenmuster vor Bergkulisse. Herrlich! Wir stapfen über ein paar Dünen, die in der Sonne glitzern. Könnte auch Schnee sein, so hell ist das alles. Das werden wieder viele Fotos... Und die Aussortiererei danach... Nach einem wunderschönen Sonnenuntergang fahren wir hoch in die Berge. In diesem Staat und überhaupt von hier Richtung Westen darf man nämlich entlang von Forststraßen endlich mitten in der Pampa stehen. Zwischen den Tannen scheinen tausende Sterne durch. Aber es ist auch schon wieder richtig kalt. Der urige Nachbarort Cloudcroft sieht eher aus wie ein Winterort in Colorado, während wir gestern noch Wüste pur hatten. Ein echtes Kontrastprogramm nur ein paar Kilometer voneinander entfernt. 

 

 

Nach einem Blick auf die Straßenkarte fällt uns ROSWELL ins Auge. Das ist ja auch so ein Ufostädtchen. Wir erwarten lauter Leute, die aus den angeblichen Sichtungen (war ja eigentlich auch ein Militärtest-Flugobjekt, das über einer Ranch abgestürzt ist) sonstwas Skurilles machen. Einen schrägen Shop nach dem nächsten und überhaupt ungewöhnliches Zeug von abgedrehten Typen, die fliegende Untertassen und kleine grüne Männchen zum Thema machen, habe ich schon vor Augen. Meine ich, auch schonmal im Fernsehen gesehen zu haben. Wir machen uns also auf diesen Umweg. Die Fahrt fühlt sich bei der umliegenden Landschaft eher an, wie eine herbstlich gefärbte Sonntagnachmittag-Tour durch den Elm. Es ist auch nichts los auf der breiten Straße. Roswell selbst aber enttäuscht. Sogar der Typ im Touri-Office ist gelangweilt, dass er uns nicht mehr erzählen kann als von der Existenz eines Ufo-Museums. Wie jetzt?! Mehr als dass die Straßenlaternen einen mit Alienaugen angucken und ein paar Mauern mit Malereien verziert sind, ist wirklich nicht zu sehen? Was ist los?! Sind die Amis auf einmal kaputt gegangen? Es wird kein Schnullibulli gemacht aus dem, was mal gesehen oder auch nicht gesehen wurde??? Tse...

 

Wieder mal im Dustern suchen wir einen Übernachtungsplatz im Bottomless State Park. Man kann vor lauter Dunkelheit nicht erkennen, was nun ein Stellplatz ist und was nicht. Irgendwann haben wir's dann mal. Am nächsten Tag ist Pause und wir schaffen es endlich, in der Sonne vor dem Auto zu sitzen und mal gar nichts zu tun! Wahnsinn!

 

 

Da wir aber anscheinend immer noch nicht genug Kälte abbekommen haben, kämpfen wir uns als nächstes durch einen Schneesturm nach SANTA FE. Abends stehen wir dann in der weißen Landschaft, umgeben von ein paar Wacholderbüschen. Sieht irgendwie verloren aus. 

 

 

In Santa Fe gibt es ein Phänomen namens "MEOW WOLF". Wie soll ich das beschreiben??? Als Kunstprojekt? Ja, vielleicht. Man kommt herein und betritt etwas, was wir so noch nie gesehen haben. Die Basis ist quasi ein Haus, zu dem die Geschichte erzählt wird, dass dies irgendwann einmal in Mendocino, Kalifornien gestanden haben soll. Und dann tauchte es auf unerklärliche Weise an einem anderen Ort auf. Nur, dass sich jetzt ein Multiversum an das Haus geheftet hat. Sobald man durch den Kühlschrank geht, kommt man in eine andere Welt. Kriecht man durch die Waschmaschine, kommt man durch ein Wurmloch mit Horden von Socken, die die Maschine wohl irgendwann mal gefressen hat, wieder in einem anderen Universum heraus. Krabbelt man durch den Kamin, betritt man auf der anderen Seite eine bunt erleuchtete Höhle mit Dinosaurierskelett. Auf dessen Knochen kann man sogar Musik spielen. Wie auch auf Laserstrahlen, Rohren, Baumpilzen u.a. Auch von den anderen Welten kommt man erneut durch Türen oder Höhlen in noch wieder anderen Dimensionen heraus. Am Ende landet man aber doch immer wieder im Haus. Überall sind Hinweise versteckt, was damals wohl mit der Familie Selig und dem Haus passiert ist. Man kann sich durch Fotoalben blättern, Briefe lesen, Zeitungen auf dem Küchentisch durchsehen oder das Ganze einfach nur so auf sich wirken lassen. Ein Feuerwerk an Kreativität und Absurdität! Man kann sich stundenlang hier aufhalten und trotzdem ständig etwas Neues entdecken. 

Guckt mal, ich hoffe, ich kann das mit den Fotos wenigstens ein bisschen wiedergeben.

 

@Jena & Joe: What an awesome, super creative and unexpected experience with Meow Wolf!!! Thanks for giving us this fantastic tip!

 

 

Danach brauchen wir etwas Normalität. Wenn man bei Meow Wolf rauskommt, fühlt man sich, wie auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und gleichzeitig fehl am Platz, weil alles wieder so normal ist. Wobei..., eigentlich ist Santa Fe sogar recht besonders. Im Gegensatz zu den meisten amerikanischen Städten hat sie eine richtige Innenstadt, so wie wir das kennen. Was sie zusätzlich ungewöhnlich macht, ist, dass sie komplett aus rostroten Pueblo-Häusern besteht, d.h. sie sind im Lehmbaustil der Ureinwohner gehalten. Ein Stadtbummel am Abend gibt uns schonmal den ersten Eindruck. Es herrscht eine recht weihnachtlich, winterliche Stimmung, was ja Ende November auch passt. Fast überall auf den Mauern sind Lichter angebracht, die wie Kerzen in Tüten aussehen. Hübsch! 

Wir wollen nochmal unser BBQ- und Margarita-Erlebnis aus San Antonio wiederholen. Aber wie das so ist mit Wiederholungen. Ist zwar alles wirklich lecker, aber an den Laden in Texas kommt das doch nicht heran. Die Messlatte war zu hoch gelegt.

 

@ Toddy: Was soll ich sagen? Yuppies halt... 

 

Tagsüber gehen wir uns dann auch nochmal die Stadt ansehen. Und an was komm ich nicht vorbei? An Cowboyboots mit Kakteen drauf! Ich hatte gehofft, sie passen nicht. Tun sie aber. Eingepackt und mitgenommen. Danach brauch ich erstmal ne kleine Auszeit. Kaum sitzen wir in einem gemütlichen Café, gesellt sich eine Frau zu uns mit auf die große Couch. Das wird eine sehr besondere Unterhaltung. Sie gibt uns Mut, dass am Ende alles gut wird und wir, wenn unsere Reise vorbei ist, schon unser Plätzchen finden.

Am Ende fährt sie uns auch noch voraus und zeigt uns einen Übernachtungsplatz quasi mitten in der Stadt, der trotzdem ganz still ist. Das war wieder so eine Begegnung, bei der ich mir denke, dass einem sowas doch zu Hause nie passieren würde!

 

@ Kimberlie: What a special and very pleasant afternoon that we spent with you! And such an wonderful conversation! Did it work out for you with the housesitting? I hope for a "strong yes"! ;-)

 

 

Die Runde nach TAOS im Norden von Santa Fe wollen wir auch noch drehen. Tolle Landschaften ziehen an uns vorbei. Rote Felsformationen in der Ferne und dazu noch schneebedeckte Berge. Taos selbst hat ein altes, aber wohl noch bewohntes Pueblo-Dorf und eine kleine Innenstadt im selben Stil. Diesen bekomme ich hier ein bisschen besser mit Fotos eingefangen als in Santa Fe, obwohl letzteres eigentlich viel schöner ist. Zum typischen Hausschmuck gehört hier in der Gegend, dass lange Bündel von getrockneten Chilis an Holzbalken zu hängen. Mag ich! 

 

 

Der Weg zurück zu unserer aktuellen Lieblingsstadt der Reise führt uns über eine uralte Brücke über den Rio Grande. Da haben wir ihn nochmal. Wir haben auch noch von heißen Quellen gehört, aber die sind am Ende doch komplett in den Händen eines Spas mit überteuerten Preisen. Wir wollten eigentlich mal wieder ausgiebig duschen. Da wir aber nach vielen Nächten ohne Campingplatz nicht mehr genug Wasser haben und uns der Sinn nach Zivilisation steht, ziehen wir heute ausnahmsweise für eine Übernachtung in ein Hotel in Santa Fe um. Zwei große Räume! Ohne sich gegenseitig über den Haufen zu rennen! Duschen ohne Heißwasserlimit und mit Umgebungstemperaturen, die höher als einstellig sind. Ach, wie herrlich! Ich mag unser Auto, aber es war ja auch geplant, dass wir eigentlich mehr Zeit draußen als drinnen verbringen. 

 

Vor dem Hotel will uns ein Typ aus Sympathie zu Jumpy sogar unbedingt den Parkautomaten bezahlen. Was sagt man dazu…? 

 

Wir lassen die Stadt über den Turquoise Trail Richtung Süden hinter uns und machen eine Mittagspause in MADRID, einer schrägen, bunten Künstlerkommune, in der uns ein eisiger Wind um die Ohren pfeift. Um weiter zu kommen, sehen wir zu, dass wir Albuquerque durchqueren und uns lieber in der Gegend von Grants in die Berge stellen. Ich lege mal testweise das Thermometer nach draussen. -15 °C!!! Und Schnee. Nach dem Motto „Gut gepuffelt ist halb geschlafen!“ plus die Standheizung ein paar Mal nachts laufen lassen kriegen wir das aber auch recht gut gewuppt. Ich bin jedenfalls begeistert von meinem Schlafsack! 

 

 

Auf nach ARIZONA! Der Wüstenstaat hat eine Menge bunter Gesteinsfarben zu bieten. Eine erstaunliche Vielfalt davon bekommen wir im PETRIFIED FOREST zu sehen. Der Weg dahin führt außerdem noch durch die PAINTED DESERT. Kaum zu glauben, was die Natur auf verhältnismäßig kleiner Fläche an unterschiedlich farbigen Gesteinsschichten und -formationen da zusammengebaut hat. Und dann liegen dort noch eine Menge versteinerter Baumstämme herum. Von weitem sehen sie erst aus wie Rinderrouladen, von nahem dagegen fragt man sich, wo die Farben in einem Baumstamm denn wohl herkommen: Gelb, pink, rot, weiß, blau, grün. Alles dabei! Doll!

 

 

Unterwegs kommen wir an alten ROUTE 66-Städtchen wie Seligmann und Winslow vorbei. Hier stehen noch ab und zu alte Motels, denen der nostalgische Hauch von früheren Zeiten um die Wände weht. Ergänzt wird der Eindruck noch durch einiges an altem Blech von Oldtimern, die ganz dekorativ dort herumstehen.

 

 

Auf dem Weg nach Sedona freue ich mich erst über die Wolkenformationen, die Fotos ja gerne mal aufwerten. Bis sie sich zu einer Schneesturmfront zusammenballen. Isses denn die Possibility! Schon wieder! Wir sollten uns in „Snowreiser“ umbenennen… Da Thanksgiving ist und heute wie morgen fast alles dicht hat, stellen wir uns in einen Wald zwischen Flagstaff und Sedona mit zu dem Zeitpunkt noch recht matschigen Verhältnissen. Zwei PKWs kommen auch noch dazu. Trotz der Wettervorhersage! Und dann werden wir so richtig eingeschneit! Wir finden’s lustig, in was für einem Winterwunderland wir so am nächsten Morgen aufwachen und ich mache begeistert Bilder von unserem eingeschneiten Jumpy. Aber die Jungs, die verfroren aus ihren jeweiligen Autos krabbeln, machen lange Gesichter. Sie schaufeln ein bisschen vor ihren Autos den Schnee weg und wundern sich, warum sie - bei den Mengen, die da herunter gekommen sind - damit allein nicht vom Fleck kommen. Sie bitten uns, sie doch rauszuziehen, der eine will sogar komplett durch den ganzen Wald nach draußen abgeschleppt werden. Und das bei 5 cm Bodenfreiheit und Sommerreifen… Unser Wagen sieht wohl aus, als könnte er Wunder bewirken. Wir würden zwar wirklich gern helfen, machen den beiden aber klar, dass wir bei der Schneehöhe alle Mittel brauchen, die der Wagen hat, um hier selbst rauszukommen. Zumal mit Anstieg. Wir stoßen nur bei einem auf Verständnis. Wir machen einen Spaziergang durch wadenhohen Schnee zum Highway. Ein hoher Wall wurde bereits von Schneepflügen aufgetürmt. Da kommt dann wirklich keiner mehr durch. Aber da fährt gerade ein Räumfahrzeug heran und wir bitten darum, uns die Einfahrt zum Forstweg freizuräumen. Das verspricht er uns. Die Jungs machen derzeit keine weiteren Anstalten, sich irgendwie weiter freizuschaufeln oder schonmal Spurrillen festzutrampeln. Hilfe dafür wollen sie auch nicht. Versteh ich nicht! Tja, dann müssen sie wohl auf Frühling warten… Sie haben dann lieber jemanden über Facebook kontaktiert. Na denn. Im Gegensatz zu uns haben sie wenigstens Netz. 

 

 

Am nächsten Tag - die Sonne lacht und macht gleich Laune - setzen wir alles ein, was unser Fahrzeug an Features zu bieten hat: Allrad, Untersetzung, Differenzialsperren, Freilaufnaben. Mal ausprobieren, wir kennen Jumpy ja auch noch gar nicht, was das angeht. Und juhu, der Wagen hat ordentlich Power und pflügt sich hier langsam durch den frischen Schnee. Aber ein weiteres Auto die ganze Stecke hinten dran, nee, das wär dann nichts mehr. Und dann sind wir an der Hauptstraße und haben’s geschafft! Super, das gibt doch Mut, denn wenn wir in Richtung der Nationalparks weiter nördlich von hier fahren wollen, kann das ja auch nochmal winterlich werden.

 

 

Je weiter wir Richtung SEDONA kommen, umso weniger verschneit ist es. Aber hier erzählen sie uns, dass sie hier ja noch nie Schnee gehabt hätten. „Soooo kalt war es ja hier noch nie…!“ Ach ja, was soll ich sagen… Der Standardspruch, den wir bereits in einigen Gegenden gehört haben. Irgendwie verfolgt er uns…. 

 

Die ganze kleine Stadt ist umringt von roten Felswänden und -türmen. Sieht ganz toll aus! Die Innenstadt ist recht touristisch. Hier gibt’s haufenweise Wahrsager, Leute, die aus der Hand lesen oder Aurafotos machen. Angeblich gibt es hier ganz besonders starke Energiefelder. Wir erkunden jedenfalls lieber die Gegend. Die Wohnviertel sind sehr schön, die Häuser und auch die Ausblicke von dort auf die Felsen. Ob die Bewohner wohl jeden Tag fasziniert von diesem Anblick sind, wenn sie aus dem Fenster sehen? Oder gewöhnt man sich mit der Zeit auch an sowas? Wir gehen noch ein bisschen wandern. Überall rotes Gestein. Ich mag das!

 

 

Die Entscheidung ist gefallen: Wir probieren es, unsere Nationalparkrunde wie geplant zu drehen. Und wenn die Wettervorhersagen zu schlecht werden sollten, dann nach Westen über die eine oder andere Ausweichroute abzukürzen, falls es zu schlimm werden sollte. Ist ja immerhin 1. Dezember heute und da es bisher überall viel kälter war als sonst, rechnen wir mittlerweile mit allem. Und macht Euch schonmal drauf gefasst, in der nächsten Zeit kommen viele Bilder mit bunten Steinen…. Aber so sieht‘s nunmal aus!

 

Zum GRAND CANYON hin sind die Straßen seit heute überhaupt erst wieder freigegeben. Sogar die Interstate 10 war wegen des Schnees gesperrt. Wir waren beide ja schonmal Anfang der 2000er auf je unterschiedlichen Reisen am Canyon. Das erste Mal ist man erstaunt, wenn man erst lange auf relativ ebener Strecke fährt und dann plötzlich vor einer riesigen Baggerkuhle steht und die Dimensionen kaum fassen kann. Die kann auch kein Foto wiedergeben. Jetzt wussten wir ja, was kommt und die Überraschung hielt sich in Grenzen. Aber toll ist das trotzdem immer noch! Früher konnte man sogar noch fast direkt an den Rand fahren, heute gibt es mehrere große Parkplätze, die einem dieses Überraschungserlebnis zusätzlich nehmen. Außerdem hat sich der erste Anlaufpunkt zum Canyonrand zu Chinatown entwickelt... Und das im Winter! Wie schlimm muss das hier erst im Sommer sein….? 5 Mio Besucher hat der Canyon wohl mittlerweile jährlich! Ich hatte ihn im März 2002 noch fast für mich alleine. Wir wandern den verschneiten Trail am Rand entlang und schon wird es ruhiger. Das Abendlicht taucht die Schlucht in rot, lila und blau. Zum Übernachten suchen wir uns einen Platz wieder entlang einer Forststraße kurz vor dem Park, um am nächsten Tag schnell wieder drinnen zu sein. Trails nach unten machen wir bei dem Schnee und Eis nicht, halten aber nochmal an ein paar Aussichtspunkten. 

 

 

Zur Mittagspause sind wir schon wieder raus aus dem Park und halten an einem Canyon, den wir dann wirklich ganz für uns alleine haben. PAGE ist heute das Tagesziel. Rechts und links immer wieder rote Felsen und buntes Gestein. Wir finden einen Platz mit direktem Blick auf den Stausee LAKE POWELL und die umliegende Landschaft. Schön, wenn man direkt vom Sofa aus mit ner heißen Tasse Tee auf so eine Gegend sehen kann! 

 

In der Nähe liegt der HORSESHOE BEND, eine hufeisenförmige Kurve des Colorado und der Felsen drumherum. Hier haben wir dann nochmal einen kleinen „Grand-Canyon-Moment“ als wir dann direkt vor dieser Schluchtbiegung stehen. Die ist zwar im Vergleich viel kleiner, aber trotzdem sehr imposant.

 

Übrigens: Wir haben jetzt eine Katze! Nee, leider keine echte, aber so heißt jetzt unsere neue Vliesdecke, die wir uns geholt haben, da aus unerfindlichen Gründen zur Dachzeltisolierung leider nur für die Hälfte der Fläche ein Vlies vorgesehen war - wie wir leider auch erst zu spät bemerkt haben. Und diese neue Decke fühlt sich so flauschig an, als würde man einer zu dicken Katze das Bauchfell streicheln… So bekommen die Dinge langsam ihre Namen. Unsere Keile heißen z.B. Kylie und das Taschenmesser MacGyver. So fahren wir also auf Kylie rauf, wenn der Boden zu schief ist oder wir hängen die Katze auf, wenn es zu kalt ist. Bringen tut letztere leider nicht so wahnsinnig viel, da immer noch ein Teilstück des Zeltes freiliegt. Aber so richtig passende Maße gibt’s hier eben nicht. So machen wir dann doch noch weiter mit unserer Weltraumheizung, wenn wir das Dach aufstellen…

 

 

Der ANTELOPE CANYON liegt direkt auf dem weiteren Verlauf unserer Strecke. Statt wie damals 17 Dollar pro Nase wollen sie jetzt 50 haben!!!! Der reinste Wucher! Da es sich hier um Navajo-Gebiet handelt, ist der Eintritt leider nicht über den Nationalpark-Jahrespass abgedeckt. Und ich hatte mich schon so schöne Bilder machen sehen… Aber diese Preise! Erst wollen wir aus Protest schon wieder wegfahren. Trotz dem, was wir auf einer Weltreise wohl noch alles Tolles sehen werden, habe ich aber irgendwie das Gefühl, was zu verpassen und gehe alleine rein. Auch hier war ich früher fast als einzige unterwegs und werde statt dessen heute mit einer Masse von Leuten dort zwischen den engen Schluchtwänden durchgeschoben. In Ruhe Fotos machen ist hier nicht. Schnell, schnell, weiter, weiter…. Mann, ich bin genervt! Was für eine Abzocke! Gleichzeitig ärgere ich mich auch über mich selbst, dass ich diesen Canyon nicht einfach habe links liegen lassen können und den Blödsinn auch noch mitgemacht habe. Schön sehen die Ergebnisse trotzdem aus, aber genießen konnte ich das Gesehene leider nicht. Und das ist eigentlich so hübsch mit den von Wind, Wasser und Sand geschliffenen Formationen, die sich hier entlangwinden.

 

 

Den Rest der Fahrt zum MONUMENT VALLEY - wir sind im Staat UTAH angekommen - komme ich da nicht so richtig drüber weg. Dass hier schon die Sonne hinter den Bergen verschwunden ist, als wir ankommen, macht das alles nicht besser. Ich bin erst wieder besänftigt, als wir einen grandiosen Platz zum Übernachten finden und von dort aus die Schattenumrisse des Monument Valleys vor den Resten des Tageslichts aus der ersten Reihe sehen können. Später gesellt sich noch ein schöner Sternenhimmel dazu. Ein perfekter Ort zum Schnuppen schnappen!

 

@ Muddi & Vaddi: Hier ein paar Fotos für Euch, da Ihr damals im Monument Valley ja so schlechtes Wetter hattet.

 

 

Am nächsten Morgen sehe ich zur Sonnenaufgangszeit immer mal wieder aus dem Fenster. Alles voll mit Wolken, keine Monuments zu sehen. Schön, kann ich ja weiterschlafen, denke ich mir. Wenig später guckt Torben raus und fragt mich, warum ich denn nicht vor der Tür wäre. Auf einmal ist die weiße Wand verschwunden, es sind nur noch Wolkenbänder da und alles ist in Morgenlicht getaucht. Das haben wir fast für uns alleine. Fast, denn ein weiteres deutsches Paar steht mit ihrem Iveco in der Nähe und gesellt sich zu uns. Sie sind schon eine ganze Weile unterwegs. So plaudern wir ein bisschen über unsere Reiseerfahrungen und genießen gemeinsam den fantastischen Ausblick, wenn auch schlotternd vor Kälte.

 

 

Nach einem wieder auftauenden Kaffee lassen wir den Scenic Drive des Monument Valley aus (man sieht ja auch so schon fast alles) und fahren zum VALLEY OF THE GODS, das gibt’s für lau und wurde sogar noch häufiger für Westerndrehs genutzt. Ähnliche Kulisse, aber menschenleer und alles ganz still. Herrlich! In der Sonne können wir sogar ein bisschen draußen sitzen. Passend zum heutigen Nikolaustag sehen manche Formationen ein bisschen aus wie Weihnachtsmützen. Der Sonnenuntergang lässt die roten Felsen später richtig aufglühen, bis das Tageslicht durch Sterne ausgewechselt wird.

Ich stelle fest, dass ich den Mond mit meinem „Monsterobjektiv“ recht nah ran bekomme. Man kann sogar die Krater sehen! Ist das nicht irre?!

 

Bis zum nächsten Morgen haben wir das Tal komplett für uns alleine, aber als wir rausfahren, kommt der Ortssheriff vorbei und dreht freundlich grüßend seine Runde. Irgendwie skurril.

 

 

Da in dieser Gegend ein Nationalpark den anderen jagt, sind wir am Nachmittag auch schon im südlichen CANYONLANDS NP. Hier sieht schon wieder alles nach Essbarem aus: Nach Cupcakes, einer Pilzkolonie und Brokkoli, der sich an einen Felsen klammert. Ohne uns großartig vorher zu informieren, schreiben wir uns für einen Backcountry-Campingplatz ein. Wir nehmen die 4x4-Strecke nicht so wirklich für voll, da in den USA ja jeder Hubbel vorher mit Schildern angekündigt wird, da kann ja so eine Offroad-Route wohl nicht allzu schlimm werden. Hm, falsch gedacht! Kaum den ersten ordentlichen Anstieg hochgefahren gibt das die Sicht frei für den weiteren Weg und - NEIN! - ich streike. Das wird zu schlimm, richtige Treppenstufen im Fels bei etwa 45 Grad Steigung und irgendwann muss man noch unter einem Felsvorsprung durch, für den Jumpy zu hoch ist. Das ist mehr was für die kleinen Jeeps, von denen hier ein paar unterwegs sind. Also das Ganze rückwärts wieder runter…, auch kein Vergnügen. Und weit und breit kein Schild zu sehen, das diese Extreme ankündigt. Im Nationalpark-Heftchen, das man am Eingang erhält, finden wir im Nachhinein doch im Fließtext einen Hinweis, dass dies die anspruchsvollste Strecke in ganz Utah sei. Ah ja, da haben wir ja voll zugeschlagen! Wir gehen lieber noch einen Trail zu Fuß, bevor die Sonne ganz weg ist und parken dann für die Nacht auf einem Plätzchen neben dem klammernden Brokkoli.

 

 

Wir picken uns einen weiteren Trail heraus, der zu den „Needles“, den Felsnadeln des Parks, führen soll. Aber irgendwie scheinen die vor uns zu flüchten. Immer wenn wir denken, hinter der nächsten Biegung sind wir nah dran, sind sie wieder genauso weit weg wie vorher. Ein Phänomen… Richtig eisiger Wind weht, aber zum Glück haben wir ein paar Piles verpeilt und haben nicht den eigentlichen Weg genommen, denn da scheint’s bereits zu regnen. Als wir dann nach 4 Stunden richtig viel Rumkletterei über Stock, Stein und große Felsen wieder im Auto sind, fängt’s dann auch bei uns an zu pladdern. Da kommt so viel auf einmal auf dem Gestein zusammen, dass neben uns ziemlich schnell ein kleines Flüsschen entsteht. Wir sehen uns das Schauspiel mit einer Tasse heißem Tee an und freuen uns, so viel Dusel gehabt zu haben.

 

 

Da die Nacht nicht weit ist und die Temperaturen wieder ordentlich im Minusbereich, kann die ganze Feuchtigkeit nicht so schnell wegtrocknen, so dass am nächsten Morgen die ganze Landschaft mit Raureif überzogen ist. Die Sonne taut den Frost langsam auf und bringt Büsche und Wiesen dazu, im noch tiefstehenden Licht zu dampfen. Das sieht toll aus!

 

Wir fahren aus dem Park wieder raus und je höher wir kommen, umso dicker ist alles mit einer weißen Schicht überzogen.

 

 

Wir passieren MOAB und bewundern nachmittags bereits den ARCHES NATIONALPARK mit seinen Natursteinbögen. Ein paar davon bekommen wir gleich schon zu sehen, weitere erkunden wir tags darauf an unserem Trailtag. Erst steht 4 Stunden Wandern und Klettern über Felsfinnen an und dann geht’s nochmal 3 Stunden zum Delicate Arch eine richtig ordentlich lange Steigung hoch. Hab ich gar nicht so steil in Erinnerung… Uffz! Aber ist ja auch schon ein Weilchen her seit dem letzten Mal. Der Mond bescheint den Rückweg und als wir außerhalb des Parks an unserem Übernachtungsplatz in der Wildnis ankommen, sind wir erstmal feddich! Nix gewöhnt…! 

 

 

In Moab finden wir ein Schwimmbad, wo wir eine Runde duschen können. Torben zieht auch noch ein paar Bahnen im Pool. Als ich dann wieder rauskomme, wartet er schon am Eingang und wundert sich. Ui, da war ich aber wohl lange unter der heißen Brause… Es kam eben immer weiter heißes Wasser nach…

Während ich später am Visitor Center mit gratis WiFi stundenlang den Blog aktualisiere, holt Torben ein paar Rippchen, die wir dann quasi inhalieren. Seit wir uns in den Nationalparks ständig auf etwa 2.000 m Höhe aufhalten, könnte ich permanent Fleisch essen. Die Margarita dazu gibt’s dann abends in einer Bar. Alles gut, aber nein, kein San-Antonio-Standard. In der Bar wundern wir uns: es ist ziemlich kalt hier, die Gäste sitzen alle mit Pudelmütze und dicker Jacke da, die Bedienung bringt vor Erkältung keinen Ton mehr raus. Aber Hauptsache, die Klimaanlage läuft…

 

Als nächstes wartet der nördliche Teil des CANYONLANDS NATIONALPARKS auf uns. Der ist geprägt von verschiedensten Überblicken über die Wahnsinns-Schluchtlandschaften des Colorado und Green River. Einer schöner als der nächste! Manche Canyon-Formationen sehen von oben aus wie riesige Dinosaurier-Fußabdrücke, find ich. Ein paar Trails laufen wir auch noch, aber Arches steckt uns noch etwas in den Beinen. 

 

 

Da wir in der Nähe des Green River Overlooks campen, sehe ich mir dort am nächsten Abend den Sonnenuntergang nochmal alleine an. Weil das Licht wohl nicht so vielversprechend erscheint, ist auch keiner sonst hier. Nun sitze ich mit mehr als 300 Mio. Jahren Erdgeschichte ganz alleine da und genieße den faszinierenden Ausblick. Die Schreie eines Adlers hallen in dem weitläufigen Canyon wieder. Das ist mal eine Stimmung! Die habe ich auch für eine Weile für mich, dann kommt doch noch ein Auto herangefahren und die Leute unterhalten sich laut. Komisch, gehört irgendwie nicht hierher. 

 

Nach dem Sonnenuntergang bin ich mal wieder an der Kamera festgefroren und freue mich, als Torben schon mit nem Tee im Auto wartet.

 

 

Bei so vielen Wolken am Abend bin ich wenig optimistisch, was den Sonnenaufgang am Mesa Arch angeht und dachte eigentlich ausschlafen zu können, anstatt frühmorgens dorthin zu hetzen. Der Blick aus dem Fenster scheucht mich dann aber doch unerwartet aus dem Bett. Torben bleibt noch hinten liegen, während ich mir was überschmeiße, mich ans Steuer setze und zum Mesa Arch düse. So viel Stress für ein paar Bilder… Das muss ich mir echt mal abgewöhnen! Am Ende lohnt es sich aber doch. Die morgendliche Sonne leuchtet unter dem roten Felsbogen hindurch und lässt ihn ordentlich aufglühen. Anschließend beim Frühstück am Auto treffen wir ein paar Engländer, die schon seit 6 Jahren unterwegs sind und bisher nur einen Teil der Länder bereist haben, die wir noch auf der Liste haben. Dementsprechend müssen sie lachen, als sie von unseren Zeitplänen hören. Na, mal sehen… Die beiden meinen jedenfalls, dass sie lieber reisen anstatt Steuern zu zahlen!

 

 

Den Weg aus dem Park Richtung Moab nehmen wir über eine 4x4-Strecke und informieren uns diesmal vorher, wie die beschaffen ist. Sie führt am Canyonrand hinunter in die tieferen Ebenen und auch noch am Colorado vorbei. Tolle Route, macht Spaß! Die letzte Hälfte ist auch ordentlich rumpelig. Auf dem eigentlichen Highway geht’s dann wieder schnell voran und wir kommen noch heute um den Bogen rum um die Parks, so dass wir am Abend schon mit der Nase wieder Richtung Süden stehen. Ausblick auf einen schönen Sternenhimmel inklusive. Dank Vollmond aber weitestgehend ohne Milchstraße.

 

 

Auf der folgenden Strecke über den Highway 12 und 24 frage ich mich, warum ich die so überhaupt nicht mehr auf dem Zettel habe. Das ist die absolute Knaller-Route! An einem einzelnen Tag folgt eine tolle Landschaft mit buntem Gestein auf die nächste, jede davon ist wieder anders. Die nennen sich CAPITOL REEF, GRAND STAIRCASE ESCALANTE und manchmal haben sie gar keine Namen. Sonst kann ich mir jeden Blödsinn merken, aber diese Gegenden habe ich scheinbar wirklich vergessen. Frevel!!! Erst sind es wüstige Gebiete, später fahren wir hoch Richtung Bryce Canyon, dort liegt wiederum ordentlich Schnee und von fast 3000 m Höhe kann man dann über die gesamte gefahrene Tagesetappe mit allen Felsformationen heruntersehen. Echt klasse! 

 

Und dann schaffen wir es sogar endlich mal wieder, unsere Wäsche in einem Waschsalon zu waschen! Juhu! Entweder war in der letzten Zeit Nationalpark gucken angesagt oder wir hatten keine Zeit in einem Ort für sowas. Lustig ist, dass über uns in der Laundry eine Weltkarte hängt. Da können wir schonmal sehen, was wir schon an Weg geschafft haben, aber auch, was noch an Weg vor uns liegt… Uffz!

 

 

Mit wieder sauberen Klamotten im Gepäck suchen wir im Dunkeln nach einem Platz beim BRYCE CANYON. Eigentlich wollten wir eine Forststraße nehmen, aber dort liegt soviel Schnee, dass wir nicht ganz sicher sind, ob wir da ohne unsere Ausrüstung einzusetzen wieder rauskommen. Da der Tag und die Strecke heute sehr lang waren, hat keiner mehr Energie für sowas. Wir stellen uns einfach so auffällig an eine Ausbuchtung vor dem Parkeingang, dass wir schon wieder unauffällig aussehen. Hier haben wir nun unseren bisherigen Kälterekord erreicht: -19° C, dazu ordentlich Wind!!! Es ist sogar so kalt, dass wir am nächsten Morgen Eisblumen innen an der Frontscheibe haben und die Wasserleitung eingefroren ist! So behelfen wir uns damit, Schnee fürs Abwaschen zu schmelzen und Flaschenwasser für Katzenwäsche und Zähneputzen zu nutzen. 

 

Bis alles wieder aufgetaut ist, gehen wir erstmal im Canyon zwischen den rot-weißen „Hoodoos“ mit Spikes auf den steilen Pfaden wandern, eingepackt in die dickste Klamotte, die wir haben. Sogar Torben mit seinem sehr norddeutschem Temperament ist hier ein Anflug von Begeisterung zu entlocken. Das will echt was heißen!!! Ist aber auch was schön hier! 

 

 

Nachmittags ist dann tatsächlich unsere Leitung wieder frei und wir düsen heute schon weiter Richtung ZION CANYON. Nachts werden es dann „nur“ noch -14°. Geht ja fast schon wieder! Eisblumen haben wir auch wieder, aber die Wasserleitung bleibt zum Glück frei.

 

Vom Zion habe ich auch nur noch in Erinnerung, dass ich damals in einem Fluss zwischen engen Canyonwänden entlanggewatet bin. Das ist dort tatsächlich ein Trail. „Zion oder nicht Zion“, das ist hier die Frage, denn irgendwie erkenne ich überhaupt nichts wieder, habe den ganzen Weg zum Flusstrail hin nicht mehr auf dem Schirm und den Canyon selber schon gar nicht. Haben die in der Zwischenzeit einen anderen Park hierher gesetzt oder bin ich in Meow Wolf durch eine Tür in einer falschen Dimension wieder herausgekommen…? Keine Ahnung! Meiner Meinung nach kann er nicht mit all den anderen Nationalparks mithalten und dann ist er auch noch der letzte in der Runde, wo die Messlatte schon so hoch liegt.

 

 

Auf dem Weg zum nächsten Schlafplatz kommen wir in VIRGIN noch an ein paar skurrilen Holzhütten vorbei, die wie in einem Westerncomic aufgemacht sind - bunt und schief und von lauter Kakteen umgeben!

 

 

Die nächste Frage lautet: Was machen wir mit LAS VEGAS? Das letzte Mal waren wir enttäuscht, weil soviele moderne gesichtslose Hotels hinzugebaut wurden, dass sie den vielen älteren Themenhotels irgendwie den Charme genommen haben und wir das alles viel toller von früheren Reisen in Erinnerung hatten. Aber dazu, Las Vegas auszulassen und gar keinen Stopp zu machen, können wir uns auch nicht durchringen.

Also bleiben wir wenigstens eine Nacht auf einem RV-Stellplatz (leider gibt’s in der Stadt keine wirkliche Alternative) und verschwinden mit unserem vergleichsweise kleinen Camper neben den riesigen amerikanischen fahrenden Hütten mit ausfahrbarem Wohnzimmer, 3 Klimaanlagen, etc. Hoffentlich finden wir unseren Kleinen später dort im Dunkeln! 


Die Plusgrade haben uns übrigens wieder! Nachts ist es zwar nur einer, aber immerhin. Wir haben’s raus aus der Kälte geschafft! Aber die Einwohner mummeln sich ordentlich ein. Auch hier wieder derselbe Spruch „Sooo kalt war es hier ja noch nie...!“ Jaja, ist gut jetzt! Ist mir mittlerweile auch egal. Für uns fühlt es sich im Verhältnis ziemlich kuschelig an. 

 

Mit dem Shuttle fahren wir in die Stadt rein. Am Luxor fangen wir an. Erstmal gibt’s dort Buffet und da ich einen ordentlichen Kohldampf habe, haue ich so viel rein, dass ich hinterher fast aus den Latschen kippe. Kann mich bitte jemand den Vegas Strip runterrollen...? Das Excalibur sieht für mich immer noch so aus wie ein Traum aus dem Legoland. Die Türme und Mauern scheinen aus sich heraus zu leuchten. Überhaupt leuchtet alles hier viel mehr als früher. Riesige Displays mit Werbung wurden überall aufgebaut, diverse Shoppingmalls sind zu den Hotels ergänzt worden. Alles richtet sich heute noch mehr auf Konsum aus. Und die Weihnachtsdeko kommt auch noch hinzu. Wir tingeln die Hotelmeile entlang und da wir das Ganze schon mehrfach besucht haben, ist es auch gar nicht schlimm, dass wir die Wasserfontainen beim Bellagio, die passend zur Musik choreografisch emporschießen, nur von der anderen Straßenseite sehen. Dafür bekommen wir zum krönenden Abschluss noch den furiosen Vulkanausbruch beim Mirage mit. Alles in allem ist und bleibt Vegas eine absurde Stadt und da wir ja jetzt vorher wussten, wie sehr sie sich verändert hat, konnten wir uns diesmal damit anfreunden. 

 

 

Weiter geht’s nach „good old CALIFORNIA“. Nach langen Wüstenkilometern, auf denen uns die Red Hot Chili Peppers zur Einstimmung auf den Staat begleiten (das neue Album lässt leider immer noch auf sich warten…), werden wir mit einem ordentlichen Sonnenuntergang begrüßt. Der dauert zum Glück eine Weile, so dass wir doch noch im Restlicht einen sandigen Platz mitten zwischen trockenen Büschen und Bergkulisse finden. Die folgende Strecke führt weiterhin durch Wüste und ein Stück auf der alten Route 66 entlang, vorbei an Roys Café, einem 50er-Jahre Motel, dass aber nicht mehr bewirtschaftet wird.

 

 

Ziel des Tages ist der JOSHUA TREE NATIONALPARK. Wir dachten, es könnte ja vor Weihnachten noch nicht so voll sein. Tja, Pech gehabt. Die Straße durch den Park gleicht fast einer Rush Hour. Haben wohl doch viele jetzt schon frei und die Campgrounds im Park sind entsprechend alle voll. Aber wir wissen noch vom letzten Besuch, wo wir trotzdem unauffällig stehen können. Wir finden vorher noch einen Trail, auf dem wir Ruhe von der Masse und diese besonderen Kaktusbäume ganz für uns haben. Die sinkende Sonne bringt auch nochmal ein tolles Licht herein. Abends im Auto horchen wir besonders darauf, ob nicht doch noch ein Ranger eine Kontrollrunde dreht, aber wir haben Glück. Statt dessen kommt - wie beim letzten Mal - noch ein Coyote vorbei und schaut, was wir da um diese Zeit noch machen.

 

 

Wir werden erst am frühen Morgen durch ein ankommendes Fahrzeug geweckt. Das ist aber auch nur ein Besucher, der den Sonnenaufgang sehen möchte. Oh, Sonnenaufgang! Den Anorak über die Schlafklamotte geworfen und nichts wie raus! Tolles Licht, tolle Farben. Am Ende leuchtet die ganze Gegend in rosa. Meine Finger sind dagegen schon fast blau und ich brauche dringend einen Kaffee zum Auftauen. Durch den zweiten Teil des Parks fahren wir ein paar staubige Offroad-Strecken und stoppen beim Cholla Cactus Garden. Im Gegenlicht sehen diese Kakteen immer aus, als hätten sie einen Heiligenschein. 

 

 

Wir wollen nun einmal sehen, was es mit PALM SPRINGS auf sich hat. In den 50er und 60er Jahren haben hier viele Hollywoodstars ein Haus gehabt und Partys gefeiert. Ein Architekt hat in dieser Zeit besonders seine Spuren hinterlassen, so dass es auch heute noch viele „Alexander Style Homes“ gibt, die der Stadt noch immer ihre besondere Ausstrahlung geben. Dazu ist dieser Ort geradezu mit Palmen und Bougainvilleen übersät. Herrlich! Downtown finden wir jede Menge Bars, Restaurants und Shops, wo es Spaß macht, entlangzubummeln. Ein paar mexikanische Bars, ein paar Restaurants im Stil der 50er Jahre, ein schöner Mix! Wir sind wirklich positiv überrascht von Palm Springs! Da hier aber wild campen nicht angesagt ist, stellen wir uns auf einen überteuerten Campingplatz, geführt von einer ehemals Deutschen, die sich freut, mal wieder ihre ursprüngliche Sprache zu sprechen. Erstaunlich günstig dagegen ist das kalifornische Menü, das wir im Retro-Restaurant bestellen. Was für ein fantastisches selbstgemachtes Eis zum Nachtisch! Zum Reinlegen! Anschließend rufen die vielen mexikanischen Bars geradezu „Komm rein, Margarita trinken!“ Wer kann das schon ausschlagen? So gibt’s also noch einen Absacker vor dem Kaminfeuer. Und typisch kalifornisch: Es wird mal wieder „Brown Eyed Girl“ von einer Live-Band im Hintergrund gespielt.

 

@ Melanie: Na, mal wieder mitsingen? ;-)

 

 

Morgens cruisen wir noch etwas durch die Nachbarschaft, um den typischen Häuserstil weiter zu bewundern. Das ist echt toll hier! Wenn die jetzt auch noch das Meer direkt vor der Tür hätten, ich würd mich ja gar nicht wieder einkriegen.

 

@ Claudia: wir finden, die Stadt wär bestimmt was für Dich!

 

 

Richtung Meer geht es etwas später. Kaum, dass wir aber wieder auf der Interstate gen Westen sind, stecken wir ständig im Stop- & Go-Verkehr. Wie soll das denn erst werden, wenn wir noch näher an LOS ANGELES kommen…? Irgendwann wird es dann aber doch besser. Das Wetter jedenfalls ist völlig unkalifornisch, alles bedeckt, das Licht wirkt kalt und sogar die San Gabriel Mountains sind als graue Berge zu erkennen, die sonst vor lauter Smog davor immer braun erscheinen. Und als Krönung kann man aus wirklich großer Distanz Downtown LA sehen! Gehört normaler Weise auch hinter eine warm wirkende Smogwand. Leute, was ist denn hier los, so geht das nicht… Kein warmes, orange-braunes Licht, kein türkiser Himmel, kein lauschiges Lüftchen? 

 

Nach ein paar mehr Stunden Fahrt als nötig sind wir in meiner alten Heimat LONG BEACH angekommen! Der erste Gang geht zum Strand und dann haben wir’s durch die USA geschafft: Vom Atlantik bis zum Pazifik, von Ost nach West, einmal quer durch. Tadaaa! Wenn man mal überlegt, dass die frühen Siedler dies damals nur mit Pferd und Planwagen erreicht haben! Alle Achtung!

 

Wir machen abends noch einen Bummel über die 2nd Street mit Bars, Restaurants und Shops und futtern lecker gestaltete Burger. Die Bedienung fragt uns ein bisschen aus und ist ganz begeistert von unseren Plänen und bisherigen Erlebnissen. "I want your life!" sagt sie doch glatt!

 

Diesmal parken wir in meiner alten Nachbarschaft einfach am Straßenrand, wo wir keinem vor dem Wohnzimmer stehen und wir es dann auch ruhig haben. 

 

 

Zum Frühstück ziehen wir an den Strand um, wo wir wenigstens das Dach aufstellen können. Da es heute regnet (!!!), was hier ja sonst so gut wie nie vorkommt, verschwinden wir in einem Baumarkt und gehen noch was einkaufen. Kaum kommen wir dort raus, entschädigt uns ein doppelter, durchgehender Regenbogen für das miese Wetter! Wir fahren noch schnell wieder zum Strand, um noch das Restlicht des Tages mitzubekommen. Und tatsächlich schaffen es wieder ein paar bunte Farben an den Himmel. In Anoraks eingehüllt sehen wir uns das an. Dieses Mal bin ich diejenige, die sagen kann: „Soooo kalt….“ Na, Ihr wisst schon… Beim Blick Richtung Hafen fangen dahinter Lichter an zu leuchten, bei denen ich mich frage, woher die denn wohl kommen. Ach ja, da ist ja noch die Landzunge Palos Verdes, aber Lichter konnte man von dort doch nie sehen. Es muss in der letzten Zeit schon viel geregnet haben, um die Luft so rein zu waschen…

 

 

An Heiligabend nutzen wir die Sonne aus, um meine Nachbarschaft von damals zu erkunden. Das Apartmenthaus, in dem ich in einer amerikanischen WG gewohnt habe, ist statt sandbeige nun grau gestrichen, aber die Tür steht immer noch einladend offen wie immer. Das war toll, sobald jemand zu Hause war, auch bei den Nachbarn, war immer die Tür offen und man war jedes Mal herzlich willkommen. Die Häuschen drumherum im mexikanisch-spanischen Stil sind heute mehr herausgeputzt, aber noch genauso niedlich wie früher.

 

In einem Café, das ich gern mochte, weil man in dessen bequemer Couch so schön versinken konnte und die im Hintergrund gespielten Oldies so angenehm eingelullt haben, trinken wir noch einen Chai Latte, den wir noch nie so gut und cremig gezaubert bekommen haben wie hier.

 

 

Bei einem Besuch in Long Beach darf natürlich auch ein Abstecher zum Shoreline Village nicht fehlen. Da bin ich mit meinen Mitstudis freitags nachmittags gern hingeradelt, um unsere Uni-Woche mit einem Kaffee abzuschließen. Kleine bunte Lädchen reihen sich aneinander, davor und dahinter schaukeln Yachten und Boote vor sich hin - und die alte Queen Mary. Für Heiligabend würden wir nun aber auch gern noch irgendwo etwas Frühling in unseren Frischezustand bringen und probieren es am hiesigen Campingplatz. Vor uns steht gerade jemand am Tor und hat seinen Code vergessen. Es wird von drinnen geöffnet, so dass wir einfach mit durchschlüpfen. Jetzt stehen wir vorm geschlossenen Büro, keiner mehr da. Hm, vielleicht kommen wir auch so in die Badräume? Nee, auch da alles mit Code versehen. Da kommt doch noch ein Angestellter ums Eck und wir fragen, ob wir für ein paar Dollar die Duschen benutzen dürften. Geht leider nur bei überteuerter Übernachtung, was wir dann zur Feier des Tages auch machen. So ein sauberes Bad!!! Und auch endlich mal geheizt!!!

 

Statt Weihnachtsessen bei unseren Eltern gehen wir heute ins Restaurant und machen anschließend einen Bummel durch Naples, einer schicken Nachbarschaft mit vielen Kanälen, in der jedes Jahr ein Wettbewerb um die schönste Weihnachtsdeko stattfindet. Und hier heißt schön = viel!!! Aber das alles macht es ja so absurd und einen Besuch wert. Wer hier wohnt, muss das wirklich mögen, sonst bleibt nur die Flucht!

 

 

Am 1. Weihnachtstag machen wir uns Richtung mexikanischer Grenze auf, unsere Aufenthaltserlaubnis über 3 Monate für die USA läuft in wenigen Tagen ab. Auf der Fahrt gen Süden erscheint wieder ein doppelter Regenbogen. Und wo endet er? Direkt auf unserer Motorhaube! Wo gibt’s denn sowas? Ich dachte immer, einen Regenbogen könnte man nie erreichen, selbst wenn man dem noch so hinterherlaufen würde, weil das einfach nur ein optisches Phänomen ist. Sagt man nicht auch, am Ende eines Regenbogens liegt ein Schatz?! Muss glatt nachher mal unter der Motorhaube nachsehen… Ich find’s jedenfalls ganz unglaublich! Nach ein paar Sekunden ist das Schauspiel dann aber auch schon wieder verblasst.

 

Da Nieselregen und weitestgehend grauer Himmel wenig einladend zum Erkunden der diversen kleinen Surferstädtchen entlang der Küste sind, stoppen wir über Nacht in OCEANSIDE, ohne irgendwo groß etwas anzusehen. Rausschmeißerwetter! Am 2. Weihnachtstag haben wir dann in einem State Park kurz vor dem Grenzübergang in Otay Mesa unsere letzte Übernachung in den Staaten. Statt Weihnachtsbaum haben wir übrigens einen Leuchtkaktus. Früher war mehr Lametta, aber was soll's. Eine künstliche Kerze (wollen ja nicht unsere Hütte abfackeln…) macht's gemütlich und wir stoßen mit einer heißen Schokolade auf die bisherigen Erlebnisse an. Und das waren erst 3 Monate. Kaum zu glauben!

 

 

FAZIT USA:

 

Aufenthalt: 3 Monate

gefahrene km: 10.355

 

Wir dachten ja, 90 Tage wären viel, um sich alles anzusehen, was auf unserer Route lag. Aber da hier eine Sensation auf die nächste folgte, fühlten wir uns doch schon oft ein bisschen gehetzt. War aber auch so viel Tolles zu sehen und zu erleben! Die Gastfreundschaft in Louisiana und Texas fanden wir ganz besonders, Halloween in New Orleans mitzubekommen war ein Spektakel, dann noch die ganzen farbenfrohen, wunderschönen Nationalparks und noch so vieles mehr, was uns begeistert hat! Wir kamen kaum hinterher, das Ganze überhaupt mal selbst zu verarbeiten, geschweige denn, die Fotos auszuwerten und Berichte in diesem Blog aktuell zu halten. 

Die Amerikaner haben sich uns gegenüber im besten Licht gezeigt. Immer freundlich, immer offen und interessiert, bei jeder Gelegenheit bereit für einen kurzen oder auch langen Plausch oder sogar für unglaublich großzügige Einladungen!!!

 

Essensmäßig hatten wir uns allerdings mehr Abwechslung und mehr regionale Besonderheiten vorgestellt. Uns fängt auch an, der Käse zu fehlen… Da Frankreich bei kulinarischen Fragen für unseren Geschmack das bisherige Maß aller Dinge ist, kommen die USA hier eindeutig nicht heran. 

Was das Campen angeht, war die westliche Hälfte deutlich angenehmer, da wir dort frei stehen durften, statt auf z.B. State Parks angewiesen zu sein, wenn sonst alles in privater Hand war. So konnten wir im Westen auch Jolly Jumper überall mit hinnehmen, wo es was zu erleben gab.

 

In dieser doch vergleichsweise kurzen Zeit haben wir schon eine Menge an Facetten dabei gehabt: Feuchte Sümpfe, trockene Wüsten, schwüle Hitze, eisige Kälte, Strände und Meer, Berge und viel Gestein, Sonne, Schnee, Eis, Regen, aber meistens doch Glück gehabt mit dem Wetter. Haben wir nun also schon alles gesehen? Abbrechen und nach Hause fahren? Neeee, weiter geht’s.

 

Auf nach Mexico!

 

Kommentare: 21
  • #21

    Matthias (Sonntag, 30 August 2020 18:44)

    Hey Inga, ich bin durch puren Zufall auf den Blog gestoßen und hin und weg... Tolle Sache!
    Habe jetzt erstmal den ersten Teil gelesen und schaue mir den Rest in den nächsten Tagen an - will mir schließlich noch ein wenig Spannung aufheben :-)
    Viele liebe Grüße, Matthias

    ... und ja, ich weiß das noch mit den Shorts, natürlich... Auch wenn wir das ja schon vermutet hatten: schön, dass Du es überprüft hast :-)

  • #20

    Katrin, Tim und Jasper (Samstag, 29 August 2020 07:50)

    Wunderschöner Blog, was für wahnsinnig tolle Bilder..spannend zu sehen wo Ihr gerade steckt und was Ihr erlebt! Wir wünschen Euch weiterhin eine fantastische Reise! Falls Ihr irgendwan in ferne Zukunft mal wieder in "old Hood" seit, kommt gerne auf einen Kaffee vorbei.
    Grüße aus der Sillemstraße 104:)

  • #19

    Luffi (Sonntag, 26 Januar 2020 07:57)

    Starker Blog! Toll, was ihr beiden erlebt und noch toller, dass ihr uns daran teilhaben lasst! Beim Lesen kriegt man ab und zu Gänsehaut - könnte aber auch an den Temperaturen bei Euch vor Ort liegen. Das hätte wohl niemand erwartet. Ab jetzt wird es wärmer! # Torbi: Hast uns gefehlt in Ellmau, besonders Würstel-Lift! Weiterhin eine schöne Zeit und tolle Eindrücke.

  • #18

    Nela und Josef Kroh, Samstag, 04.Jan. 2020 (Samstag, 04 Januar 2020 20:14)

    Einfach toll, dass wir an euer Weltreise teilhaben dürfen. Wir sind begeistert von den Geschichten und den wunderbaren Fotos. Ein bisschen davon kennen wir auch, durch unsere Amerika Reisen. Wir wünschen euch noch viele tolle Erlebnisse und recht viel Spass. Euer Mut ist zu bewundern. Alle Achtung.


  • #17

    Tracy Celio (Samstag, 04 Januar 2020 20:03)

    Hi Friends!
    We really enjoyed your pictures and blog. Thank you for the help with our dead battery at shipwrecks beach. Safe travels!
    Tyler & Tracy

  • #16

    Hein (Freitag, 03 Januar 2020 10:16)

    Tolle Geschichten und tolle Fotos! Ich wünsche Euch noch viele solche Eindrücke.
    Weiterhin eine gute Reise und alles gute im Neuen Jahr.

    Ellmau ruft...

  • #15

    Oliver Wilde „Oscar“ (Donnerstag, 02 Januar 2020 16:00)

    Hiho, eine gutes neues Jahrzehnt. Wie schön dass man bei Euch aufspringen und mitreisen kann. Sah gleich am Anfang die Fotos der schönen alten Eichen mit dem ‚Spanish Moss‘......Georgia on my mind... Savannah, I'm coming home
    Gute Reise Euch beiden
    Olli

  • #14

    Ole Petersen (Donnerstag, 02 Januar 2020 14:50)

    Moin Ihr beiden, Euer Blog liest sich sehr gut...Ich wünsche Euch alles gute für die weitere Reise im neuen Jahr und bin gespannt auf die folgenden Berichte!
    Grüße aus dem nebligen Hamburg ;)

  • #13

    Uschi und Wolfgang (Mittwoch, 01 Januar 2020 10:54)

    Heute ist der1.1.2020..wünschen euch für das neue Jahr alles Liebe und hoffen weiterhin auf tolle Bilder und Berichte.Liebe Grüße aus Rautheim

  • #12

    Toddy (Freitag, 27 Dezember 2019 15:50)

    Gute Reise weiterhin und guten Rutsch (ausgenommen der Toyota :-)

  • #11

    Toddy (Freitag, 27 Dezember 2019 15:47)

    Alles gelesen, alles gesehen. Tolle Seite! Hier und da mal eine Zeitnotiz wäre dufte ;)
    Hoffe, Ihr hattet eine schöne Weihnacht. Was bleibt noch zu sagen? Gourmet's halt :-)

  • #10

    Muddi und Vaddi (Dienstag, 24 Dezember 2019 12:35)

    Hallöchen, wir wünschen Euch auf Eurer Reise weiterhin so nette und hilfsbereite Bekanntschaften. Weiterhin viele tolle Eindrücke und viel Glück.
    Tolle Berichte und wunderbare Bilder.

    Liebe Grüße aus Rautheim

  • #9

    Ilona und Achim / Ex-Nachbarn (Freitag, 20 Dezember 2019 16:31)

    Moin Inga und Torben, vielen Dank, dass wir an eurer tollen Reise durch schöne Bilder und Texte teilhaben können. Wir wünschen euch weiterhin einen glücklichen Verlauf eurer Reise, und immer genug Sprit im Tank!
    Frohe Weihnachten und für 2020 alles Gute wünschen euch Ilona und Achim.

  • #8

    Roberto (Freitag, 13 Dezember 2019 17:08)

    Stimmungsvoller Bericht und grandiose Bilder!
    Zufällig hatte ich selbst bis vor kurzem auch zwei abenteuerlustige Nachbarn, die dann aber mit dem Camper auf Weltreise gingen...

  • #7

    uschi und Wolfgang Offermann (Sonntag, 08 Dezember 2019 11:13)

    Tolle Bilder,tolle Erlebnisse!Wünschen euch weiterhin eine guteZeit!!Liebe Grüsse aus Rautheim

  • #6

    Katrin Böning (Mittwoch, 04 Dezember 2019 14:51)

    So tolle Bilder!!! Das würde wir auch gerne erleben!
    Schade, dass Ihr keinen Umweg über Rhode Island macht..... Wir hätten Euch gerne aufgenommen. Wir werde Eure Reise weiterhin verfolgen. Liebe Grüsse und alles Gute! Sean und Katrin

  • #5

    Hawaii69 (Montag, 25 November 2019 13:11)

    aloha bruderherz !!! echt coole pics , einen echten alligator habt ihr dort herumschleichen sehen, oh man. habt ihr euch schon einen alabama slama gegoennt. gruesse von den berlinern. weiterhin viel spass im land der unbegrenzten moeglichkeiten. ufo ahead !? oxo

  • #4

    Dieter aus Kiel (Sonntag, 24 November 2019 20:19)

    Viel Spaß und Gute Reise.
    Schöne Grüße auch von Heinz Georg er hat es immer noch nicht gelernt euch zu schreiben

  • #3

    Irmgard u. Jürgen H. (Sonntag, 17 November 2019 19:57)

    Hallo, Inga ! Wir sind Freunde von deinen Eltern. Wir wünschen euch eine tolle Zeit. Alles Gute.

  • #2

    Thomas Zimmermann (Mittwoch, 13 November 2019 09:44)

    Viel Spaß und Gute Reise aus Stade!

  • #1

    Shirl (Montag, 11 November 2019 13:18)

    Looking good Torbi x