Viva Mexico! - Teil 1 (bis Palenque)

Aktualisiert am: 30. März 2020

 

 

An der Grenze in OTAY MESA geht es im Vergleich zum nur 12 km entfernten Tijuana mit dem weltweit größten Grenzübergang hier glücklicherweise gemächlich zu. In südliche Richtung will kaum einer. Das bisschen Formularkram ist so schnell erledigt, dass wir es kaum fassen können, nur wenig später wieder vor dem Gebäude zu stehen mit nem Visum für 6 Monate in der Hand und der Importbestätigung für Jumpy. Sogar Kopien hat der Immigrations-Beamte noch für uns nebenbei gemacht. Da unser Fahrzeug trotz Tarnfarbe auffällt wie ein bunter Hund, wird noch ein Drogen - und Waffenspürhund bei uns durchgeschickt, aber wir plauschen gleichzeitig nett mit den Beamten. Sie wünschen uns gute Reise und - schwupps - sind wir in Mexico!

 

Hier merkt man ganz eindeutig, dass wir in einem anderen Land sind. Sonst sind die Eindrücke ja oft fließend zwischen Ländern, hier aber doch sehr abrupt. Auf einmal sind Häuser deutlich mehr dem Verfall ausgesetzt, deutlich bunter sind sie allerdings auch, dazu noch mit lauter Mauerbemalungen. Es liegt viel mehr Müll in der Gegend herum, Straßenschilder sind im Vergleich zu den USA deutlich rarer, dafür stehen wieder km/h darauf und nicht mph. Und die Sonne scheint! 7 Tage gelbe Bällchen meint die Vorhersage!!! Juhu!!! Und es ist warm!!!

 

Unser erstes Ziel in BAJA CALIFORNIA ist ROSARITO, das ich von damals als kleines, buntes Örtchen kennengelernt habe. 18 Jahre später ist es zu einer richtigen Stadt herangewachsen und kaum wiederzuerkennen. Wir fragen bei einem Mexikaner an, der sein kleines Privatgrundstück an Overlander vermietet. Ein bisschen schrebbelig das Ganze, aber das ist hier ja Usus, dafür aber in der ersten Reihe am Strand mit Blick auf jede Menge lokales Leben, was dort so stattfindet. Kleine Stände, an denen Kokosnüsse, Ananas und Gedöns verkauft werden, Pferdebesitzer, die über den Strand galoppieren und nach Kunden für den nächsten Ausritt suchen sowie Einheimische, die ihre Freizeit hier verbringen. Wir beobachten das Geschehen auf dem Sofa liegend vom Auto aus und die tief stehende Sonne scheint uns wärmend auf den Pelz! Herrlich!!! 

 

Abends finden wir ein uriges Restaurant, in dem es eine lecker Fischplatte gibt und - natürlich - eine Margarita, mit der wir auf unsere Ankunft in Mexico anstoßen! Nachts ist ist zwar noch ziemlich frisch, aber es sind definitiv Temperaturen, bei denen es sich zum ersten Mal nach 2 Monaten endlich wieder wagen lässt, im Dachbereich zu schlafen. Dazu lullt das Wellenrauschen angenehm in den Schlaf!

 

 

Da wir uns in Rosarito für 3 Tage einquartiert haben, lassen wir es ruhig angehen. Nach dem Stress in den USA, unsere geplante Route rechtzeitig zu schaffen, bevor wir aus dem Land mussten, ist das jetzt eine willkommene Abwechslung! Wir probieren die ersten Tacos (sogar in Landesfarben) - scharf, aber lecker! Und supergünstig! Auch das ist nach den teuren USA gerne genommen. Zum Nachtisch gibt’s etwas, dass sich Zimtschnecke nennt, aber so viel fantastischer ist, als was man so unter diesem Namen kennt, so dass wir uns reinlegen könnten! 

Eine mexikanische SIM-Karte zu organisieren, ist viel leichter als in den USA am Anfang, da die Funktürme hier europäischen Standard haben und wir so den Hauptanbieter nutzen können. Endlich mal wieder Netz im Gegensatz zu den Staaten, wo wir in der westlichen Hälfte dahingehend oft auf dem Trockenen saßen. Wir freuen uns auch hier über die günstigen Preise!

 

Ansonsten machen wir hier nicht viel, außer entspannen, das Treiben am Strand beobachten und aufs Meer gucken, wie schön! 

 

 

In ENSENADA, genaugenommen LA BUFADORA, geht es später genauso gemächlich zu. Wieder 3 Tage, Silvester und Neujahr inklusive. Von einer Landzunge mit Anhöhe haben wir diesmal einen prima Ausblick über zwei Buchten. Nachmittags scheint dort Walzeit zu sein, jedenfalls ist in kurzen Abständen immer wieder Walblas und hier und da ein abtauchender Rücken zu sehen. Toll! Schwimmen da einfach Wale vorbei! 

 

 

Am Silvesterabend haben wir, da wir die einzigen Gäste auf dem Übernachtungsplatz (sprich grüne Wiese auf einem Privatgrundstück) sind, so gute WLAN-Verbindung, dass wir sogar eine Folge Wilsberg sehen können. Tse, verrückt, da sitzen wir hier in Mexico und gucken Wilsberg! Um Mitternacht schauen wir mal nach, was der Mexikaner denn so aus Silvester macht. Wir können von hier aus über die Bucht nach Ensenada sehen und ein bisschen Feuerwerk starten sie also auch, aber nicht zu vergleichen mit dem, was man bei uns so kennt. Mangels Lust, mein Stativ mit mir herumzuschleppen, werden es ein paar experimentelle Bildchen mit den Lichtern.

 

Ein wunderschönes, frohes, gesundes Jahr 2020 also! Und vielen Dank allen für das bisherige tolle Feedback!

 

 

Am Neujahrstag sitzen wir sogar in kurzen Klamotten (ich hab noch nie den Januar irgendwo in der Wärme verbracht) vor Jumpy und betreiben mit Fernglas und Megazoom Whale Watching. Beides kaum zu glauben! Die Wale halten sich lange in einer Art Meerestrudel auf, der von oben aussieht, als hätte jemand mit nem Riesenquirl einmal das Meer umgerührt.

 

 

Die nächste Etappe führt uns zunächst durch ungewöhnlich grüne Berglandschaften, die sonst eher wüstig sind. Hat wohl ordentlich geregnet in der letzten Zeit. Später fahren wir über eine Holperpiste zu einem Strand - Shipwreck Beach genannt. Hier tummeln sich einige Surfer, Alter 60 +, die ganz entspannt die Wellen abreiten und gar nicht wieder aus dem Wasser kommen wollen. Unsere Nachbarn sind ein Paar etwa in unserem Alter, bei denen ich es sehr gern hätte, wenn sie noch länger hier bleiben würden. Irgendwie sind sie besonders angenehm, kann gar nicht sagen, warum genau. Aber die Kinder müssen leider bald wieder zur Schule. So sind sie dann am nächsten Tag nach etwas Starthilfe schon wieder weg. Da bin ich mal neugierig, was wir unterwegs noch so für Menschen treffen und ob sich ein paar angenehme Zeitgenossen finden, die auch auf einer ähnlichen Strecke unterwegs sind, so dass man sich vielleicht öfter mal wiedersieht.

 

Der Strand an sich ist gar nicht so besonders, dafür aber der Sonnenuntergang, das besonders laute Meeresrauschen durch die großen Kiesel und die Delfine, die mit den Surfern um die Wette durch die Wogen gleiten.

 

 

Unterwegs tanken wir noch frisches Wasser. Anders, als man so denken möchte und auch als in jedem Reiseführer steht, können wir doch bedenkenlos Wasser in diesem Land tanken. Denn man findet hier an bald jeder Ecke eine „Purificadora“, wo sowohl Privatleute als auch Restaurants, Bars, etc. ihr gereinigtes Wasser und ihre Eiswürfel herholen. Denn das, was hier so aus der Leitung kommt, wollen die Einheimischen wohl auch nicht trinken. Das spart uns jede Menge Plastikflaschen, die wir in den USA wegen des vielen Chlors im Trinkwasser immer gekauft haben mit dem entsprechenden Plastikgeschmack. 

 

Als wir dort wegfahren, fotografiert uns ein zauseliger Radfahrer. Er heißt Isaac und kommt aus Australien. Er ist schon von Alaska bis hierher mit dem Rad gefahren - wow, was für eine Leistung!!! - und sieht aus, als hätte er sich seit Beginn seiner Route nicht mehr rasiert. Er freut sich, mal wieder andere Reisende zu sehen, da er meist auf einsamen Pfaden durch die Landschaften unterwegs ist. Ganz runter nach Patagonien will er, so wie wir. Ob wir ihn wohl nochmal treffen?

 

Wir haben uns als heutigen Standort für einen Sandcanyon entschieden. Der gehört wohl jemandem, der ihn aber kostenlos für Overlander zur Verfügung stellt und sogar Palapas und Mülltonnen aufgestellt hat. Ist ja ein Ding, gehört jemandem einfach ein Canyon! Und sehr nett, dass wir da für lau stehen dürfen! Es geht recht steil dort herunter und die Auswaschungen durch den Regen haben dazu noch tiefe Furchen gegraben. Ist aber für Jumpy kein Problem und so haben wir am Ende den ganzen Canyon inklusive Bucht mit ordentlich Brandung für uns ganz allein. Toll! 

 

Torben braucht mal wieder einen Haarschnitt und da ich meine Haare auch meist selbst schneide, mach ich das bei ihm auch einfach mal. Ta-del-los, finde ich, aber irgendwie höre ich nur Gemecker… Also lieber ans Meer setzen, da hör ich das nicht mehr so…

 

 

Am nächsten Morgen ist es ganz nebelig. Oh nee! Heute ist doch Kaktusgegend angesagt, da kann ich kein trübes Wetter brauchen! Ich klettere aus dem Canyon für ein paar Balken Handyempfang und - puh! - es hängt bloß im Canyon Nebel und um CATAVINA herum soll pure Sonne scheinen! Wir machen uns auf den Weg und schon wenig später geht’s los, es werden mehr und mehr Kakteen unterschiedlichster Art. Und dann werden sie immer größer und immer häufiger sind es Saguaros, große dickarmige Exemplare. Juhu, wie toll! Ich kann kaum ruhig still sitzen im Auto und möchte hinter jeder Biegung wieder aus dem Wagen springen und Fotos machen. Ich mag Kakteen!!!

 

 

Und dann heißt es endlich: Willkommen im Kaktus-Wunderland! Ganz besonders riesige Saguaros (3-4 mal höher als Jumpy) stehen hier zu tausenden einfach so rum und wir können sogar mittendrin parken und ohne eine weitere Menschenseele übernachten! Ein Traum!!! Ich kriege mich gar nicht wieder ein und renne den ganzen Nachmittag bis nach Sonnenuntergang wie ne Bekloppte durch die Gegend und versuche die Eindrücke irgendwie mit der Kamera einzufangen. Die letzten Bilder im Dunkeln werden sogar vom Geheul einiger Coyotenrudel begleitet. Gleichzeitig toll und auch irgendwie schaurig…! 

 

Nachts um 2 ist vor lauter Wind an keinen Schlaf oben im Zelt mehr zu denken. Wir parken schlaftrunken nochmal um, mit Nase in den Wind. Reicht leider nicht, die Böen sind zu stark. Also umbetten nach unten und Dach zu. Als wir so draussen rumstapfen, sieht alles ganz absurd aus. Der helle Mond scheint auf die Riesenkakteen, die in diesem Licht noch surrealer aussehen als tagsüber und sogar Schatten werfen!

 

 

Weil’s so schön ist, bleiben wir einfach noch länger hier. Heute genieße ich die meiste Zeit die Gegend vom Campingstuhl aus. Torben dagegen bastelt mitten in der Wüste an der Isolierung für die Wasserleitung für den nächsten Winter. Dazu läuft lautstark ABBA, mitten im mexikanischen Hinterland. Herrlich, solche Gegensätze! Im warmen Nachmittagslicht gehen wir nochmal ne Runde zwischen den stacheligen Gewächsen spazieren. Immer noch faszinierend! Plötzlich habe ich am Hosenbein ganz lange Stacheln hängen, einer bohrt sich sogar ins Bein. Autsch! Mit ner Pinzette pflücke ich dann alles wieder raus. Auch in der Schuhsohle hat sich einiges verfangen. Upps, doch mal ab und zu nach unten und nicht nur nach oben sehen, was…? Der Sonnenuntergang macht sich heute wieder genauso prächtig wie gestern. Wir können uns gar nicht satt sehen an der Kulisse mit den Farben und den schwarzen Kaktus-Scherenschnitten davor!

 

 

Ich kann mich zwar nur schwer losreißen, aber wir fahren dann doch mal weiter. Kakteen bleiben uns weiterhin erhalten, aber sie sind dann nicht mehr ganz so riesig. Eine Weile führt die Straße noch durch eine Berglandschaft, später nehmen wir aber eine Abzweigung wieder mal an einen Strand. Als wir dort ankommen, finden wir zwei weitere Fahrzeuge mit Amerikanern vor. Es sind alles Surfer auf der Suche nach der perfekten Welle und offensichtlich auch nach dem perfekten Übernachtungsplatz, denn sie fahren völlig wirr immer wieder am Strand hin und her, probieren einen steilen Pfad den nächsten Hang hoch, tasten sich wenig später wieder runter, fahren nochmal weg, kommen kurz darauf zurück und stellen sich dann am Ende doch in unsere Nähe. Und was es hier an Wellen gibt, reicht allenfalls für ein bisschen Deko im Wasser, aber nicht zum Surfen. Naja, für uns ist das Wirrwarr jedenfalls interessant zu beobachten. Wir haben unseren Spaß…

 

So viel Heiopei ist auch den Einheimischen im nahen Örtchen nicht unbeobachtet geblieben und so kommt jemand vorbei, der bei allen Fahrzeugen anklopft und erklärt, dass diese Bucht seinem Vater gehöre und wir für die Übernachtung 100 Pesos (ca. 5 €) zahlen sollten. Hm, eine ganze große Bucht soll Privatgrundstück sein…? Aber auf der anderen Seite hat neulich auch der Canyon jemandem gehört. Also zahlen wir (noch etwas skeptisch) und haben dann unsere Ruhe.

 

 

Hier scheint Surfergegend zu sein, denn tags darauf treffen wir wieder ein paar davon. Drei Mal begegnen wir uns. Auf der Straße, beim Tacostand zum Mittag und später an einem schönen Strand mit Steinbogen und Seelöwen, der nur über Wellblechpiste, riesige Pfützenlandschaften, die gar kein Ende nehmen und am Ende über sandige Pfade durch hohe Dünen erreichbar ist. Als wir ankommen, ist bereits ein Wagen unten in der Bucht. Jemand winkt uns zu vor Erleichterung, dass heute doch noch jemand vorbeikommt. Das junge Pärchen ist im Sand stecken geblieben und kommt allein nicht raus. Als Torben mit Schaufel schon mal runterläuft (bei dem tiefsandigen Abhang bleiben wir lieber auf der Anhöhe stehen), tuckern die heute allgegenwärtigen Surfer vorbei runter in die Bucht und fahren sich prompt ebenfalls fest. Aber es sind am Ende genug Leute da, die sich alle gegenseitig aus dem fluffigen Untergrund helfen. Wir werden von den Surfern gefragt, ob wir denn dasselbe Hobby teilen und scheinen sich zu wundern, dass man sich auch an einem Strand aufhalten kann, ohne zwischendurch auf Wellen zu reiten. Wir verbringen am Ende noch einen geselligen Abend mit den beiden, die wir zuerst in der Bucht angetroffen haben. Sie haben ernsthaft vor, bis April (in 3 Monaten!!!) bereits in Patagonien zu sein, wie auch immer das gehen soll…

 

 

Nach nochmal ein bisschen Pfützenspaß (das Auto ist aber leider kaum dreckig zu bekommen, um es nicht mehr ganz so neu aussehen zu lassen…) kommen wir in GUERRO NEGRO an. Das gehört schon zur BAJA CALIFORNIA SÜD. Der Ort ist irgendwie seltsam und so kaufen wir nur etwas ein, tanken Wasser und machen Wäschetag, statt ein bisschen Zivilisation zu genießen. In einem Fisch-Restaurant ist heute für mich eine kleine Mutprobe angesagt. Ich bestelle eine Art Ceviche, wo die Garnelen nur roh in Limettensaft kalt gegart werden. Und die haben darin nicht viel gegart, wie’s aussieht. Ich probiere ganz vorsichtig, und… überhaupt nicht ansatzweise ein Fischgeschmack zu finden! Die müssen wirklich extrem frisch sein! So eine Qualität haben wir in Hamburg nicht mal beim nem richtig guten Fischhändler bekommen. Hier kommen sie wohl direkt vom Kutter. Doll! Beim Verlassen des Städtchens sehen uns alle irgendwie komisch an. Was die wohl haben…? Beim Blick auf den Schatten, den wir mit dem Auto werfen, wird es dann irgendwann klar. Wir fahren mit offenem Zelt durch die Gegend! Haben wohl die Zurrgurte nicht festgezogen oder das Dach gar nicht erst zugemacht… Wir suchen uns nach wenigen Kilometern abseits der Straße bei ein paar Dünen ein Plätzchen zum Schlafen. 


Nachts werden wir von einem Coyoten geweckt, der sich direkt neben unserer Tür heulend darüber beschwert, was wir denn wohl in seinem Wohnzimmer machen! Er erzählt das brühwarm seinen Kollegen, die auch gleich in die Empörung mit einstimmen…

 

 

In der Baja Nord hat sich bisher noch bei jedem der allgegenwärtigen Kuhschilder jemand die Mühe gemacht, Schuhaufkleber unter die Kuhfüße zu setzen. In der Baja Süd wird das Phänomen schon seltener. Die Schilder scheinen auch höher angebracht zu sein, denn die Aufkleber hängen hier überall ein bisschen drunter. 


Die Mex 1 führt jetzt das erste Mal zur Ostküste der Halbinsel herüber. Ungefähr auf der Hälfte liegt SAN IGNACIO, wo wir nur ein kurzes Mittagspäuschen einlegen wollen. Und plötzlich ist von einem Moment auf den anderen die typische Wüsten- und Kakteenlandschaft ausgetauscht durch einen saftigen Palmenhain und einen See. Das Örtchen hat ausnahmsweise auch mal einen kleinen, niedlichen Ortskern mit Marktplatz und Missionskirche. Die bisherigen Ortschaften der Baja bestanden bisher meist nur aus einer zentralen Hauptstraße, rechts und links daneben Staubpiste und die wiederum gesäumt von kleinen Läden. Insgesamt hatten sie nur wenig Charme und luden kaum ein, etwas länger zu bleiben. In San Ignacio freuen wir uns über die willkommene Abwechslung im Stadtbild und essen in der Sonne Mittag. Ist leider aber nur touristisches Essen, es schmeckt nicht so wirklich original. In der Baja können wir bisher noch nicht behaupten, dass die mexikanische Küche der Knaller ist. Das soll sie aber wohl eigentlich sein…

 

Abends erreichen wir nach einem extrem windigen Tag, was das Fahren auf den sehr schmalen Landstraßen recht anstrengend macht, den VULKAN TRES VIRGINES und schlagen uns mit dem Auto in die Büsche. Wir wissen nicht wirklich, ob wir da in der Gegend campen dürfen, da zwischen all den Sträuchern offensichtlich auch Kakteen angepflanzt wurden (die wachsen doch hier eigentlich auch von selbst ganz prächtig…!?). Mangels Alternative hoffen wir nicht aufzufallen und machen erst im Dunkeln das Dach hoch.

 

 

Wir hatten eigentlich uns schon auf die heißen Quellen gefreut, die kann man aber wohl nur noch mit Guide und vierstündiger Wanderung erreichen, da das Ganze mittlerweile Naturschutzgebiet mit für Mexico wohl besonders strengen Regeln ist. So viel Zeit wollen wir uns dafür heute aber gar nicht nehmen und lassen den Punkt aus. Schade.

 

Der erste Anlaufpunkt an der Ostküste ist SANTA ROSALIA, einer Kupferminenstadt mit bunten Holzhäuschen. Wir verputzen sehr leckere Fischtacos vom Straßenstand (die tatsächlich auch mal wieder nach was schmecken - sogar Oktopus kriegen die an so nem Stand richtig zart hin!) und steigen von den Supermarkttortillas auf die frisch gemachten, noch warmen Exemplare aus einer Tortilleria um. Kostet fast nix hier.

 

 

Danach wollen wir eigentlich nur einen Küstenschlenker einlegen zu unserem auserkorenen Stellplatz für heute. Das artet allerdings in einer stundenlangen Offroad-Tour aus, bei der manchmal sogar das GPS nicht mehr weiß, wo wir eigentlich sind. Hier gibt es Strecken, die sind auf keiner On- oder Offlinekarte zu finden. Sogar die Aasgeier kreisen schon über uns... Wir tauchen in Pfaden zwischen Schilfgräsern ab, werden wieder von zahlreichen Kakteen begleitet, aber auch von Dornenbüschen und Ästen, die so nah am Weg stehen bzw. hängen, dass unser Wagen innerhalb dieser 3-4 Stunden von Neuzustand auf komplett seitlich zerkratzt verwandelt wird. Und die Geräuschkulisse dabei! Quiieeek, quiiieeetsch! Uiuiuiui! Das tut in den Ohren weh! Jetzt sieht Jumpy aber endlich mehr nach Abenteuerfahrzeug aus, auch wenn wir uns nen Moment dran gewöhnen müssen (sind halt nunmal auch deutsch…)!

 

 

Mit den Resten des Sonnenuntergangs kommen wir dann endlich in PUNTA CHIVATO an, einem Örtchen, in dem fast ausschließlich Amerikaner und Kanadier das Winterhalbjahr über wohnen. Wir fühlen uns da am Strand sehr wohl. Erstmal ist es wirklich schön in der Bucht und zum anderen stehen lose verteilt ein paar andere Overlander rum, mit denen wir uns gut verstehen und dementsprechend immer nochmal einen Tag dranhängen. Das geht den meisten an diesem Platz so. Die Kanadier Jason und Michelle laden jeden Abend zum „Cave Man TV“ ein und so sitzen wir immer mit einigen Leuten am Lagerfeuer und erzählen uns Geschichten. Aber um 22 h wollen alle spätestens ins Bett. "Baja Midnight" lautet die simple Erklärung. Und tatsächlich. Auf der gesamten Halbinsel ist um diese Uhrzeit spätestens Schicht im Schacht. Naja, so ist es wenigstens ruhig. Auch schön! 

 

Mittwochs ist Taco-Night im Gemeinschaftshaus, zu der wir von Jesse im ATV mitgenommen werden und ordentlich über die Pisten rasen. Das ist soo lustig!!! Jetzt verstehe ich auch, warum die Amis da so drauf stehen! Von den Anwohnern werden wir als Frischfleisch schnell umringt und neugierig ausgefragt. Das scheint hier eine tolle Gemeinschaft zu sein. Alle sind gut drauf und unternehmen sehr viel zusammen. Ständig steht was an. Schön! 

 

 

Irgendwann sind dann aber auch unsere Vorräte und das Wasser völlig aufgebraucht und wir müssen leider doch mal weiter. In MULEGÉ nicht viel weiter weg treffen wir eine Camperin wieder, die uns einen Platz empfiehlt. Auch hier wollen wir eigentlich nur eine Nacht bleiben und es werden ebenfalls vier. Ist aber auch immer was los! Um 16 h steht täglich die Boccia-Runde um den Campingplatz herum an, bei der man lauthals „Bocceee“ zu rufen hat, wenn jemand trifft. Dann sollen wir unbedingt mit zur benachbarten Bar, in dem ein wirklich guter Sänger Frank-Sinatra-Songs zum Besten gibt. Der "Treasure of Mulegé" mixt dort eine Margarita mit ordentlich Bums zusammen. Und am Ende steht noch die Feier des Campingplatzbeseitzers an, der alle einlädt, den Uni-Abschluss seiner Tochter mitzuzelebrieren. Mit mexikanischer Musik und ordentlich viel zu Essen versteht sich. Auch ist es sehr idyllisch hier. Das Ganze war mal eine Plantage und es ist viel davon an Pflanzen stehen geblieben und so kann man sich frei bedienen an dem was gerade reif ist: Orangen, Zitronen, Bananen, Chilis, Granatäpfeln…

 

Irgendwie geht es vielen so, dass sie hier aus der gesamten Gegend nicht wegkommen. Die drollige Lynn erklärt sich das so: „Man will sich ja auch nicht zu schnell bewegen in Mexico! Und „mañana“ ist ja auch noch ein Tag!“ So isses wohl…

 

 

Südlich dieses Ortes sieht es recht karibisch aus. Türkisfarbenes, flaches Meer, weißer Sandstrand und die Sonne strahlt. An einem der Strände ist ordentlich was los, wir gehen mal gucken. Und wen treffen wir wieder? Die beiden Tramper Steffi und Ronny (aus Deutschland und Bolivien), die auf dem letzten Campingplatz neben uns gezeltet haben. Wir nehmen sie ein Stück mit und erfahren nebenbei ein bisschen über bolivianische Politik und aktuelle Verhältnisse. Da wir für heute aber nicht dasselbe Reiseziel haben, trennen sich unsere Wege auch bald wieder und wir schlagen eine Offroadstrecke zu einem Strand ein, bei dem die dort Anwesenden meinen, dass wir dort wohl auch nicht allzu schnell wieder wegkommen würden. Es ist zwar ganz schön hier, aber wir können uns dennoch nach einer Übernachtung wieder losreißen. 

 

 

Wir durchqueren LORETO für ein paar Einkäufe und einen kurzen Bummel durch die Innenstadt, sehen aber für den Abend zu, dass wir zu einer guten Ausgangsposition für eine nächste Holperstrecke kommen. Dieses Mal nicht als ein Abstecher irgendwohin, sondern ab CONSTITUTION über SAN EVARISTO bis LA PAZ statt über Straße eben Offroad mit angeblich sehr ungemütlichen Passagen.

 

 

Nachdem wir mal wieder ein paar Pelikanen bei ihren akrobatischen Sturzflug- und Fischfangübungen beobachten konnten, geht’s los. 

 

Zunächst beginnt die Strecke mit langen, geraden Wellblechpisten durch strauchbewachsene Gegenden. Wir werden eine ganze Weile ordentlich durchgerüttelt und sind froh, irgendwann das erste Dörfchen erreicht zu haben. Einerseits würden wir hier eigentlich gern bleiben, weil wir zum Weiterfahren für heute überhaupt keine Lust mehr haben. Andererseits ist hier die Stimmung komisch (liegt’s am Ort, liegt’s am trüben Licht, liegt’s an uns???) und wir wissen nicht wirklich, wohin hier mit uns. Wir stehen jedenfalls erstmal eine Weile ratlos vor der Kirche. Davor eine breite staubige Straße, halb verfallene Häuser (für Mexico nichts Ungewöhnliches) und ein paar Anwohner drumherum. Nach einer Weile der Eingewöhnung fragen wir dann doch die Leute nebenan, ob wir hier bleiben dürfen. Klar, selbstverständlich! Bei denen vor der Hütte dürften wir uns hinstellen. Für mehr Windschutz wählen wir dann aber lieber eine kleine Lücke zwischen Kirche und Ruine. Kaum drin geparkt, ist das Ganze auch schon wieder lustig. Scheint hier für alle kein Problem zu sein. Wir schnacken noch mit ein paar älteren Damen und Torben dreht eine Runde ums Dorf. Wir werden eingeladen, bei einer Familie mit Abendbrot zu essen, wir steuern Bier bei.

 

Da unser Spanisch zwar fürs Reisen ausreicht, aber für längere Unterhaltungen noch zu spärlich ist, reden wir mit Händen und Füßen und haben einen lustigen Abend mit den Einheimischen. Wir können nicht nachvollziehen, wie man sein ganzes Leben kaum aus diesem Dorf rausgekommen sein kann und sie wiederum können mit unserem Weltreiseprojekt nicht viel anfangen. Aber trotzdem ist es nett und herzlich bei ihnen.

 

Wir dachten ja auch, dass die Mexikaner eigentlich immer scharf essen. Aber hier gibt es nur völlig ungewürztes Bohnenmus zu den Tortillas und den üblichen, nach nichts schmeckenden (aber zumindest selbstgemachten) Käse. Es sickert langsam durch, dass das, was wir sonst zu essen bekommen haben, wohl doch nicht touristisch war, sondern original. Würzen und lecker abschmecken ist hier hier also nicht, sondern es wird statt dessen gern jegliche Form von meist extrem scharfer Salsa über ein sonst fades Essen gegossen. Ja, ok, aber scharf ist ja kein Geschmack….! Man hat also die Wahl: entweder es schmeckt oft nach nichts oder es brennt einem der Mund… Da muss es doch noch irgendwas dazwischen geben…!

 

 

Nach einer ruhigen Nacht unter kirchlichem Schutz wird noch eine Ladung Schulkinder vor uns ausgekippt, die uns erstmal neugierig beäugen. Schulausflug aufs Dorf scheint der heutige Auftrag zu sein. Wir machen uns auf den Weg. Wir sind schon eine Weile unterwegs und über Stock und Stein und kleine Flüsse gefahren, da wird’s richtig ungemütlich! Sonst wird ja auf Pisten schonmal Schotter verteilt, hier sind es stattdessen große Steinbrocken plus ordentlich Steigung plus Schlaglöcher bzw. versetzt hohe Partien (im Foto nicht rüberzukriegen). Aber Jolly Jumper macht hier seinem Namen alle Ehre und fährt anstandslos drüber. Doll, was so ein Fahrzeug alles aushält! Das geht über weite Strecken so, es geht nur im Kriechtempo voran und wir sind am Ende des Tages entsprechend groggy von der Rumpelei. Als wir wieder Sicht aufs Meer bekommen, wissen wir, heute ist das Tagesziel erreicht. Endlich Feierabend!!!

 

 

Eigentlich soll die schlimmste Strecke noch kommen und das, was wir gestern gefahren sind, wurde nirgends erwähnt. Daher sind wir skeptisch, was das wohl noch werden soll. Aber am Ende ist die Strecke weniger dramatisch als befürchtet. Oder wir haben uns schon dran gewöhnt… Unten am Meer angekommen, empfangen uns wieder entspanntere Pisten mit Kaktuswäldern, die zu einem Strand hinführen. Da es noch früh ist, machen wir einen Spaziergang zur Nachbarbucht mit bunten Felsen. Zart- bis Dunkelrosa wechselt sich ab mit Mint- bis Dunkelgrün. Erstaunlich! Zurück am Auto beginne ich, begleitet durch französische Chansons, von toll gezaubertem Essen und unzähligen leckeren Käsesorten zu fantasieren…

 

 

Die Piste wird nochmal rauher und nach viel rauf und runter in den Bergen am Meer haben wir auch dort wieder Strecken geschafft, die erneut als kritisch beschrieben wurden. Die Gegend wird blumiger und so fahren wir an bunt gestreiften Bergen mit Blumenmeeren davor vorbei. Den für heute ausgesuchten Platz erreichen wir schon am frühen Nachmittag, aber als wir ankommen, ist bereits ein VW Bulli dort und ein kopfschüttelnder Kalifornier - Typ Steinzeitmensch - meint messerableckend doch glatt, dass wir doch eigentlich besser ein, zwei Meilen weiter weg parken könnten, da wäre doch auch noch ein Strandzugang. Er und seine Frau würden hier schließlich schon eine Woche stehen. Ach ja, und damit ist man dann hier gleich Eigentümer eines Strandabschnitts, oder was? Für uns Grund genug, erst recht zu bleiben. Als Reaktion machen sie alles an Vorhängen dicht, was geht und würdigen uns keines Blickes. Dieses Verhalten macht uns nur noch neugieriger, was die wohl zu verbergen haben. Konspirative Sitzungen im Bulli, Verschwörungen planen, Drogencocktails kochen, nackt ums Feuer tanzen…??? Wer weiß… Wir finden’s lustig, wenden unseren Blick irgendwann aber lieber den Kakteen zu.

 

 

Der letzte Abschnitt dieser Offroadroute schüttelt uns nochmal wellblechmäßig durch und dann wird die Piste auf einmal wieder zur asphaltierten Straße. Fühlt sich ganz komisch an, so glatter Teer! Dementsprechend schnell schaffen wir dann auch den letzten Rest und kommen in LA PAZ an. Um uns den Staub aus den Zähnen zu spülen und um nah an der Stadt zu sein, ist heute mal wieder Campingplatz angesagt. In einer Strandbar mit Palmendach und lauschigen Temperaturen stoßen wir (natürlich mit einer Margarita) auf die bestandene Strecke an. War anstrengend, hat aber auch enorm viel Spaß gemacht!

 

Eine Deutsche arbeitet hier. Sie wollte eigentlich nur durch die Baja California wandern, ist darüber dann bei den Einheimischen über Facebook bekannt geworden und hat am Ende in La Paz so viele Freunde gefunden, dass sie nun hier bleiben möchte und sich gerade um ihre Aufenthaltsgenehmigung kümmert. Guck mal, so kann’s gehen! Vor lauter Unterhaltung mit ihr vergesse ich nach der Verabschiedung doch glatt meine Umhängetasche. Erst nach einer ganzen Weile Fußmarsch zurück zum Auto fällt mir auf, dass es auf meiner Schulter so leicht ist. Mit leichten Panikanfällen flitze ich zurück und werde schon erwartet. Die Bedienungen haben die Tasche bemerkt und aufbewahrt. Noch alles drin, alles dran! Puh! Glück gehabt! Kommt doch nix weg in Mexico!!!

 

 

Wir drehen noch eine Runde durch den tiefsten Süden der Baja, bevor wir dann wieder nach La Paz zurück kommen. Es soll dort recht touristisch zugehen, aber wir wollen uns selbst ein Bild davon machen. Zuerst ist TODOS SANTOS an der Reihe. Ja, es gibt eine Menge Touri-Kitsch, aber der Ort selbst ist noch ganz niedlich und so machen wir ein bisschen mit und sehen uns das ganze bunte Zeug an, was wir uns so zulegen sollen. Ist schon erstaunlich, überall quasi dieselben Produkte und kaum einer scheint’s zu kaufen. Und dennoch gibt es hier und auch sonst vielerorts einiges solcher Läden und Stände. Wie die damit wohl überleben…? Das frage ich mich allerdings in jedem Ort auf der Welt bei solchen Produkten. Wir bummeln ein bisschen durch und finden einen Eisladen, bei dem es selbstgemachtes Eis am Stiel in unzähligen Sorten gibt. Herrlich erfrischend! Noch ne Runde! 

 

 

In der Nähe soll ein Strandabschnitt prima zum Übernachten sein. Durch einen quietschgrünen Palmenhain und Staubpiste gelangen wir dorthin. Kaum ausgestiegen, donnert’s ordentlich. Die Brandung kann man durch den großen Sandhügel davor noch gar nicht sehen, aber sie muss wohl ganz schön Kraft haben. Und tatsächlich! Große, langgezogene, türkise Wellen brechen an einem wunderschönen, goldenen Sandstrand. Wir können gar nicht genug zusehen. Hatte ich heute schon erwähnt, dass ich Türkis mag?! Und dann ist auch noch wieder Waltag. In der Ferne ist immer wieder Blas zu sehen und sie springen hier sogar und lassen sich dann rückwärts ins Meer zurückfallen! Toll! Wir wissen gar nicht, wo wir zuerst und zuletzt fasziniert hinsehen sollen: auf die Wellen oder auf die Wale!

 

 

Aber das war noch nicht genug Spektakel für heute. Erst bekommen wir einen wunderschönen Sonnenuntergang zu sehen. Gerade denke ich noch, dass mal jemand erzählt hat, dass es ganz seltene Momente gibt, in denen sich ein grünes Licht genau in der letzten Sekunde zeigt, wenn die Sonne im Meer komplett versinkt. Kaum ist es soweit, passiert genau das: ein kurzes, grünliches Aufleuchten an der Stelle, wo eben noch die Sonne war. Unfassbar! So etwas haben wir noch nie gesehen! 


Und noch ein Highlight krönt diesen Tag, denn es werden hier am Strand auch noch frisch geschlüpfte Schildkröten ausgesetzt. Zuerst wurden die Eier von einem Schutzprojekt in Sicherheit vor Fressfeinden und Menschen etwas höher am Strand gebracht. Und sobald diese sich von ihrer Schale befreit haben, nun nahe dem Ufer in die Freiheit entlassen, damit sie eine bessere Chance haben, überhaupt ins Meer zu gelangen. Die armen Kleinen! Kaum auf der Welt, noch gar keine richtige Kraft und dann müssen sie sich schon in eine solche Brandung stürzen…!!! Viel Glück!!!

 

Es ist so schön hier, dass wir gleich noch einen Tag länger bleiben. Wir haben’s hier auch richtig kuschelig warm, dass man barfuß laufen kann. Ein echtes Sommergefühl und das Ende Januar!

 

Abends rauschen ein paar Jugendliche mit ihren klapprigen Autos an. Sie drehen ordentlich Musik auf, um ihre Kumpels oder Mädels zu beeindrucken. Aber statt Hip Hop, Rap oder Rock, was hören sie da: Mariachi-Musik! In voller Lautstärke! Auch nichts mehr los mit der Jugend von heute. Ein paar Anwohner (keine Mexikaner, die hätten das überhört) machen dem ein Ende und wir haben doch noch eine ruhige Nacht.

 

 

Wale springen ordentlich zum Abschied, als wollten sie nochmal einen besonders guten Eindruck hinterlassen. Funktioniert! 

 

CABO SAN LUCAS ist nun leider wirklich das, was man eine reine Touristen-Hochburg bezeichnen kann, voller großer, gesichtsloser Hotels und einer leider wenig schönen Stadt drumherum. Wir quartieren uns zum Glück nur für eine Nacht auf dem Hinterhof einer Pizzeria ein, wo wir’s erstaunlich ruhig haben für einen Platz, der so zentral liegt. Und wir können Steffi und Ronny nochmal treffen, die sind auch gerade per Anhalter angekommen. Wir bummeln alle gemeinsam am Yachthafen entlang, werden aber alle 2 Meter angesprochen, ob wir nicht ins Restaurant, in die Bar oder ins Geschäft kommen möchten oder gar einen Bootsausflug buchen. Die Dichte an Amerikanern und Kanadiern ist hier wieder groß. Für uns ist der ganze Touristenrummel nichts und setzen uns lieber abseits in eine Bar, in der wir nochmal letzte Reiseerlebnisse austauschen können.

 

@ Steffi: Sorry, aber Deine Nummer mit der Margarita gegen Kopfschmerzen ist ein bisschen zum Running Gag geworden… ;-)

 

 

Diese Stadt verlassen wir gern wieder und passieren nun SAN JOSÉ DEL CABO, wo wir eigentlich nur schnell dran vorbei wollen, da wir ein ähnliches Bild wie im anderen Cabo erwarten. Aber es ist doch ganz nett und eher mehr künstlerisch und man kann hier ganz in Ruhe ein bisschen durch die Gegend schlendern. Auf dem zentralen Platz werden maritime Fotos von Alfredo Martínez Fernández öffentlich ausgestellt. Mit den ersten fünf Bildern kann ich mich also nicht selber schmücken, die hab ich bloß abfotografiert.

 

Wir fahren noch über eine Schlaglochpiste zu einem Strand in der Nähe, wo das Wasser dekorativ ein paar Felsen umspült.

 

 

Wir probieren die nächsten Tage noch zwei weitere Strände aus (dort kann man einfach am besten gratis übernachten). Bei dem einen Strand kann man noch trotz leichten Einsinkens prima durch den Sand fahren, was auch großartigen Spaß macht. Bei dem anderen führen solche Versuche dazu, dass wir ein paar Meter weiter stecken bleiben. Erst ist ein bisschen Buddelarbeit gefragt, dann kommen ein paar Leute vom Strand dazu und helfen beim Anschieben. Schnell sind wir wieder draußen. Wir müssen ja auch alles mal ausprobieren, mit welchem Sand wir noch klarkommen und wo es sinnvoller wäre, vorher Luft aus den Reifen zu lassen. 

 

Später schlendern wir noch zum Hotel in der Nähe, aber es sind hier original US-Preise, da müssen Getränke reichen. Überhaupt wohnen hier wieder viele Nordamerikaner, die sich hier in der Gegend teure, große Anwesen gekauft haben. Und die sind scheinbar nur glücklich, wenn sie dasselbe zahlen wie in ihrer Heimat, obwohl das hier völlig unverhältnismäßig ist… Und mit ATV’s zu fahren ist natürlich für sie auch ein Muss. Wobei ich das nach der Tour in Punta Chivato auch nachvollziehen kann… Macht echt Spaß, auch wenn die Dinger furchtbar laut sind.

 

 

Bevor wir wieder LA PAZ erreichen, machen wir noch einen Zwischenstopp in EL TRIUNFO, einer alten Minenstadt. In La Paz liegt nur noch Organisatorisches an, bevor wir an einen Strandabschnitt fahren, von dem wir einen prima Blick auf die Stadt und die Berge dahinter haben. Nach langer Zeit fallen tatsächlich mal wieder ein paar Regentropfen.

 

 

Die Stadt hat einiges an Streetart zu bieten und wir bewundern so einige künstlerische Mauerbemalungen. An sich wird ja in Mexico viel über Mauern kommuniziert: Welche Dienstleistung angeboten wird, was es zu kaufen oder zu essen gibt oder welche Veranstaltung demnächst anliegt. Aber diese hier in La Paz sehen nochmal toller aus und scheinen ein ganzes Kunstprojekt zu sein.

 

 

Am Abend erreichen wir einen wunderschönen Strand und treffen noch ein paar Franzosen, die ebenfalls hier übernachten. Ui, jetzt auch noch Französisch reden… Bei 4 Sprachen auf einmal wird’s langsam ein Kuddelmuddel…

 

Die ganze Pracht des Strands entfaltet sich aber erst bei Tageslicht, wenn man von einer felsigen Anhöhe auf die Bucht blickt. Ein türkis- bis sandfarbenes Wellenmuster zeichnet sich ab, da das Meer hier überall nur zwischen knöchel- und hüfttief ist. Ein Traum! Wir machen einen Spaziergang durch die ganze Bucht und trotzdem bleibt die kurze Hose noch trocken. Da es hier so schön ist, entscheiden wir uns spontan, die Fähre aufs Festland doch erst in zwei Tagen zu nehmen. Dann haben wir noch was von diesem Strand und müssen nicht schon mittags los zum Schiff. Hier können wir allerdings nur auf dem Parkplatz übernachten und den ganzen Tag über ist enorm was los. Der Mexikaner an sich kann ja nicht leise. Immer laute Mariachi-Musik ist das Minimum mit viel Trompete, Tuba, Akkordeon und Rumtata! Nachts kommt dann gern noch lautes Hundegebell dazu. Diesmal von zwei Straßenhundegangs, die sich um die Reste in den Mülltonnen kloppen. Schon klar, kein einfaches Leben, aber geht das auch in leise…?

 

 

Torben möchte endlich einmal einen Ölwechsel machen und das Fahrwerk mal wieder abschmieren. Dazu fahren wir nochmal nach La Paz rein. Der Ölwechsel ist kein Problem, wird gleich mitten auf der Straße erledigt und ist schnell gemacht. Abschmieren kann der Mechaniker aber nicht, er hat keine Fettpresse und schickt uns dafür zu einer anderen Werkstatt. Die können das aber auch nicht erledigen, schicken uns wieder irgendwohin. Erneut kein Erfolg. Dort fragen wir, ob die Adresse, wo sie das nun angeblich können sollen, tatsächlich alles da hat. Ja, alles da, wir sollen vorbei kommen. Wir bekommen sogar die Adresse ins Smartphone getippt. Und was ist? Dort ist nicht ansatzweise ein Mechaniker oder Ähnliches zu finden. Wieder ein paar Ecken weiter fragen wir erneut irgendwo nach, werden nochmal weiter geschickt. Diesmal haben wir Glück und können gleich über die Grube fahren und los geht’s. Nach der Hälfte der Punkte ist aber das Fett alle, der Mechaniker steht aber einfach nur rum und erklärt nicht, wieso. Auf Nachfrage rückt er damit raus, aber anstatt neues Fett zu besorgen, schickt er uns zu einer Werkstatt um die Ecke, die soll den Rest erledigen. Nachdem wir deren Einfahrt ramponieren, weil unser Ersatzreifen auf dem Dach zu hoch ist, erfahren wir, dass auch hier nichts zu machen ist. Keiner hier in Mexico scheint über ein so dusseliges Ding zu verfügen! Isses denn die Possibility! So wie die Autos sich hier anhören, scheinen die sowas auch völlig überflüssig zu finden… Wir fragen nochmal an einer weiteren Adresse und haben dann die Schnauze voll! Es ist mittlerweile wieder ziemlich warm und die erfolglose Gurkerei durch die Stadt zerrt an den Nerven. Wir wollen uns so eine Fettpresse nun selbst besorgen, obwohl wir wirklich vermeiden wollten, ein so schmieriges Teil an Bord zu haben. Nur wo, wenn das ja wohl so ein Mysterium ist…? Der eine Laden hat das falsche Exemplar, aber sie meinen, das eine amerikanische Kette das hat. Und siehe da, für 15 € inkl. Fett haben wir nun selbst so ein Teil. Das war jetzt der 8. (!!!) Laden, den wir wegen des Abschmierens aufgesucht haben! Und müssen es nun doch selbst machen...

 

Ein bisschen groggy setzen wir uns nochmal in die Strandbar vom ersten Besuch in La Paz. Wie war das doch gleich, Steffi? Margarita gegen Kopfschmerzen soll helfen?

 

 

Da wir heute Nacht nicht schon wieder Lust auf Hundegebell haben, wählen wir einen anderen Strand aus für die letzte Übernachtung in der Baja. Wir sehen auch die Franzosen wieder von vorgestern, sie scheinen wohl auch erst morgen die Fähre zu nehmen. Nachdem wir hier ein Prinzessinnen-Reisemobil bewundert und mit einem anderen Reisenden aus Hamburg geschnackt haben (dem sogar einmal unsere Lieblings-Bäckerei in unserem Viertel gehört hat, Zufälle gibt’s!!!), machen wir uns auf in Richtung Fähre. Der Formularkram - selbst auf Spanisch - ist schnell erledigt und nach etwas Warterei (zusammen mit zwei weiteren französischen Fahrzeugen) geht’s rauf aufs Schiff. Zum Glück können wir auf dem obersten Deck stehen, da gibt’s wenigstens noch frische Luft. Nach Sonnenuntergang verlassen wir nun nach insgesamt etwa 5 Wochen die Baja California. Es war schön hier, aber irgendwie fühlt es sich noch nicht nach dem „richtigen“ Mexico an. Mal sehen, was das Festland noch für uns bereit hält!

 

 

Nach einer mäßig schaukeligen Übernachtung im Auto an Bord, die nicht ganz so viel Schlaf gebracht hat, erreichen wir am 06. Februar nun MAZATLAN auf dem Festland. Einer der Franzosen fragt uns tatsächlich noch, wie wir denn wohl mit anderen Reisenden kommunizieren, wo wir doch weder What’s App haben noch bei Facebook sind. Hm, wir sprechen einfach mit ihnen, wenn wir sie treffen, ebenso mit Einheimischen! Da muss er dann doch selbst grinsen, so nach dem Motto „Stimmt, die Möglichkeit gibt’s ja auch noch…“.

 

Auf dem Festland ist es wärmer, alles ist quietschgrün, es gibt viele Plantagen und die Ortschaften sehen „mexikanischer“ aus, da sie über eine viel längere Zeit gewachsen sind als auf der quasi noch jung besiedelten Baja. Auch scheinen sie nochmal bunter zu sein, jedes Haus ist in einer anderen Farbe angemalt. Offenbar sind Overlander hier selten, weswegen wir mit unserem Fahrzeug hier noch mehr auffallen als sonst. Überall sind wir der Hingucker. Alle sind freundlich am Winken, wenn wir vorbeikommen. Doll! US-Amerikaner und Kanadier sind - im Gegensatz zur Baja - keine mehr zu sehen. Als die Einheimischen dann auch noch feststellen, dass wir aus Deutschland und nicht aus den USA kommen, reagieren sie sogar noch herzlicher auf uns. Scheint hier ein Bonus zu sein.

 

 

Wir fahren heute nicht weit, da wir noch ein bisschen müde von der Überfahrt sind und suchen uns einen langen Strand (PLAYAS EL CAIMANERO) hinter einer Shrimpfarm aus. 20 km und mehr haben wir ganz für uns alleine. Ab und zu kommt mal einer auf der Piste hinter uns vorbeigefahren. Wir winken freundlich, damit sie sehen, dass wir harmlos sind und keiner auf die Idee kommt, uns hier wegzuscheuchen. Statt dessen fragen sie uns, ob wir irgendwas brauchen und ob wir genug Benzin haben. Sehr nett! Ein paar Delfine begrüßen uns noch dazu mit ein paar Surfrunden in den Wellen und abends gibt’s einen schönen bunten Sonnenuntergang. Das alles sieht doch nach einem gelungenen Einstieg in unsere Festland-Tour aus! Zum Einschlafen genießen wir nochmal das Wellenrauschen, da dies für eine Weile der letzte Pazifik-Besuch war. 

 

 

Auf der weiteren Strecke im Bundesstaat Siñaloa soll es einige heikle Polizeikontrollen geben, z.T. auch mit Korruption und anderen Unannehmlichkeiten. Wir umfahren die meisten Posten umständlich über andere Strecken, kommen an einem wohl kritischen aber nicht vorbei. Dementsprechend angespannt fahren wir ran, da wir ja bekanntlich nicht gerade in der Masse untergehen. Mir ist schon ganz schlecht, aber wir werden einfach nur gelangweilt durchgewunken. Bei der Obstkontrolle zum nächsten Bundesstaat hin ebenso (mit noch lauter Früchten an Bord, obwohl manche Sorte je nach Tageslaune sonst wohl gern mal konfisziert wird). Jupp, sooo entspannt haben wir das gern!!!

 

Erleichtert können wir nun den Anblick von Mangoplantagen in voller Blüte, mal wieder groß gewachsenen Bäumen und Bergen genießen. Nach mehreren Wochen mit fast nur Büschen und Kakteen (so gern ich sie auch mag), ruft diese Landschaft wahre Begeisterung hervor.

 

 

Die Anzahl von Topez (Geschwindigkeitsreduzierungshubbel) ist hier im Gegensatz zur Baja deutlich erhöht. In jedem Dorf - und davon gibt es viele - wird man permanent unsanft darauf hingewiesen, dass man gefälligst nicht so rasen soll. Fahren wir mit unserem schweren Fahrzeug nicht langsam genug heran, rumst es hinten auch gern mal ordentlich. Zusätzlich nehmen wir nicht die schnellen Bezahlstrecken, sondern die kostenfreien Landstraßen und so zieht sich der Weg lange hin, bis wir abends endlich müde in SANTIAGO IXCUINTLA ankommen. Davon haben wir aber noch nichts zum Übernachten. Wir fragen zunächst bei einem Mechaniker an, ob er etwas kennt, wo wir unterkommen könnten. Er verweist uns auf einen Hotelparkplatz. Dort werden wir aber weitergeschickt zu einem Zirkus auf einer großen Wiese am Ortsrand. Wir werden herzlich Willkommen geheißen, uns in deren Wagenburg mit einzureihen. Sie versprechen, auf uns und Jumpy aufzupassen. Großartig! Stehen wir einfach mit bei einem Zirkus, wer hätte das vorhin noch bei der Parkplatzsuche gedacht?! Wo wir immer so landen! Während wir uns auf der Couch im Auto ausstrecken, läuft nebenan lautstark die Abendshow. Vier Stunden geht das Ganze. Die haben aber Ausdauer!

 

 

Am nächsten Tag sehen wir uns den Ort an und werden von einem Straßenhund begleitet, der scheinbar unter Jumpy geschlafen hat und nun nicht mehr von unserer Seite weicht. Erst auf einem wuseligen Markt können wir ihn abschütteln. Das Städtchen ist ganz hübsch und wir laufen ein bisschen kreuz und quer. Wir werden - auch ganz ohne Auto - als Exoten bestaunt, so selten verirrt sich hier wohl ein Reisender. Abkühlung von der ungewohnten Hitze verschafft ein Restaurantbesuch, bevor wir uns den Rest des Tages im Auto ausruhen.

 

Abends ruft plötzlich einer ständig von draußen. Es ist der Zirkusdirektor, der uns einlädt, die gleich startende Show anzusehen. Wir kommen mit und sind neugierig, was uns nun erwartet. Es ist trotz der späten Uhrzeit ein Kinderzirkus und auch als Darsteller werden die Kinder der Zirkusgemeinde mit eingebunden. Hier muss also jeder mitarbeiten, egal welchen Alters... Alle noch so kleinen Kunststückchen werden vom Direktor am Mikro begleitet mit „Grande spectaculo!“ und „Sen-sa-cional!“

Zwischendurch werden wir mit Chips und Kaugummis von der Familie versorgt und immer wieder gefragt, ob wir noch was haben möchten. Die sind sooo freundlich hier!!!! Gleichzeitig verstehen wir aber auch, warum man hierzulande selbst auf Chips Salsa kippt, denn sie schmecken ohne sie tatsächlich nach gar nichts. Aber alles gut, wir haben einen lustigen Abend hier.

 

Nach der Veranstaltung, die fast bis halb elf andauert, werden wir von den Zirkusleuten neugierig umringt und mit Fragen gelöchert. Wir erfahren wiederum, dass sie mit ca. 50 Personen reisen und dass es wirklich alles Familienmitglieder sind. 

 

 

Nach einer herzlichen Verabschiedung machen wir uns tags darauf wieder auf den Weg. Im Radio klingt jeder zweite Werbespot so wie der Zirkusdirektor über sein Mikro. Und so bleibt dieses Erlebnis bei jeder Werbepause ständig präsent.

 

Die Landschaft wird vulkanischer. Überall sehen wir die typischen Kegelformen an uns vorbeiziehen. Sogar ein riesiges Lavafeld voller schwarzer Geröllbrocken tut sich vor uns auf. 

 

 

Wir bekommen Lust, auf einen der VULKANE, den EL CEBORUCO, hinaufzufahren. Wir lesen, dass der Weg lang sei und mit Kopfsteinpflaster sowie mit herabhängenden Zweigen versehen. Google zeigt einen Weg, der etwas vorher hinaufführt. Kann ja nicht viel anders sein, denken wir. Außerdem sparen wir uns so den Umweg über Jala. Am Anfang bestätigt sich das Gelesene. Dann wird’s aber immer schlimmer! Der Weg besteht oft nur noch aus groben Steinen, z.T. wurde der Grund weggewaschen. Aus Zweigen werden Äste und die rücken von oben wie von der Seite auch noch immer näher ans Auto heran. Der Weg ist auch so eng, dass es keine Möglichkeit mehr zum Umdrehen gibt. So heißt es dann „Augen zu und durch“! Die Geräuschkulisse mit den am Fahrzeug kratschenden Ästen ist noch gruseliger als in der Baja, als wir eigentlich „nur mal eben“ an der Küste entlang nach Punta Chivato wollten.

Derjenige von uns, der gerade nicht zwischen den Bäumen hindurchmanövriert, lotst den anderen hindurch und hebt die Äste hoch, soweit möglich. Jolly Jumper muss hier nicht nur fröhlich über die Hindernisse springen, sondern sich gleichzeitig noch ducken, den Bauch einziehen und steile Passagen meistern! Mann, Mann, Mann, ist das anstrengend!!! Es geht nur Meter für Meter voran. Sieht auf den Bildern mal wieder alles relativ harmlos aus... Als wir schon fast glauben, nach der nächsten Biegung müssen wir die Axt rausholen, um überhaupt noch weiter zu kommen, gelangen wir endlich auf den eigentlichen Weg. Man möchte lachen und weinen gleichzeitig, da die Strecke lächerlich einfach ist...! Wir hätten zwar den Umweg über Jala fahren müssen, aber von da wären wir in insgesamt einer 3/4 Stunde oben auf dem Vulkan gewesen… Aber wer glaubt denn schon, dass Google solch völlig verwahrlosten Wege empfiehlt, statt den offensichtlich schon seit einiger Zeit üblichen! War also mal wieder nichts mit frühem Feierabend! Und schon gar nicht mit „mal eben…“!

 

 

Das ganze Dach ist komplett übersäht mit abgebrochenen Zweigen, Ästen und Blättern. Aber der Lack sieht jetzt tatsächlich nicht schlimmer aus als vorher mit den Dornenkratzern. Nichts ging wirklich tief rein. Auch die Solarpanel haben nichts abbekommen. Doch ein kleines Panzerfahrzeug, unser Jumpy, was?! Erstaunlich, was der so ab kann!

 

Im letzten Tageslicht erreichen wir den Krater, auf dessen Talsohle wir die große Grünfläche zum Übernachten nutzen. Nebenan haucht die Fumarole immerwährend ihre Dunstschwaden aus dem Berg, die in der hier oben sehr kühlen Abendluft besonders deutlich zu sehen sind. 

 

 

Morgens klopfen jeweils Polizei als auch der Ranger freundlich bei uns an, ob bei uns alles klar wäre. Sie drehen gerade ihre Kontrollrunde. Wir werden also bestens beschützt (vor was auch immer). Wir wollen nun einmal zum richtigen Krater hoch, denn wir stehen in einer Art kleinerem Nebenkrater. Auf dem Weg zu Fuß hinauf ist es uns viel zu warm. Nur wegen der ganzen kitzelnden Gräser haben wir lange Hosen an. Eigentlich wollen wir nur „mal eben“ (da haben wir’s schon wieder…) über den Rand gucken. Aber irgendwie ist man schon ziemlich gleich im Krater, hat aber wegen der Beschaffenheit das Gefühl, noch gar nicht richtig drin zu sein. Immer geht es wieder erst über eine Grasfläche, dann muss man wieder über geröllige, baumbestandene Hügel klettern. Nach jedem dieser Hügel denken wir, dass wir doch nun aber den Rand erreicht haben müssten. Aber nee, immer noch nicht, also immer weiter. Das Spielchen machen wir eine ganze Weile mit. Es wird zunehmend kälter, die Landschaft ist vergleichsweise unspektakulär.

 

Irgendwann ist uns zu frisch, wir klettern nochmal eine Anhöhe hoch, können von dort in die Umgebung sehen und das war’s für heute. Alles wieder zurück! Der Wind wird immer eisiger und wir haben nur Shirts an. Als wir nach einem langen Weg mit runden Füßen von dem permanent steinigem Untergrund und bis auf die Knochen durchgefroren am Auto ankommen, sind wir feddich!!! Ich brauche den ganzen Abend, bis mir wieder warm ist. Warum wird das eigentlich ständig so anstrengend bei uns??? Wir sind einfach zu neugierig, oder so…

 

 

Beim diesmal richtigen Weg den Vulkan wieder hinunter Richtung Jala können wir immer noch nicht fassen, wie einfach diese Strecke gewesen wäre. Aber jedes bestandene Abenteuer ist ja auch wieder eine gute Geschichte…

 

JALA ist recht klein, aber niedlich und sehr schön herausgeputzt. Wir kaufen ein bisschen ein, sehen uns um und stellen fest, dass Kirchen in Mexico offensichtlich Öffnungszeiten besitzen. Kirchen mit Siesta, guck an! Das Highlight ist ein winziges Restaurant. Es gibt nur drei Gerichte, wir dürfen in die Kochtöpfe gucken und uns was aussuchen. Es duftet endlich mal nach Gewürzen, die ja hierzulande sonst scheinbar so gar keine Anwendung finden. Und richtig lecker ist es auch noch! Geht doch!!! 

 

@ Diana: Stimmt, Einfaches kann so gut sein!

 

 

Da Wäsche waschen zu lassen hier dann doch länger dauert als gedacht (selbst an die Maschine zu gehen, ist ab hier weiter gen Osten wohl nicht mehr gewünscht), kommen wir erst spät wieder auf die Bahn und wir haben noch ein bisschen Krüdelstrecke durch die Berge vor uns bis zu unserem nächsten Etappenziel: ETZATLAN. Ein idyllisches Privatgrundstück mit Palmen und viel Grünzeug wird hier mit ein paar Overlandern geteilt. Mal nichts tun kann so schön sein! Ein bisschen Abwechslung bieten die vielen Leguane, die auf einer Steinmauer Sonne tanken. Manchmal fühle ich mich auch, als hätte ich eigentlich mal ein Reptil werden sollen. So richtig funktionsfähig bin ich auch nur ab einer bestimmten Temperatur. 

 

 

In der Stadt soll es ein schönes Restaurant geben mit authentischem Essen. Wir geben der mexikanischen Küche nochmal eine Chance, die sie - wie sich herausstellt - wieder nicht wirklich verdient hat. Nur der Laden ist ganz hübsch. Viele bunte Farben! Aber das Städtchen überrascht uns positiv. Wir schnacken mit ein paar Leuten in ihren Geschäften, die uns stolz ihre Waren wie z.B. schillernde Showanzüge zeigen. Und dann - gucken wir richtig? - bindet ein waschechter Cowboy sein Pferd direkt vor einer Bar an und geht hinein. Wie skurril ist das denn? Wie im Western hier mitten in Mexico! Als ich ein Foto davon mache, kommt er wieder raus und dreht richtig auf. Mitten auf der Straße zeigt er uns - vom Tequila bereits recht angeschiggert - seine Lassokünste. Darauf folgt eine Demonstration, wie er sein Quarter Horse trainiert hat. Ganz stolz ist er, dass er erst das zweite Mal mit ihm in der Stadt ist und es sich so ruhig verhält. Seine ganze Familie macht was mit Pferden und wir bekommen noch Videos auf dem Smartphone gezeigt, wie er bei Charrerias (dazu später mehr in Guadalajara) auftritt. Währenddessen fahren weiterhin Autos mit lautstark aufgedrehter Mariachi-Musik um uns herum. Es ist total absurd! Eigentlich wollten wir doch heute mal nichts erleben. Kriegen wir irgendwie nicht hin… Aber auf diese Story hätten wir auch nicht verzichten wollen!

 

 

Da wir uns hier in einer TEQUILA-GEGEND befinden, tatsächlich sogar südlich der gleichnamigen Stadt, bekommen wir einen Tipp für ein Tequila-Tasting mit Besichtigung der Anlage auf einem noch völlig untouristischen Hof. Dementsprechend sind wir die einzigen Gäste und dürften theoretisch nach dem Rundgang alles durchprobieren, was hier produziert wird. Die Palette ist ordentlich, die Temperaturen auch und so beschränken wir uns auf ein paar Proben. Da sind ein paar schöne Stöffchen dabei! 

 

In der Nähe steht noch eine alte Rundpyramide, die wir uns ansehen. Das ist für die Gegend wohl eine typische Form gewesen. Hier und dort gibt es aktuelle Ausgrabungsstätten, wo solche Bauten wieder freigelegt werden. Richtig alte Geschichte!

 

Abends nach einem weiteren Besuch in der Stadt denke ich grade „Mensch, gar keinen Cowboy gesehen heute“, da läuft uns eine dicke, große Vogelspinne mit ordentlich haarigen Beinen mitten über den Fußweg! Da ich gerade kein Zoomobjektiv mithabe, „muss“ ich umso näher ran. Aber sicher sind wir uns nicht, ob sie nicht auch springen kann, wenn sie sich auf diese Weise evtl. bedroht fühlt. Aber sie scheint sich nicht an uns zu stören.

 

Hinterher lesen wir im Internet, dass sie sowieso schlecht sehen, nicht springen und ein Biss für einen Menschen mal gerade so wäre wie ein Bienenstich. Trotzdem gut, dass sie auf dem Weg durch die Büsche zum Vulkan hoch nicht auf uns geplumst ist…

 

Auf dem Weg nach Guadalajara machen wir Mittagspause in einem Fluss, der von einer heißen Quelle gespeist wird. Und die Temperatur ist wirklich ordentlich! Auf dem Weg raus kaufen zwei Reiter diesmal direkt mit Pferd bei einem kleinen Supermarkt ein. Da sucht man mühselig ganz Texas und Arizona nach Cowboys ab und hier laufen sie einem ganz von selbst ständig über den Weg!

 

 

In GUADALAJARA gibt’s erstmal einen langen Begrüßungsstau. Jahrelang haben wir genug in Hamburgs Staus rumgestanden. Aaahh, neeee…. Das brauchen wir wirklich nicht mehr! Wir hatten sonst auf der Reise bis auf ganz wenige Ausnahmem immer freie Fahrt. Da macht dann Autofahren wieder Spaß!

Ein öffentlicher Parkplatz mitten in der Stadt soll zum Campen ganz gut geeignet sein, die Besitzer kennen das wohl schon. Und so wird so lange Auto-Tetris gespielt, bis sie ein Plätzchen für uns geschaffen haben. Von hier ist es nicht weit bis zu einigen Bars und Restaurants und auch die historische Innenstadt ist fußläufig erreichbar. Die Stadt hat irgendwie eine Skater-Ausstrahlung. Kann gar nicht sagen, warum genau, wo doch unsere Nachbarschaft doch eher ein paar schicke Häuser in sehr altem Stil beherbergt. So herrschaftliche Villen haben wir bisher in ganz Mexico nicht gesehen!

 

Dafür läuft in unserem für heute auserwählten Restaurant die ganze Zeit lautstark Musik von Eminem. Das Essen ist endlich (!!!!!!) einmal wirklich hervorragend! Nicht mexikanisch, aber vielleicht genau deshalb…

 

 

Beim Stadtbummel springt der Funke nicht so ganz über, obwohl es durchaus schöne Ecken, Bauten und Details gibt. Wir sind auf den Markt gespannt, der recht groß sein soll und wo man quasi alles bekommt, von Arznei bis Zebrafinken, von Tierschädeln bis Showpferdesätteln. Und angeblich tolles Essen an Ständen. Aber was soll ich sagen…: Nä!!! Es ist einfach immer wieder derselbe Scheiß… Tacos und Tortillas in verschiedensten Formen und Konsistenzen, aber immer quasi gleich fade gefüllt, auch wenn es anders heißt. Wie kann man sich bloß so unfassbar einseitig ernähren, wo in diesem Land doch alles wächst und gedeiht und hier auf dem Markt gleich am Nachbarstand ja auch angeboten wird. Benutzen die das nur als Deko, oder was? Langweiliges Essen macht maulig!!! Hoffnung gibt der nächste unmexikanische Restauranttest (nützt nichts, das ist hier in der Stadt leider wirklich teuer, aber es muss hier doch irgendwo was Leckeres geben!). Aaahhhhh! Herrlich! Wie köstlich! Hier ist es wieder schade, nur einen Magen zu haben. Allein schon fürs Schoki-Fondant könnten wir einen allein brauchen. Wieder besänftigt können wir uns jetzt die Kulle kraulen!

 

 

Sonntags ist in dieser Metropole immer Charreria-Tag. Das ist eine Show gewordene Darbietung der sonst täglichen Arbeit der Cowboys. Das geht von Rinder und Fohlen einfangen über Pferdebremswettbewerbe aber auch bis zu Showeinlagen wie Rodeo oder Quadrille-Reiten. Männlein wie Weiblein sind alle ordentlich herausgeputzt und die Damen tragen bunte aufwändige Kleider. Zwischendurch setzt inbrünstig immer wieder die Mariachi-Band mit Musik und Gesang ein. Das Ganze ist echt ein Erlebnis! Es scheint, als wären wir die einzigen ausländischen Gäste. 

Bei ein paar Übungen ist es uns allerdings zuviel, wie sie die Stiere und Fohlen behandeln und wir gehen aus Protest raus.

 

Am Ende war es insgesamt wirklich sehr unterhaltsam, dieses Stück von Mexico einmal live kennengelernt zu haben!

 

 

Der Weg aus der Stadt fühlt sich ampelbedingt ewig an, aber irgendwann sind wir wieder auf freier Strecke Richtung Osten. Morelia fahren wir eigentlich auch nur an, um Wasser zu tanken. Auch hier stellt sich unsere Online-Map als ziemlich dürftig heraus, da die ersten vier Purificadoras einfach mal nicht vorhanden sind, wo sie angezeigt werden. Durch die Krüdelei durch Einbahnstraßen dauert es ganze 2 Stunden, bis wir es dann doch mal geschafft haben, unseren Tank wieder mit Wasser zu befüllen. Nervige Angelegenheit! 

 

Durch Zufall fällt mir gerade ein, die Monarchfalter zu recherchieren, die ja irgendwo in Mexico in Scharen einfallen sollen. Meines Wissens passiert dies im Oktober. Und siehe da, deren Gebiet liegt genau auf unserer Route und ist sogar noch heute erreichbar. Sie bleiben unerwarteter Weise wohl sogar bis Mitte März. Wir haben den 20. Februar. Passt! Juhu!

 

Um dorthin zu gelangen, dauert es dann immer noch mehrere Stunden, da unsäglich viele Serpentinen durch unsäglich viele Dörfer mit unsäglich vielen Topez zu überwinden sind. MINERAL DE ANGANGUEO ist der Ausgangspunkt für das Naturschutzgebiet der Schmetterlinge und wir erreichen es recht spät im Dunkeln und ziemlich müde. Mangels Motivation für eine weitere Stellplatzsuche parken wir für die Nacht einfach mitten im Dorf etwas versteckt neben einer Turnhalle. Scheint keinen zu stören, super! Reicht für heute!

 

 

Im Naturschutzgebiet ist es noch eine 3/4-Stunde Wanderung in ca. 3000 m Höhe hin (schnauf!), bis wir zu den orange-braunen Flattermännern kommen. Nachts hängen sie in dicken Trauben, die wie Laubfärbung aussehen, an den Stämmen und Ästen der Nadelbäume. Wenn die Morgensonne sie dann genug aufgewärmt hat, schwirren sie nach Nahrung suchend umher. Abertausende Monarchfalter schweben leichtflügelig um uns herum. Was für ein Schauspiel! Die besondere Ansammlung von Pflanzen und Blüten dieses Gebiets scheint sie in solchen Mengen anzulocken. Im März fliegen sie dann Richtung USA. Die Nachkommen dieser Generation machen sich dann weiter nach Kanada auf. Und deren Nachfahren wiederum treten den Rückweg erneut gen Mexico an. So viel Strecke für solch zarte Wesen, das ist schon erstaunlich!

 

 

TEOTIHUACAN ist das nächste Ziel, die größte Pyramide des Landes nördlich von MEXICO CITY. Um nicht durch den Moloch der Millionenmetropole fahren zu müssen, gönnen wir uns heute mal die Bezahlautobahn. Jippie, keine Topez und wir kommen sooo schnell voran. Kennen wir in diesem Land gar nicht mehr! Nahe des Eingangs zur Pyramidenanlage übernachten wir auf einer Wiese, die zu einem Restaurant gehört.  

 

 

Möglichst früh sehen wir zu, uns Teotihuacan anzusehen, noch vor dem großen Besucheransturm. Es ist trotzdem schon was los. Das größte Gebäude ist die Sonnenpyramide, die wir über hohe Stufen erklimmen. Oben angekommen, haben wir beste Sicht auf das gesamte imposante Gelände bis zur kleineren Mondpyramide. Es ist hier alles nach Gegensätzen aufgebaut: Sonne und Mond, Tag und Nacht, Leben und Tod, Himmel und Erde. Alle Pyramidenanlagen, egal ob diese oder andere im Land, haben auch immer einen Ballspielplatz, nicht selten damals mit tödlichem Ausgang für den Verlierer der Spiele. Dafür, dass um diese Anlage herum zu ihren Hochzeiten bloß maximal 200.000 Menschen gewohnt haben sollen, wurden hier ganz schön viele Steine zusammengetragen für solch ein riesiges Monument!

Ein kleines Geduldsspiel sind diejenigen, die erst diverse Selfie-Positionen austesten und die Fotos direkt vor dem Motiv stehen bleibend auch noch posten müssen, anstatt wenigstens dann aus dem Bild zu gehen. Dass andere auch noch Fotos machen möchten, scheint in deren Welt irgendwie nicht mehr vorzukommen. Nerv! Eine Erholung davon ist ein kleiner, wenig genutzter Pfad hinter den Pyramiden, wo es wesentlich weniger geleckt aussieht und dadurch aber deutlich ursprünglicher. Was vertrocknetes hohes Gras und Kakteenansammlungen ausmachen!

 

Abends probieren wir nochmal mexikanische Küche aus und siehe da, es gibt doch noch etwas Abwechslung! Und Margaritas mit Mezcal, der rauchigen Tequila-Variante. Lecker!

 

 

Quasi direkt um die Ecke findet am nächsten Morgen ein Pferdemarkt statt. Schon wieder haufenweise Cowboys und diesmal steht ein Pferd sogar vor dem Tankstellenladen. Herrlich!

 

 

Da wir beschlossen haben, zu meinem Geburtstag in Veracruz zum größten Karneval ganz Mexicos zu sein, wollen wir heute Strecke machen. Und wieder entpuppt sich eine vermeintliche Landstraße als ein Feldweg. Ja, das ist der direkteste Weg, aber was soll das? Heute war kein Offroad geplant. Naja, ist ja mit dem Auto kein Problem. Und witziger Weise ist die Schnellstraße, auf die wir dann später kommen, in derselben Stärke in der Online-Karte eingezeichnet. Muss man nicht verstehen, oder? Was wir aber von dort aus im dunstigen Gegenlicht ganz entfernt sehen können, ist eine gar nicht mal so kleine Aschewolke über dem Popocatapetl, dem größten aktiven Vulkan des Landes. Wir sind ganz fasziniert. Vulkanaktivität!!! Wenn wir nicht unseren Veracruz-„Termin“ hätten, würden wir glatt den Umweg zum rauchenden Berg machen. Der Kratersee (LAGUNA ALCHICHICA), an dem wir dann abends landen, ist aber auch sehr schön. Drumherum sind wieder verschiedenste Kakteen und der See selbst ist umrandet von weißen Gesteinsformationen. Und endlich mal kein Hundegebell, kein Straßenlärm und keine Mariachi-Musik!

 

 

Nach VERACRUZ hin geht es vor allem bergab. Und so verändert sich die Landschaft von verdörrtem Hochland in kurzer Zeit zu saftigem Grün mit Palmen und Bäumen mit Frühlingsblüten. Für drei Tage quartieren wir uns ausnahmsweise in einem Hotel ein. In einem karibisch anmutenden Restaurant nahe bei gibt es fantastische Fischgerichte. Für morgens um 7 h (wegen Zeitverschiebung) am Rosenmontag stelle ich mir sogar den Wecker, um den Umzug in Köln und Düsseldorf mitzubekommen. Schon komisch, wenn man in der mexikanischen Karibik bei 28 Grad im Bett liegt und deutschen verregneten, aber trotzdem sehr launigen Karneval ansieht! Alaaf und Helau!

 

Überhaupt war das Wetter wohl zumindest in Hamburg die ganzen letzten Monate immer dann, wenn wir mal in die Wetter-App gesehen haben, sehr traurig. Immer nur Regen und ungemütlich kalt. Sorry Leute, aber hier sind überall gelbe Bällchen... Ich glaub, wir reisen dann lieber...

 

 

Mit einem unfassbar klapprigen Bus, der wohl nur noch durch den Lack zusammengehalten wird, fahren wir in die Stadt. Veracruz ist selbst keine Schönheit, wegen der es sich lohnen würde, anzureisen, aber ein paar alte, hübsche Ecken hat sie dann doch noch. Torben traut sich heute mal zum Friseur, die Mütze muss runter. Erst sieht das alles noch ganz in Ordnung aus, was die Dame da mit ihrer Schere anstellt, aber am Ende sind die Haare nicht nur besonders vorn zu kurz, sondern auch noch schief! Ich will ja nix sagen, aber ich fand ja mein Ergebnis vor einer Weile gar nicht schlecht… Und das auch noch für lau… 

 

 

Dann geht die Sonne langsam unter und es geht los: D’r Zoch kütt! 

Tausende von Leuten sitzen auf den Tribünen entlang der Hafenpromenade, um dem Spektakel beizuwohnen. Völlig unverständlich ist uns die Tatsache, dass sie den Umzug fünf Mal an diesem Wochenende bis Faschingsdienstag durchführen. D.h. Samba-Tanzen etc. über 6 km Strecke in Tanzschuhen und das Ganze gleich ein paar Mal, am besten noch mit Superlaune. Ui, das muss anstrengend sein! Nicht wenigen sieht man es auch an, manche humpeln auch schon etwas. Nichtsdestotrotz ist es ein ziemliches Spektakel mit unfassbar lauter Musik, dass einem die Eingeweide beben. Kein Wunder also, dass die Mexikaner immer so laute Mariachi-Musik hören, wenn alle schon von Kleinauf so dermaßen laut beschallt werden… Viele schillernde Kostüme und Anzüge tanzen an uns vorbei, aber weniger im Sinne von Verkleidung, sondern vielleicht eher wie beim Karneval in Rio. Nach 3 1/2 Stunden verlassen wir geflasht von so viel Eindrücken den Umzug, der immer noch weiter andauert.

 

Zurück im Hotelzimmer nutzen wir das WiFi und sehen noch eine Karnevalsshow aus Köln an. Wenn das mal nicht genug Faschingsinput für einen Tag war!

 

 

Dementsprechend haben wir am nächsten Tag auch gar keine Motivation mehr, nochmal zum Umzug zu gehen. Sie können ja nicht beim fünten Umzug nochmal fitter werden. Wir genießen es, einfach mal am Strand zu bummeln, dem einheimischen Leben zuzusehen und nen Kaffee trinken zu gehen. Ich habe zum Geburtstag eine Piñata bekommen, ein buntes Pappmaschee-Teil, dass es in allen Formen und Farben gibt und das man mit verbunden Augen zu zerkloppen hat, bis die Süßigkeiten herausfallen. Mangels Haken im Hotelzimmer hat Torben sie im Auto befestigt und ich versuche, mit einem Handfeger an den Süßkram zu kommen. Nicht kaputt zu kriegen… Am Ende reißt einfach nur die Schnur ab, aber ich sag mal, der Inhalt ist fällig. Es sind irgendwelche Zuckerteilchen mit - Überraschung! - Chili dran! Aber die Aktion war es wert, ich wollte das unbedingt mal ausprobieren!

 

 

Kurz vor Abfahrt sehen wir in der Hotellobby das erste Mal einen Bericht über das Corona-Virus. Da wir unterwegs so gut wie keine Nachrichten aus Deutschland oder sonstwo verfolgen, haben wir dies bisher nicht mitbekommen. Argentinien misst wohl schon die Temperatur bei denjenigen, die per Flieger einreisen. Hm, was das wohl wieder ist?! Wir machen uns keine weiteren Gedanken, sondern sehen lieber zu, dass wir das Auto auf der Straße halten, denn heute weht ein richtig ordentlicher Wind. Dieser pustet scheinbar auch die ganze Feuchtigkeit des Meeres zu den Bergen, die dadurch komplett in Nebel gehüllt sind. Das ist wohl nicht nur heute so, denn es gibt viele Farne und sonstige Gewächse, die nur so triefen vor Nässe. Sieht ganz toll aus, auch wenn man nicht weit sehen kann. Die Strecke durch diesen Nebelwald besteht rein aus Serpentinen, auf der kein Meter geradeaus führt. Kilometer machen ist hier nicht. Die sonst so allgegenwärtigen Dörfer für einen Übernachtungsstopp sind rar gesäht. Irgendwann erspähen wir doch noch eins. Aber was ist hier denn los? Eine merkwürdige Zeremonie ist hier im Gange. Wir parken direkt vor der offenen Halle und gesellen uns dazu. Es ist das Aschermittwochfest, an dem eine Figur verbrannt wird und mehrere Leute mit Kostüm verkleidet sind. Die Bewohner erlauben uns, hier vor der Halle stehen zu bleiben und wir werden auf ein paar Tamales eingeladen. Abends im Auto hören wir noch den lautstark falsch singenden Troubadix des Dorfes, den - im Gegensatz zum Dorf in Gallien - hier leider keiner stoppt.

 

 

Der nächste Morgen ist immer noch nebelig, aber je höher wir kommen, umso lichter wird das Ganze und plötzlich ist von einer Sekunde auf die andere wieder die Sonne da. Kaum um die nächste Kurve gefahren, wandelt sich der Nebelwald in einen furztrockenen Forst. Keine Farne mehr, dafür hängt herbstbuntes, dröges Laub an den Bäumen. Was für ein Unterschied! Zur Mittagspause auf der Suche nach einer Tortilleria werden wir angesprochen, ausgefragt und eingeladen, bei einem Einheimischen auf dem Grundstück zu übernachten. Aber wir haben für heute ausnahmsweise schon eine Reservierung. Wenig später führt die Straße nach der gefühlt millionsten Kurve auch mal wieder geradeaus und endlich für heute ans Ziel nach TULE. Dieses Örtchen ist für seinen riesigen Baum bekannt, der angeblich (wie an einigen Orten irgendwo) der älteste und größte sein soll. 

 

 

Auf einem kleinen Privatgrunstück eines kanadischen Ehepaars haben wir uns angemeldet, denn hier treffen sich hauptsächlich Overlander, die an ihrem Fahrzeug schrauben wollen oder müssen. In Calvins Werkstatt findet sich alles, wirklich alles, was man zum Basteln am Auto, Zelt o.Ä. benötigt. Er findet auch für jedes Problem eine Lösung oder kennt zur Not jemanden, der helfen kann. So beschäftigen wir uns die nächsten Tage damit, Jumpy eine Toilettenentlüftung zu verschaffen (der Duft nach Rosen war dann doch manchmal unschön…), die Türen des Aufbaus zu isolieren, die nachträgliche hintere Zeltisolierung anzubringen, das Moskitonetz viehzeugdichter zu befestigen, den Rest der Wasserleitung zu isolieren, einige Metallflächen mit Teppich zu versehen, um Kondenswasser zu vermeiden sowie einen Schalldämpfer für die Heizung zu bauen. Viel Zeit vergeht aber auch beim Schnacken mit den anderen Leuten hier und Calvin hat sowieso zu jedem Thema eine Story. Ne echt lustige Runde ist das! Calvin und Leanne wohnen übrigens in ihrem alten Greyhoundbus, der zwischen ihrer Küche und der großen Werkstatt steht. Alles in einem Haus. Verrückt!

 

 

Zwischendurch nehmen wir uns aber wenigstens mal eine Auszeit für den sonntäglichen Markt in TLACALUA. Dort ist ne Menge los. Hier gibt es viele handgewebte Teppiche, Kunsthandwerk, Obst, Gemüse und auch sonst alles für den täglichen Bedarf. Wir probieren das Baracoa, einen Lammeintopf, sind aber mäßig begeistert. Zu lammig das Ganze...

 

 

Eine Woche später schaffen wir es dann auch endlich, zwei Mal nach OAXACA reinzufahren. Die Stadt habe ich von damals noch als ganz toll in Erinnerung. Bunte Häuser, schöne Fenstervergitterungen, viele hübsche Restaurants und Bars machen sie aus und überhaupt hat sie eine Atmosphäre, die sonst keine mexikanische Stadt besitzt.

 

 

Der Markt mitten in der Stadt ist auch sehr angenehm, da er nicht so wuselig ist wie der in Tlacalua, aber ansonsten alles hat, was man sich vorstellen oder auch nicht vorstellen kann. 

 

 

Da Oaxaca berühmt für seine Mole (Gewürzpaste in verschiedenen Farben und Geschmäckern) ist und auch für Mezcal, der überall in der Gegend aus Agaven gebrannt wird, probieren wir das Ganze nochmal im Restaurant und in einer Bar aus. Für den super leckeren Mezcal-Cocktail kann ich dem Barmann sogar noch das Rezept abschwatzen.

 

 

Zwei Tage später nutzen wir die Gelegenheit für lecker Essen und lecker Cocktails nochmal aus, um mit dem Bus in die Stadt zu fahren. Dieses Mal ist vor der Kathedrale ordentlich was los, große Figuren tanzen herum, manche tragen traditionelle Kleider. Eine Hochzeit ist das, stellen wir bald fest. Auf dem großen Ballon stehen die Namen des Brautpaars, das etwas später aus der Kirche kommt, von unglaublich vielen Leuten (wie passen die alle in diese Kirche???) begleitet. Sie ziehen mit dem ganzen feierlichen Gefolge durch die Straßen, die großen Figuren und der Ballon vorneweg.

 

 

Wir kommen langsam zum Ende mit unseren Bastelprojekten und da auch die anderen Overlander weiter ziehen wollen, laden Calvin und Leanne zum Abschied zum gemeinsamen Barbecue ein. Jeder bringt etwas mit und es ist nochmal ein schöner Abend mit allen zusammen. Überhaupt waren die 11 Tage hier sehr angenehm. Auch wenn wir ständig etwas zu tun hatten, war es dennoch erholsam, mal nicht jeden oder jeden zweiten Tag on the road zu sein.

 

 

Wir kommen erst spät von allen los und schauen kurz bei MITLA vorbei, einer alten Ruine mit Kirche davor. Weiter geht’s durch eine Gegend, die an ein vertrocknetes Spanien im Spätsommer erinnert. Wir erklimmen über eine schöne Staubpiste einen Berg, an dessen Hang sich HIERVE EL AGUA befindet, ein aus Kalk versteinerter Wasserfall mit Sinterterrassen und Infinitypool davor. Abends sehen wir uns das nur noch von unserem Platz aus an, den wir für die Nacht auserkoren haben. Dort treffen wir auf ein argentinisch-amerikanisches Paar, das eigentlich per Segelboot um die Welt unterwegs ist, jetzt aber wegen zu starker Winde eine Auszeit an Land nimmt. Zusammen genießen wir noch den orangefarbenen Mondaufgang.

 

 

Morgens wandern wir recht früh zu den Kalkformationen herab, es ist fast noch nichts los. Noch keiner schwimmt im Infinitypool, noch keiner klettert auf den Terrassen herum. So mag ich das! Um den versteinerten Wasserfall von unten zu betrachten, nehmen wir einen Umweg. Es ist ganz schön heiß und getrunken haben wir auch noch nichts. Nur mal eben gucken… Und dann müssen wir auch noch über unzählige Stufen wieder hoch. Uffz! Irgendwie schlägt mir das auf den Kreislauf und dazu stellen sich plötzlich auch noch Schmerzen ein. Auf einem Mäuerchen liegend, weil grade nichts mehr geht, kommt zunächst zufällig eine Ärztin vorbei und gibt mir Schmerztabletten. Wirkt nicht. Später taucht aus dem Nichts eine Heilpraktikerin (oder welche Berufsbezeichnung hier im Land dafür auch immer zutrifft) auf, drückt mir schmerzvoll ein paar Akupunkturpunkte und von einer Sekunde auf die andere ist alles weg und ich kann befreit wieder zum Auto laufen! Und da sag noch einer, alternative Methoden funktionieren nicht! Ich hatte grade den direkten Vergleich! 

 

 

An der Strecke, die von dort wegführt, liegen viele Mezcal-Destillerien, die tatsächlich in der traditionellen Variante die Agavenblätter von einem pferdebetriebenen Mühlstein auspressen und auch die Piñas - die Agavenherzen - immer noch im Erdofen mit Feuer rauchig werden lassen.

 

Ansonsten ist der Weg heute wieder recht kurvig und führt durch trockene Gegenden, entweder mit Agaven bewachsen oder mit Kakteen. Wir finden einen Stellplatz direkt neben einem Fluss. Es wird dunkel. Im Schilf um uns herum blinkt es auf einmal. Die Glühwürmchen beginnen ihre Lichtershow! Wie ewig haben wir bitte keine Glühwürmchen mehr gesehen!!! Vom dunklen Fahrerhaus aus sehen wir uns an, wie sie ihren Artgenossen per Morsezeichen Signale zusenden. Was die sich wohl erzählen…? Parallel starten die Fledermäuse ihren Beutezug auf Mücken. Haut rein, Leute!

 

 

Heute wollen wir zur Pazifik-Küste in der Gegend um SALINA CRUZ runter. Einen Teil davon legen wir auf einer Bezahlautobahn zurück. Was das immer für einen Unterschied macht! Endlich vorankommen! Im Schnellfahrmodus ohne jegliches anderes Fahrzeug auf der Bahn habe ich grade einen sehr mexikanischen Moment. Ich kann mal wieder gar nicht fassen, dass wir mit dem eigenen Auto durch Mexico fahren! Und dass das auch noch weitergeht. Parallel läuft ausnahmsweise mal sehr angenehme einheimische Musik im Radio. Es ist in dieser Laune fast ein bisschen schade, dass wir schon bald Richtung Strand abbiegen müssen.

 

Wir lassen ein Dörfchen hinter uns und stellen uns an eine abgelegene Stelle an den Strand, der sich PLAYA BRASIL nennt. Über den Tag war es schon windig, aber hier werden wir richtig sandgestrahlt! Millionen Sandkörner werden von den starken Böen über den Strand gescheucht. Und die Gischt der großen Wellen, die an Land brechen, wird im goldenen Abendlicht in hohem Bogen wieder Richtung Meer gepustet. Sieht wunderschön aus! Trotz des Windes ist es immer noch sehr heiß und schwül. Nach Sonnenuntergang wird es sogar noch richtig stürmisch und wir müssen trotz Hitze und Schwüle das Dach zumachen, wir haben Angst um unseren Zeltstoff. So garen wir eine Weile im eigenen Saft, bis die Böen sich legen und wir oben wieder aufmachen können. Puh! Nachts haben wir zwar endlich mal wieder keinen Hundelärm, dafür kommt um 3 h morgens ein Typ vorbei und fragt nach Zigaretten. Kann man in diesem Land eigentlich auch mal in Ruhe schlafen???

 

 

Morgens wollen wir möglichst schnell los, denn vor uns liegt eine Strecke, die sehr windberüchtigt ist. Das ist die schmalste Stelle des Landes zwischen dem Golf von Mexico und dem Atlantik. Und zwischen den Bergketten pfeifen wohl gerne solche Böen, dass dann regelmäßig LKWs umkippen, Dachzelte von den Fahrzeugen weggerissen werden oder sogar die Strecke gesperrt wird. Zum Glück hält sich das bei uns heute in Grenzen und wir kommen gut voran. Wir gelangen in den Bundesstaat Chiapas und es stehen mal wieder abenteuerliche Geschichten über Polizei- und Militärkontrollen im Netz. Mir geht die Muffe, aber als wir dort angelangt sind, ist an der einen Kontrolle niemand da und bei der anderen werden wir freundlich angelächelt. Puh, was man sich immer für Sorgen macht, wenn man mal was im Internet liest. Das ist Fluch und Segen zugleich. Wir bekommen durch die App Infos über Stellplätze irgendwo in der Pampa oder über sonstige Gegebenheiten, von denen wir profitieren, weil wir sonst viel mehr Zeit des Tages für organisatorische Dinge verwenden müssten. Auf der anderen Seite lesen wir dadurch auch manche unangenehme Dinge, die vielleicht auf andere zutrafen, wir es aber wieder ganz anders erleben. So auch hier! Wir erreichen unbehelligt einen Canyonrand mit Zugang zu einem Wasserfall.

 

 

Morgens klettern wir die 700-800 Stufen die Schlucht hinab zum Wasserfall. Dieser liegt noch im Schatten und auch das Wasser ist angenehm kühl. Wir verbringen hier eine Weile und haben die schöne Szenerie ganz für uns. Der Weg hinauf dagegen ist bei der Hitze eine enorm schweißtreibende Angelegenheit und wir sind froh, dass es - wieder oben angekommen - kalte Duschen gibt.

 

 

Von TUXTLA GUTIERREZ aus, einem städtischen Moloch ohne Charme, führt eine Straße hoch zum Rand des SUMIDERO CANYON mit immer wieder anderen Überblicken über die Schlucht. Das Licht ist nicht so sehr der Knaller, es ist dunstig heute und die Sonne steht schon recht tief. So machen wir da nicht viel von und fragen, ob wir uns vor den Eingang dieser Nationalparktraße für eine Übernachtung stellen dürfen, da hier zumindest kein Durchgangsverkehr ist. Hunde bellen natürlich auch hier…

 

 

Heute erreichen wir SAN CRISTOBAL DE LAS CASAS. Es viel los in der Stadt, die deutlich touristischer geworden ist, aber durch ihre gedrungenen, farbenfrohen Häuserzeilen mit Tonziegeln immer noch viel Charme besitzt. Es sind aber trotz vieler Besucher überhaupt gar keine Chinesen hier. In Oaxaca übrigens auch schon nicht. Das fällt auf. Erst ein paar Tage später erfahren wir, dass sie wegen des Corona-Virus gerade gar nicht reisen dürfen. Guck, keine Selfiestick-Paraden zu erwarten in der nächsten Zeit… Langsam wird’s wohl doch ein größeres Thema, dieses Virus. Wir informieren uns nun einmal, was er denn überhaupt für eine Krankheit auslöst. Ignorieren kann man das Thema offensichtlich nicht mehr. So viel, wie darum gemacht wird, erwarte ich so etwas wie Ebola. Und was steht dann da auf der Seite des Robert Koch Instituts? Reine Grippesymptome, in schweren Fällen mit Atemnot. Ich kapier’s nicht. So viel internationales Bohei um eine Grippe??? Auch wenn bisher das Virus unbekannt ist und wohl auch aggressiver. Bei der fast jährlichen Influenza sterben weltweit ja auch zigtausende von Menschen. Das ist unzweifelbar schlimm, aber das ist den Medien ja auch keinerlei Meldung wert. Warum denn nun jetzt? Wirklich haltbare Infos existieren auch kaum auf seriösen Seiten. Hier in Mexico merkt man jedenfalls davon überhaupt nichts und alles scheint weit weg.

 

Wir freuen uns statt dessen über eine Bäckerei, die Vollkornbrot und Croissants anbietet! Wie köstlich! Mal wieder leckeres Brot, das was wiegt und sich nicht plattdrücken lässt wie ein Schwamm! Ansonsten laufen hier viele indigene Frauen klamottenbeladen herum und versuchen, diesen Berg an den Mann zu bringen. Deren Kinder sind auch oft dabei, teilweise werden sie auf die Straße zum Betteln geschickt. Chiapas ist ein armes Bundesland und das hat seine Ausprägungen. Viele Hippies haben sich ebenfalls eingefunden, die offenbar ihrem alten Leben abgeschworen haben und lieber auf einer Decke in der Fußgängerzone selbstgebastelten Schmuck verkaufen. Ein John-Lennon-Lookalike sitzt auch dort… 

 

Abends gehen wir indisch essen, wir hatten mal wieder Lust auf ordentlich Gewürze…

 

 

Die folgende Route führt uns über noch viel mehr Topez, als wir bisher jemals auf einer Strecke hatten. Ob ein Dorf vorhanden ist oder nicht, egal: Achtung Hubbel! Und zwar von der fiesesten Sorte. Bisher waren sie immer angemalt und es wurde brav per Schild darauf hingewiesen. Damit es es nun wohl vorbei. In Asphaltfarbe und gerne noch im Schatten von Bäumen versteckt, schütteln sie uns gerne durch oder bremsen uns alle Nase lang aus. 


Wir fahren durch Zapatista-Land, einer Separatisten-Gruppe mit eigenen Gesetzen und eigener Polizei. Die machen wohl auch mal gerne, was sie wollen. Aber außer von ein paar Schildern am Straßenrand bekommen wir davon nichts mit. Gut so! Ende der Tagesetappe sind die LAGUNAS DE MONTEBELLO, eine Seenlandschaft mit tiefblauen Seen mit fast karibisch anmutenden Sandbänken und Ufern. Wir bleiben zwei Nächte, um mal wieder ein bisschen Ruhe reinzubringen.

 

 

Wieder verändert sich die Landschaft. Vor ein paar Tagen war’s noch furztrocken, dann gab es viel Nadelwald im Hochland, heute wird’s wieder tropisch. Immer was Neues! Nun fahren wir direkt an der Grenze zu Guatemala entlang, wir können quasi fast hinspucken. Dementsprechend haben sie hier diverse Militärkontrollen installiert. Im Gegensatz zu allen sonstigen Gegenden werden wir ausnahmsweise mal nicht durchgewunken. Aber die Leute sind sehr freundlich, sind glücklich, dass sie Spanisch mit uns reden können und fragen respektvoll, ob sie hinten in den Aufbau und in verschiedene Fächer sehen dürfen. Gefühlt auch eher aus Neugier als aus der Absicht, möglicherweise geschmuggelte Drogen bei uns aufzuspüren. Nachdem ich ihnen erzählt habe, was wir mit Jumpy alles vorhaben und wo wir in ihrem Land schon damit waren, freuen sie sich nen Keks und lassen uns weiterziehen. Die nächste Kontrolle verläuft ähnlich und bei den anderen werden wir - wie immer - durchgewunken. 

 

Die Straße ist in schlechtem Zustand. Ganz viele Schlaglöcher, auch manchmal ganz unerwartet. An manchen Stellen artet das fast in ein Tänzchen der Autos aus, die versuchen, sich darum herum zu schlängeln. Strecken wie diese dauern. Dementsprechend kommt ein wunderschöner, türkiser Wasserfall mit idyllischer Flusslandschaft als Anlass für eine Pause sehr gelegen. Auch am Abend sind wir glücklich, als wir ganz spontan bei einer Farm auf den Hof fahren und dort auf dem großen Gelände über Nacht stehen bleiben dürfen. Typisch tropisch sind die Temperaturen hier und da wir sowas überhaupt nicht gewöhnt sind, schwitzen wir den Rest des Abends fleißig vor uns hin.

 

 

Der Farmbesitzer ist begeistert von den Bildern, die ich von ein paar Pferden und seinem Hof gemacht habe. Daher lädt er uns ein, tags darauf noch ein bisschen zu bleiben, damit ich noch weitere Fotos von den Tieren und der Arbeit auf dem Hof schießen und Torben dazu noch ein paar Drohnenbilder machen kann. Er würde die Ergebnisse dann auch gern bekommen. Ha, guck mal, mein erster Fotoauftrag! Er hätte sogar dafür bezahlt, aber da wir hier für lau stehen dürfen und er sich auch noch viel Zeit nimmt, uns alles zu zeigen, machen wir das auch so. 

 

 

Nachmittags machen wir uns aber dennoch auf weiter gen FRONTERA COROZAL, dem Ausgangspunkt für einen Pyramidenbesuch. Hier werden wir von einer Horde Brüllaffen begrüßt, die damit auf sich aufmerksam macht, dass sie zeitgleich von den Bäumen herunterpinkelt, fast auf unsere Köpfe. Watch your head… Da dies eine vom Aussterben bedrohte Art ist, lassen wir ihnen das mal durchgehen...

 

 

Hier treffen wir auf ein Paar aus Holland, Hans und Hank, die uns erstmal darüber aufklären, was gerade in Bezug auf Corona los ist. Wir haben seit San Cristobal überhaupt keinen Empfang mehr gehabt und sind daher ziemlich ahnungslos über die neuen Entwicklungen in Deutschland und Europa. Und was hören wir da? Hamsterkäufe, kein Klopapier mehr, Regale leer, Panikanfälle, Massenhysterie. Hä? Wir verstehen die Welt nicht mehr. Ist wohl tatsächlich alles nicht so harmlos. Nichtwissen und Naivität waren in der letzten Zeit irgendwie viel schöner… Hans und Hank wissen wegen der zunehmenden Grenzschließungen und immer weniger werdenden Flüge auch gar nicht, ob sie Anfang April (in drei Wochen) überhaupt nach Hause fliegen können. Aber sie nehmen’s mit Humor. Wird schon, sagen sie. Hm, und bei uns steht ja auch bald die Verschiffung und der Flug nach Kolumbien an. Was wird da denn nun von? Gebucht haben wir noch nichts, aber das war ja nunmal der Plan.

 

Das, was wir aber im Moment tun können, machen wir dann auch. Nämlich mit den beiden Holländern am frühen Morgen ein Boot nehmen und eine 3/4-Stunde auf dem Grenzfluss zwischen Mexico und Guatemala zur MAYA-PYRAMIDE YAXCHILAN fahren, die man nur über diesem Wege erreichen kann. Guatemala hat heute den ersten Tag die Grenzen geschlossen. Naja, zumindest mit einem Absperrband zum Fluss hin. In Yaxchilan sind wir die einzigen und die gesamte Anlage wirkt so, als würden wir sie gerade neu entdecken: Enge, fledermausbehangene Eingänge, schiefe, verfallene Stufen, wurzelüberwachsene Bauten, kein manikürter Rasen, sondern wilder Dschungel mit durch die Äste kletternden Brüllaffen, ordentlich Hitze und Schwüle und das Licht der frühen Tageszeit schaffen pures Indiana-Jones-Feeling! Das ist ganz faszinierend! Fehlt nur noch, dass wir einen Stein bewegen und dann fährt eine Wand auf oder so…! Gaaaanz toll!!!!! Sollten wir sonst keine Pyramide in diesem Land mehr zu sehen bekommen, besser als bei dieser hier kann’s auch gar nicht mehr werden!

 

 

 

 

<<< USA


Kommentare: 7
  • #7

    aloha200 (Donnerstag, 23 April 2020 18:50)

    hi bruderherz, feliz cumpleaños querido hermano!!! muchos felices regresos disfrutan de la jungla con mexcal y tucanes. schnappsleiche auf mexikanisch. mmh. lass dich feiern ! stay classy, schwesterherz

  • #6

    Toddy (Donnerstag, 23 April 2020 00:15)

    Happy Birthday, dear Torbi! Shake Games! :-)

  • #5

    Ilona und Achim (Freitag, 17 April 2020 22:05)

    Wir hoffen, dass es euch Beiden gut geht. Corona hat Mexico inzwischen ebenfalls erreicht. Seid bitte vorsichtig! Hoffentlich könnt ihr bald eure Weltreise gesund fortsetzen. Alles Gite,

  • #4

    Muddi und Vaddi (Freitag, 20 März 2020 15:06)

    Wunderbare Farben, tolle Sonnenuntergänge und dieses Türkis!!! Schön, dass Ihr immer wieder nette Leute kennen lernt. Weiterhin viel Spaß.

  • #3

    Toddy (Samstag, 07 März 2020 07:05)

    Zitat: "Fühlt sich komisch an, so glatter Teer"
    Ihr werdet nie wieder auf einer B75 zurecht kommen :)
    Grüße und Shake Bohnenmus!

  • #2

    Uschi und Wolfgang (Montag, 24 Februar 2020 13:31)

    Hey ihr Weltbummler!Heure ist Rosenmontag in old Germany.Weißt du noch Inga,wie wir immer alle gefeiert haben?Vielen Dank für eure tollen Bilder und Berichte!Weiter guteFahrt und viel Spaß!Lg.aus Rautheim!�uschi und wolfgang

  • #1

    Nela und Josef Kroh (Montag, 17 Februar 2020 20:52)

    Es ist einfach toll, danke für den weiteren Reiseverlauf und den super Fotos. Weiterhin viel Spass und alles Gute für euch Zwei