Bei der Entscheidung, in welches südeuropäische Land wir eigentlich zuerst reisen wollen, hat der Blick auf die Wettervorhersage geholfen. Bereits seit Wochen andauernde Regenfälle in Venedig,
ebenfalls Dauerregen in Kroatien und die insgesamt ja nun doch schon kühlen Temperaturen lassen unsere Entscheidung auf Frankreich fallen, wo es im Süden momentan noch meist sonnig und
einigermaßen warm ist. Da liegt Luxemburg auf dem Weg.
Ganz erstaunlich finde ich gerade mal den Grenzübergang ins Örtchen mit dem putzigen Namen WASSERBILLIG. Da fährt man einfach über eine
Brücke und schon ist man ohne jegliche Formalitäten in einem anderen Staat. Die letzte Brücke, die auf unserer Reise eine Grenze markiert hat, war zwischen Mexico und Guatemala und wir haben 6
1/2 Stunden gebraucht, um es dort mit allem Papierkram inkl. temporärem Fahrzeugimport hinüber zu schaffen. Und hier: einfach rüber und fertig, inkl. gleicher Währung! Der Ort Schengen, in dem
dieses herrliche europäische Abkommen geschlossen wurde, liegt gar nicht so weit entfernt von hier. Unfassbar, dass es tatsächlich Menschen gibt, die ihren Staat lieber wieder abschotten wollen…
Wir campieren gleich hinter der Grenze, nicht ohne vorher noch einen Tankstop gemacht zu haben. Buchstäblich auf den letzten Tropfen rollen wir an die Zapfsäule. Zu Zeiten von 1,75 € pro Liter
Benzin auf der deutschen Seite freut man sich schon über 1,50 € auf der luxemburgischen. Trotzdem zahlen wir für eine Tankfüllung immer noch locker über 100 €. Das macht echt keinen Spaß. In
Lateinamerika haben wir den noch für umgerechnet 35 € voll bekommen! Seufz!
Auf dem durchaus klassischen Campingplatz genießen wir noch die letzten warmen Sonnenstrahlen. Da wissen wir noch nicht, dass es für die nächsten Wochen erstmal das letzte bisschen Wärme gewesen
sein soll. Die abendliche Beleuchtung sieht schon ein bisschen französisch aus, da sie dem nahenden Nachthimmel ein warmes gelbes Licht entgegenleuchtet anstatt ein kaltes weißes. Ersteres finde
ich immer viel charmanter!
Ein bisschen denkwürdig ist die wenig vorhandene Kommunikation auf dieser Art Übernachtungsplätzen. Außer mit einem sehr netten Paar aus der Pfalz kommen wir mit quasi niemandem ins Gespräch. Auch wenn man im Vorbeigehen die anderen Camper grüßt, kommt gern mal nix zurück. Nur zwischen denjenigen, die schon ewig auf ein und denselben Platz zurückkehren und dann schon Leute kennen, scheint eine Unterhaltung stattzufinden. Vielleicht kommen wir mit unserem Jumpy auch einfach zu exotisch für diese Gefilde daher, keine Ahnung...
Das wieder besser gewordene Wetter nutzen wir aus, um mit dem Zug (Öffis sind in diesem Land alle kostenfrei!!) in die Hauptstadt LUXEMBURG
zu fahren. Sowohl die Hinweisschilder, die Durchsagen als auch die Gesprächsfetzen von Mitreisenden lassen deutlich werden, dass dieses Land eindeutig sowohl von Deutschland, Belgien und
Frankreich umgeben ist. Was für eine Sprache, was für ein Kauderwelsch! Das klingt ja ganz schräg! Von allem etwas. So wirkt auch die Stadt und auch sonst das, was wir von dem kleinen Land zu
sehen bekommen. Ein bisschen was von allem.
In der Innenstadt treffen wir auf ein seltsames Phänomen vor dem Großherzoglichen Palast. Zwei Wachleute laufen abwechselnd je zwei Mal mit steifer Mine, strammem Schritt und Gewehr bei Fuß am
Gebäude auf und ab, trampeln dann nochmal energisch auf der Stelle, um dann das Prozedere dem Kollegen zu überlassen und selbst währenddessen reglos vor dem Wachhäuschen zu stehen. Hm… Was treibt
einen Menschen an, so einen Job zu machen…??? Rätselhaft!
Ein plüschiges Café mit lauter alten Büchern und Malereien lädt zu einem Käffchen ein, der Appetit wiederum treibt uns in ein Restaurant, in dem das Personal ein bisschen überfordert mit den
vielen Leuten ist und wir hier dementsprechend ewig verweilen, bis wir all die kleinen Prozesse des Essengehens durchlaufen dürfen. Aber wir haben es ja nicht eilig. Die Innenstadt ist gut
besucht, es ist Sonntag, alle haben Zeit, sich mit Leuten zu treffen. Ansonsten wirken das Stadtbild selbst und die Atmosphäre allgemein nicht wirklich lebendig und es springt nicht so ganz der
Funke über. Irgendwie denkt man ja auch, dass all das Geld, dass in diesem Steuerparadies angelegt wird, sich auch im Gesamtbild wiederfinden müsste. Mehr Schickimicki, mehr Gedöns, mehr Glas
oder zumindest edle "Briefkästen"... Nicht, dass ich das dann alles schöner finden würde...
Das war es auch fast schon wieder mit unserem Luxemburg-Besuch. Wir hauen noch unseren zweiten Tank voll und schauen mal kurz in REMMICH vorbei, in dessen Nähe Torbens Schwester mal ein paar Jahre gewohnt hat. Aber da es auch hier immer mal wieder regnet und kalt ist, zeigen wir dem Ort ebenfalls die kalte Schulter und fahren an der Mosel entlang gen Frankreich.
FAZIT LUXEMBURG:
Aufenthalt: 3 Tage
gefahrene km: 40
gesamte km: 32.713
Tja, kann man mal machen, wenn’s auf dem Weg liegt, aber so wirklich überzeugt hat uns Luxemburg bei dieser Stippvisite nicht. Vielleicht haben wir aber auch noch zu wenig von diesem kleinen Land gesehen, um es wirklich beurteilen zu können. Es hat ein bisschen was von all seinen Nachbarn, aber dabei nichts wirklich Eigenes. Also verlassen wir mit wehenden Fahnen und vollen Tanks das Land.
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Toddy (Montag, 27 Dezember 2021 15:43)
Jetzt bin ich wieder eingelesen. Schöne Fotos, schönes Luxemburg, schöne Grüße!